Wohnungsbau-Genehmigungen fallen erneut - Trendwende erst 2025?

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Berlin (Reuters) - Ein Ende der Baukrise in Deutschland ist noch nicht in Sicht: Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen setzte sich im Februar fort.

Ihre Zahl sank um 18,3 Prozent oder 4100 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 18.200, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im Vergleich zum Februar 2022 gab es sogar einen Einbruch von 35,1 Prozent. Teure Materialien und gestiegene Finanzierungskosten schrecken viele potenzielle Häuslebauer und Investoren ab.

"Bei den Baugenehmigungen zeichnet sich noch keine Bodenbildung ab", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Das ursprüngliche Ziel der Bundesregierung, wonach jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen in Deutschland entstehen sollen, liege nun für diese Legislaturperiode in unerreichbarer Ferne. "Das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen entspricht nur etwas mehr als 200.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr", sagte Dullien. Eine Trendwende sei erst 2025 zu erwarten, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen spürbar gesenkt habe und dies auf die Baunachfrage durchschlage. Die Währungshüter haben ihren Leitzins zur Eindämmung der Inflation auf das Rekordniveau von 4,5 Prozent heraufgesetzt, was die Baufinanzierung verteuert hat. Im Juni wird mit einer ersten Zinssenkung gerechnet.

"IN DER ABWÄRTSSPIRALE"

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) - der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft - will so lange nicht warten. "Der Wohnungsbau steckt in einer Abwärtsspirale. Es geht nicht mehr so weiter", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. Die Bundesländer müssten endlich ihren Teil der Verantwortung sehen und die Grunderwerbsteuer senken. Diese fällt beim Kauf einer Immobilie oder eines Grundstücks an und wird von den Bundesländern bestimmt. Der Steuersatz lag im vergangenen Jahr zwischen 3,5 Prozent des Kaufpreises in Bayern und 6,5 Prozent in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen in den beiden ersten Monaten des Jahres mit 35,1 Prozent im Vergleich zum Januar/Februar 2023 auf 6100 am stärksten aus. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 15,4 Prozent auf 2200 gemeldet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern - der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart - verringerte sich die Zahl der Genehmigungen deutlich: Hier ging es um 21,5 Prozent auf 18.600 nach unten.

Eine deutliche Besserung ist vorerst nicht in Sicht. Im deutschen Wohnungsbau ist aktuell fast jedes fünfte Unternehmen von stornierten Aufträgen betroffen. Im März klagten 19,6 Prozent darüber, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Firmenumfrage herausfand. "Die Lage im Wohnungsbau bleibt angespannt", sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. "Zu den Stornierungen kommen zu wenig neue Aufträge hinzu." Im März meldeten 56,2 Prozent der Betriebe einen Auftragsmangel.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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