EU-Handelskammer - Europäische Firmen zunehmend unzufrieden mit China

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Peking (Reuters) - Die europäischen Unternehmen verlieren zunehmend das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort China.

Sie bewerten ihre Geschäftsaussichten so schlecht wie noch nie, wie die dortige EU-Handelskammer am Freitag zu ihrer seit 20 Jahren durchgeführten Umfrage unter Mitgliedsunternehmen mitteilte. Mehr als jeder vierte Betrieb schätzt das Wachstumspotenzial mittlerweile pessimistisch ein, während 44 Prozent mit einer sinkenden Profitabilität rechnen.

Nur 13 Prozent sehen in China derzeit ein Top-Investitionsziel. 2023 waren es 16 Prozent, im Corona-Jahr 2021 sogar 27 Prozent. Hauptgrund sind die schlechteren Konjunkturaussichten. 55 Prozent sehen darin eine Herausforderung. "Die Aufhebung der pandemiebedingten Kontrollmaßnahmen stimmte die Unternehmen zunächst optimistisch", erklärte die Kammer. "Es wurde jedoch bald klar, dass es keine schnelle wirtschaftliche Erholung geben würde." Hinzu kämen strukturelle Probleme Chinas - von der schleppenden Nachfrage über die steigende Staatsverschuldung bis zur ungelösten Immobilienkrise.

Mehr als jede zweite Firma will ihre Kosten senken, etwa durch Stellenabbau. Nur noch 42 Prozent wollen ihr China-Geschäft ausbauen - so wenige wie nie. "Es gibt besorgniserregende Anzeichen dafür, dass europäische Unternehmen ihre Aktivitäten in China entweder einstellen oder ihre Ambitionen zurückschrauben", sagte der Präsident der EU-Handelskammer in China, Jens Eskelund. "Die chinesische Regierung signalisiert zwar immer wieder ihre Absicht, das Geschäftsumfeld zu verbessern. Aber wir brauchen jetzt konkrete Maßnahmen, um das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen."

Fast 40 Prozent der Befragten gaben an, dass die schwächelnde chinesische Wirtschaft ihre größte geschäftliche Herausforderung ist. Das verlangsamte Wachstum der Weltwirtschaft wird nur von 15 Prozent problematisch gesehen. "Die Unternehmen verlagern weiterhin Investitionen, die ursprünglich für China geplant waren, auf alternative Märkte, die als berechenbarer, zuverlässiger und transparenter angesehen werden", teilte die Handelskammer weiter mit. Investitionsentscheidungen würden nicht leichtfertig getroffen. "Es wird daher nicht möglich sein, dies über Nacht umzukehren."

Der EU-Handelskammer in China gehören große Konzerne wie BASF, Maersk, Siemens oder Volkswagen an. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Roland Berger durchgeführt.

(Bericht von Joe Cash und René Wagner, redigiert von Thomas Seythal. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com.)

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