Hamburger Hafenlogistik-Konzern HHLA bekommt Krise im Roten Meer zu spüren

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Berlin (Reuters) - Im Endspurt zum Einstieg der Großreederei MSC bei der HHLA muss der Hamburger Hafenlogistik-Konzern einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen.

Der Betriebsgewinn (Ebit) des börsennotierten Teilkonzerns Hafenlogistik schrumpfte im ersten Quartal um gut ein Viertel auf 13,7 Millionen Euro. "Schiffe erreichten die Häfen verspätet, was sich auch auf die Containerterminals und die Hinterlandverkehre der HHLA auswirkte", erklärte Konzernchefin Angela Titzrath am Mittwoch. Die HHLA ist der wichtigste Hafenbetreiber der Hansestadt. Unterdessen äußerte der Chef des dänischen Großreeders Maersk, Vincent Clerc, Zweifel an dem Standort Hamburg, dem größten Seehafen Deutschlands.

In der HHLA-Quartalsbilanz zu Buche schlug vor allem, dass im Vorjahreszeitraum noch aufgelöste Rückstelllungen für Schiffsverspätungen an den Hamburger Container-Terminals das Ergebnis positiv beeinflusst hatten. Dieses Jahr führte dagegen die Krise im Roten Meer zu deutlichen Verzögerungen und Ausfällen an Standorten des Hafenbetreibers. Nach Angriffen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen meiden Reedereien das Rote Meer und den Suezkanal - den kürzesten Seeweg von Südostasien nach Europa. Die Frachter fahren stattdessen um Afrika herum.

Durch die Verwerfungen im Schiffsverkehr reduzierten sich die Umschlagmengen im HHLA-Hafen im italienischen Triest deutlich. Der Container-Terminal in Odessa ist mit Blick auf die Volumina ein Totalausfall, seit dort kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 auf behördliche Anweisung der seeseitige Umschlag eingestellt werden musste. Dass die HHLA das Umschlagsvolumen ihrer internationalen Häfen dennoch um 12,7 Prozent steigern konnte, hat das Unternehmen seinem Terminal in Tallin in Estland zu verdanken, wo das Geschäft brummte.

ABSCHLUSS VON MSC-HHLA-DEAL VERZÖGERT SICH

An seinem Stammsitz profitierte die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) von einer vorübergehend längeren Verweildauer von Containern, was die Erlöse aus Lagergeld erhöhte und den Umsatz stützte. Insgesamt konnte der Umsatz des börsennotierten Teilkonzerns mit 354,9 Millionen Euro fast stabil gehalten werden. Die HHLA habe insgesamt zu spüren bekommen, dass andauernde Krisen und zunehmende geopolitischen Spannungen die Weltwirtschaft weiter belasteten, so Titzrath. Der Hamburger Hafen insgesamt, in dem auch Eurogate aktiv ist, musste im vergangenen Jahr beim Container-Umschlag einen Rückgang um rund sieben Prozent hinnehmen.

In den schwierigen Zeiten für Deutschlands größten Hafen steigt die weltgrößte Reederei MSC bei der HHLA ein. Mehrheitseigentümerin bleibt die Stadt Hamburg, die aber Anteile an MSC abgibt. Die Hamburger Bürgerschaft und die EU-Kommission müssen dem Vorhaben noch zustimmen. Vorausgesetzt, dass es von beiden grünes Licht gibt, wird der Abschluss der Transaktion laut HHLA derzeit für das dritte Quartal 2024 erwartet. Zunächst war noch das zweite Quartal angepeilt worden.

"Hamburg ist nicht das natürliche Tor zur Welt", sagte Maersk-Chef Clerc der "Zeit" laut Vorabbericht. Allein das notwendige Ausbaggern der Fahrrinne koste mehr als 100 Millionen Euro jedes Jahr. "Das ist enorm viel Geld, wenn man bedenkt, dass 100 Kilometer entfernt ein leistungsfähiger Hafen mit ausreichend Tiefgang ist: Bremerhaven." Dieser Hafen sei günstiger und verfüge über moderne, leistungsfähige Anlagen. Clerc räumte ein, dass er nicht neutral sei, weil Maersk Anteile am Hafen in Bremerhaven hält.

Maersk ist nach MSC die zweitgrößte Reederei der Welt und der künftige Partner von Hapag-Lloyd, dem anderen großen Schifffahrtskonzern der Hansestadt. Der HHLA-Deal mit dem Rivalen MSC war bei Hapag-Lloyd zunächst nicht gut angekommen. Hapag-Lloyd zeigte sich offen dafür, künftig mehr Ladung in Wilhelmshaven oder Bremerhaven umzuschlagen. Hapag ist am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven beteiligt.

(Bericht von Elke Ahlswede, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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