Russen rücken im Nordosten vor - Selenskyj sagt Auslandsreisen ab

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(Weitgehend neu)

Kiew/Moskau (Reuters) - Angesichts der Offensive der russischen Invasionstruppen im Nordosten der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj seine für diese Woche geplanten Besuche in Spanien und Portugal abgesagt.

Der Präsident habe Anweisung gegeben, alle in den nächsten Tagen anstehenden internationalen Termine zu annullieren und neu zu planen, teilte sein Sprecher Sergii Nykyforow am Mittwoch via Facebook mit. In den Kampfgebieten verbuchten die Russen weitere Geländegewinne und näherten sich der Großstadt Charkiw an.

Selenskyj sollte bei dem für Freitag geplanten Besuch in Madrid gemeinsam mit dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez ein Sicherheitsabkommen unterzeichnen. Auch ein Treffen mit König Felipe war geplant. Spanien und Portugal gehören wie die anderen EU-Staaten zu den Unterstützern der Ukraine, wenngleich es Kritik gibt, die Regierungen in Madrid und Lissabon täten nicht genug bei der Lieferung von Waffen.

"DIE LAGE IST ÄUSSERST SCHWIERIG"

Das russische Militär eroberte unterdessen in der Region um die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw zwei weitere Ortschaften. Die Truppen hätten die Kontrolle über Hlyboke und Lukianzi übernommen, teilte das Verteidigungsministerium im Moskau mit. In anderen Gegenden der Region gebe es schwere Kämpfe. In der ukrainischen Grenzstadt Wowtschansk geraten die ukrainische Verteidiger nach eigenen Angaben zunehmend unter Druck. "Die Lage ist äußerst schwierig", erklärte der örtliche Polizeichef Olexij Charkiwskyj auf Facebook. Russische Truppen hätten Stellungen in den Straßen der Stadt bezogen.

Russland hatte am vergangenen Freitag eine neue Offensive in der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine begonnen und damit neben dem Osten und Süden eine dritte Front eröffnet. Ziel ist offenbar ein neuer Großangriff auf die Millionenstadt Charkiw, die nach der russischen Invasion vom 22. Februar 2022 von ukrainischen Truppen zurückerobert werden konnte. Ziel der Russen ist offenbar die Errichtung einer Pufferzone im Grenzgebiet, um ukrainische Angriffe auf russisches Territorium zu erschweren.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau konnten die russischen Truppen auch im Süden der Ukraine in der Region Saporischschja Gelände gewinnen. So sei dort die Ortschaft Robotyne eingenommen worden. Die russische Flugabwehr habe zudem ein ukrainisches Kampfflugzeug vom Typ MiG-29, 40 Drohnen und zahlreiche Raketen aus US-Produktion abgeschossen. Auch ein ukrainischer Luftangriff auf die Stadt Sewastopol auf der annektierten Halbinsel Krim sei abgewehrt worden, teilte der von Russland eingesetzte Gouverneur der Hafenstadt, Michail Raswoschajew, über seinen Telegram-Kanal mit. Reuters konnte die Angaben nicht überprüfen.

Einen Zwölf-Punkte-Plan Chinas zur Beendigung des Krieges wurde von Russlands Präsident Wladimir Putin begrüßt. "Wir bewerten Chinas Ansatz zur Lösung der Ukraine-Krise positiv", sagte Putin vor einem Besuch in China laut einer auf der Kreml-Website in russischer Sprache veröffentlichten Transkription eines Gesprächs mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. "In Peking versteht man wirklich die Ursachen der Krise und ihre globale geopolitische Bedeutung." Konkrete Details zu dem Plan sind bislang nicht bekannt.

(Bericht von Yuliia Dysa, Tom Balmforth, Reuters Büro Moskau; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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