Aktien kaufen? Nicht bei uns.

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Dass einige Banken und Sparkassen vor allem auf dem Land keinen Bock mehr haben, den Schmidts und Müllers auch Aktien zu verkloppen, hat man schon mal hören können. Begründungen u. a.: zu aufwendig, zu bürokratisch und dann auch noch zu gefährlich (wenn die Kunden hinterher meckern). Selbst die so erfolgreichen ETFs sind bei manchen Instituten voll unbeliebt, weil damit nix verdient wird. Nee, lieber unsinnige Sparprodukte an Mann und Frau bringen - damit kennen sich die Bankangestellten und ihre Kunden auch besser aus. Außerdem Investmentfonds, die aktiv gemanagten Klassiker, anbieten und dabei die hohe Vertriebsprovision - genannt Ausgabeaufschlag - kassieren. Denn es gibt offenbar immer noch genug Bundesbürger, die nicht kapiert haben, dass es längst einen lebhaften Kostenwettbewerb und daher diverse Möglichkeiten gibt, die Gebührenbelastung wirklich niedrig zu halten.

Total schlimm und ärgerlich ist es aber, wenn fortgeschrittene Sparer, die sich endlich zu Anlegern weiterentwickeln wollen, von ihren Finanzinstituten davor abgehalten werden. Am Rande des Düsseldorfer Börsentags konnte man einige Fälle aufschnappen, wonach sich Banken förmlich geweigert haben, ihren Kunden Aktien als Direktanlage anzubieten. Dabei ging es dem Vernehmen nach nicht einmal darum, dass Herr Schmidt oder Frau Müller nicht die angesagte Risikoklasse hätten. Vielmehr klang es so, als würden sich mittlere und kleinere Institute zunehmend nicht nur aus der aktiven Beratung, sondern eben auch aus dem Verkauf von Aktien zurückziehen. Unglaublich.

Als alter Beobachter der Szene greifst du dir doch an den Kopp, denn klar ist, dass eine solche Entwicklung volkswirtschaftlich schädlich ist (Und: Ist das überhaupt rechtens?). Da wird seit Jahrzehnten über die hierzulande fehlende Anlegerkultur bzw. Aktienkultur geklagt. Da schreiben sich Wirtschaftsjournalisten immer wieder die Finger wund, um der Bevölkerung sinnvolles Investieren anstelle von falschem Sparen näher zu bringen (nicht nur, aber besonders in einer Null-Zins-Ära). Da fordern Wirtschaftsverbände und andere Institutionen wie das DAI unverdrossen mehr politische Unterstützung für eine breite Beteiligung am Produktivkapital unserer Wirtschaft, also den Unternehmen. Aber an der Front, da wo Angebot und Nachfrage zusammentreffen, fehlt die Unterstützung, werden sogar Hürden aufgestellt. Es ist in Deutschland schwer genug, den klassischen risikoscheuen Sparer von den langfristigen Vorzügen der Aktie (trotz ihrer Kursschwankungen) zu überzeugen. Wer kapiert schon, dass Aktien über viele Jahre hinweg sogar sicherer sind als Anleihen und sich daher insbesondere für die private Vorsorge eignen. Im Interesse aller müssen wir Aktienfans also weiter aufklären, aufklären, aufklären.

Von zwei Leuten auf dem Börsentag hab ich gehört, wie sie konkret auf die Aktien-Ablehnung ihres Instituts reagiert haben: Alle Konten abgeräumt und zu einer Direkt-Bank gewechselt. Moderne Online-Banken und Fintechs bieten meist sogar Beratung. Meine Empfehlung: So sollten sich auch andere Anleger verhalten, möglichst viele!

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