Alternative Fondsstrategien: Liquid Alternatives: Die besten Fonds, die interessantesten Neuauflagen

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An den Aktienbörsen wird es zunehmend brenzlig, während Anleihen meist nur noch zinslose Risiken bieten. Immer mehr Anleger greifen daher zu alternativen Anlagestrategien. Die neuen Kassenschlager versprechen stabile und zugleich vorzeigbare Renditen.

Auch ein Milliardär hat es nicht immer leicht. Schon gar nicht, wenn die Börse schwächelt. Der Absturz der chinesischen Aktienkurse hat zum Handelsauftakt 2016 die meisten wichtigen Börsenindizes auf dem Globus mit sich in die Tiefe gezogen. Und damit auch das Vermögen der Superreichen erheblich schrumpfen lassen. Das weltumspannen-de Börsenbeben riss der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge in der ersten Handelswoche ein stattliches Loch von nahezu 180 Milliarden Euro in die Bilanzen der 400 vermögendsten Menschen.

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Statt schneller Erholung folgten Nachbeben. So nahm das Vermögen von Amazon-Chef Jeff Bezos bis zum Ende der dritten Januarwoche um umgerechnet 6,5 Milliarden Euro ab, nicht zuletzt wegen der gesunkenen Aktienkurse des weltgrößten Online-Händlers. Für Bezos wohl kein Anlass zu großer Sorge. Laut Bloomberg-Ranking bleibt er mit 48,7 Milliarden Euro der viertreichste Mensch auf dem Planeten. Allein sein Barvermögen umfasst 2,4 Milliarden Euro. Einen kaum kleineren Fehlstart als Bezos hat der reichste Mann der Welt hingelegt: Bill Gates besaß am 22. Januar 5,4 Milliarden Euro weniger als noch zu Silvester. Hungern muss der Microsoft-Gründer deswegen nicht, er verfügt noch über 72,2 Milliarden Euro.

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Streuen schützt gegen Rückschläge

Angesichts von Reserven in Milliardenhöhe mag den Schwerreichen der finanzielle Verlust vernachlässigbar erscheinen. Dennoch bleibt ihre Strategie, große Aktienpakete einer Handvoll Unternehmen zu halten, anfällig für herbe Rückschläge.

Auf keinen Fall scheint sie für normal situierte Menschen geeignet, die ihr Vermögen selbstverständlich breiter streuen sollten. Dem folgen Anleger zunehmend - Investmentfonds, die in mehrere Anlageklassen wie etwa Aktien, Renten oder Währungen zugleich investieren, stellen hierzulande seit vielen Jahren die Bestseller des Fondsvertriebs.

Doch nach den jüngeren Turbulenzen verlieren zahlreiche Mischfonds an Glanz. An ihre Stelle könnten alternative Investmentfonds treten, die ebenfalls der europäischen Investment-Richtlinie Ucits entsprechen. Diese haben das Zeug zum neuen Verkaufsschlager: Seit Anfang 2015 stieg ihr verwaltetes Vermögen bereits um rund ein Drittel auf 326 Milliarden Euro. Verglichen mit 2013 hat sich der Bestand damit nahezu verdoppelt.

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Zuflüsse in Milliardenhöhe

Die Nachfrage ist mittlerweile so groß, dass etliche Portfolios nach Zuflüssen in Milliardenhöhe bereits keine weiteren Gelder mehr annehmen, um die Renditechancen ihrer Anteilseigner nicht einschränken zu müssen. Der Blackrock European Absolute Return (WKN: A0R LB7) oder der Pictet Total Return Agora (A11 71C) sind nur zwei Beispiele für Fonds, die wegen ihres Erfolgs schließen mussten. Vom Schweizer Vermögensverwalter Pictet heißt es, die Warteschlange der Investoren sei so lang, dass der Agora, sollte er sich für neues Kapital öffnen, seine Tore umgehend wieder schließen müsste.

Was genau macht diese auch unter dem Fachbegriff Liquid Alternatives bekannten Fondsprodukte dermaßen attraktiv? Ihr größter Pluspunkt ist es, dass sie sich nur selten im Einklang mit den anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen entwickeln, also kaum mit diesen korreliert sind. Das erreichen ihre Manager, indem sie beispielsweise Teile des Fondsvermögens in weniger liquide Anlagen investieren, auf sinkende Kurse setzen oder mit einem Hebel anlegen.

Obwohl Liquid Alternatives Hedgefonds-Strategien nutzen, sind sie durch die Anpassung an die Ucits-Regeln täglich handelbar. Das macht sie zusätzlich attraktiv und auch für Privatleute mit kleinem Geldbeutel geeignet. Dass die Nachfrage aktuell so dramatisch ansteigt, ist allerdings der außergewöhnlichen Situation auf den Kapitalmärkten geschuldet. "Anleger stehen vor zunehmenden Herausforderungen", sagt Simon Fox, leitender Investment-Spezialist bei Aberdeen Solutions. So erschwere nicht nur das anhaltende Niedrigzinsumfeld die Suche nach rentablen Kapitalanlagen. Viele Investoren seien zudem über den aktuellen Zustand der Aktien- und Rentenmärkte und die zukünftig möglicherweise stärkeren Korrelationen zwischen den Anlageklassen besorgt. Fox: "Vor diesem Hintergrund hat die Nachfrage nach alternativen Investmentstrategien deutlich zugenommen, weil Anleger ihr Kapital besser streuen wollen."

Mit dem Aberdeen Alternative Strategies bietet auch die britische Fondsgesellschaft einen regulierten Zugang zu alter-nativen Investments an. Eine ganze Reihe unterschiedlicher Investorentypen zeigt Fox zufolge großes Interesse: "Privatbanken und Vermögensverwalter suchen ebenso wie Multi-Asset-Fondsmanager Anlagen, mit denen sie die Portfolios ihrer Kunden diversifizieren können." Seit der Auflegung im August haben Investoren mehr als 500 Millionen Euro eingezahlt.

Flüssig, reguliert und handelbar

Als wichtigste Gründe für den Absatzerfolg sieht Fox die große Liquidität, das umfassende Regelwerk sowie den unkomplizierten Handel der Anteile. Dass anderen alternativen Anlagestrategien, die nicht den Ucits-Standards genügen, momentan regulatorischer Gegenwind in Form von neuen Richtlinien entgegenbläst, hält der Aberdeen-Experte für einen weiteren Wettbewerbsvorteil der Liquid Alternatives.

Das sieht David Saunders genauso. Der Manager des Franklin K2 Alternative Strategies will wie seine Kollegen bei Aberdeen gleich ein ganzes Bündel von Anlagestrategien in nur einem Portfolio vereinen: "Wir bieten Privatanlegern den Zugang zu mehreren Strategien und Managern an, auf die unsere institutionellen Kunden schon seit annähernd 20 Jahren Zugriff haben." Die Fondsgesellschaft Franklin Templeton hat die von Saunders mitgegründete Gesellschaft K2 Advisors 2012 übernommen. Der Franklin K2 Alternative Strategies ist im September 2014 als erstes Produkt daraus hervorgegangen und inzwischen knapp eine Milliarde Euro schwer.

Zu den mitwirkenden Hedgefonds-Managern zählen unter anderem Graham Capital Management, Lazard Asset Management sowie Wellington Management Company. Saunders verteilt das Fondsvermögen auf die einzelnen Manager und ihre unterschiedlichen Strategien. Deren immens große Bandbreite reicht von offensiven, auf Aktien basierenden Ansätzen bis hin zu Renten-Investments, die mit der Kombination unterschiedlicher Anleihetypen und Schutzmechanismen eine besonders ruhige Wertentwicklung anstreben.

Anleihe-Strategien besonders stabil

Die will beispielsweise auch der alternative Anleihefonds Blackrock Fixed Income Strategies erreichen; 3,8 Prozent jährliche Rendite gehen mit einer Volatilität von lediglich 1,6 Prozent einher. Fixed-Income-Strategien sollen verglichen mit Multi-Asset-Lösungen für gewöhnlich niedrigere Risiken und einen noch besseren Schutz gegen fallende Märkte sorgen. Blackrock-Manager Michael Krautzberger hütet in dem 2009 aufgelegten Fonds knapp 5,7 Milliarden Euro. Um den schwankungsarmen Wertzuwachs zu gewährleisten, kommen in großem Umfang Derivate zum Einsatz, die es unter anderem möglich machen, auf sinkende Anleihekurse zu setzen. Ansonsten bedeuten Zinssteigerungen im Umkehrschluss einen Kursverlust. Und ein solcher droht nach der Zinswende in den USA: "Alternative Fixed-Income-Strategien bieten auch bei steigenden Zinsen schwankungsarme Renditen", sagt Michael Busack, Geschäftsführer und Gründer von Absolut Research. Die Hamburger Analysten sind darauf spezialisiert, alternative Fondsstrategien für institutionelle Investoren zu prüfen.

Mit Long-Short-Ansätzen haben Anleger nach Busacks Einschätzung auch in einem beständigen Umfeld marginaler Zinsen die Chance, Erträge zu erzielen: "Da die Zinsen selbst nach dem ersten Zinsschritt bislang weiter niedrig sind und in Europa auch noch weitaus länger so bleiben dürften, sind die Aussichten bezüglich laufender Erträge ansonsten gering."

So ganz haben Anleger ihr Herz indes noch nicht für alternative Bond-Fonds entdeckt. Zwar konnten diese 2015 ihr verwaltetes Vermögen nach Daten von Absolut Research bis Dezember um rund 12 Prozent auf 94,8 Milliarden Euro steigern, bleiben damit aber hinter anderen alternativen Angeboten zurück.

Aktien am stärksten

Am besten sind bei Investoren jüngst alternative Aktien- und Multi-Asset-Strategien angekommen; keine andere Produktgruppe auf dem Fondsmarkt wächst derzeit schneller. Gemischte Alternatives legten um mehr als die Hälfte zu und managen aktuell einen Bestand von 117,6 Milliarden Euro. Das verwaltete Vermögen alternativer Aktienfonds stieg auf mehr als 97 Milliarden Euro, gut 57 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

In Sachen Performance lagen Aktien-strategien Absolut-Research-Chef Busack zufolge von Jahresbeginn bis Anfang Dezember 2015 mit einer Rendite von durchschnittlich 3,1 Prozent vor allen übrigen alternativen Anlagestrategien. Zum Vergleich: Alternative Rentenfonds notierten in diesem Zeitraum nahezu unverändert. Anteilswerte von Fonds, die auf Währungen oder Rohstoffe setzen, gaben im Schnitt sogar mehr als 2 Prozent nach. Verglichen mit dem aktuellen Plus europäischer Aktienindizes wie dem deutschen Dax oder dem europäischen Euro Stoxx 50, die im gleichen Zeitraum rund 15 Prozent zugelegt haben, fällt der Abstand jedoch groß aus.

"Die Heterogenität alternativer Strategien sorgt regelmäßig dafür, dass sich auch in Zeiten positiver Marktentwicklung im Mittel eher bescheidene Ergebnisse einstellen", erklärt Busack, der mit "Absolut Alternative" eigens eine Analyse für den Bereich regulierter alternativer Anlagestrategien erstellt hat.

Der UBS Equity Opportunity Long short gehört mit 14 Prozent Plus in den zurückliegenden zwölf Monaten zu den renditestärksten Fonds. Auf Sicht von drei Jahren kann Fondsmanager Max Anderl einen jährlichen Wertzuwachs von 13,3 Prozent vorweisen. Dafür schwankt die Wertentwicklung aber stärker als bei vielen Wettbewerbern, Anteilseigner mussten 9,4 Prozent Volatilität akzeptieren. Das Marktgeschehen spielt für Anderl nur eine untergeordnete Rolle: "Als Long-short-Investoren sind wir nicht unbedingt auf steigende Märkte angewiesen."

In der Autoindustrie sowie im Rohstoffsektor hält Anderl mehr Short- als Long-Positionen, geht also von überwiegend sinkenden Kursen aus. "Die Angst vor einer Abkühlung der chinesischen Konjunktur belastet vor allem die Branchen, die vom makroökonomischen Wachstum abhängig sind", meint der UBS-Experte.

Kontrollierte Defensive

Weniger offensiv legt der Loys Global L/S an, seine Volatilität beträgt nur 4,7 Prozent. Der Fonds profitiert von steigenden Kursen, soll aber dank seiner Short-Positionen das defensivste Angebot der Oldenburger Fondsboutique Loys sein, wie Vorstand und Fondsmanager Ufuk Boydak erläutert: "Der Loys Global L/S strebt eine moderate Aktien-Performance bei geringerer Volatilität an, ohne dabei signifikanten Rücksetzern ausgesetzt zu sein. Aktien werden mit Aktien gesichert, weshalb wir den Fonds als strukturell risikoärmer ansehen." Das klappt gut, selbst marktneutrale Fonds, die vollkommen unabhängig vom Börsengeschehen laufen sollen, weisen oftmals keine besseren Risikokennziffern auf.

Und wie schaut es mit der Kernkompetenz der Alternativen aus, scharfe Korrekturen am Aktienmarkt abzumildern? Im Sommer 2015 sorgten einsetzende Turbulenzen wie aktuell zum Jahresstart für einen Stresstest, Investoren sahen sich mit kräftigen Kursverlusten und sprung-haft steigender Volatilität konfrontiert. Der größte Abschwung des Euro Stoxx 50 betrug bis Ende August gut 18 Prozent. Ucits-konforme Long-short-Aktienfonds verloren in der Spitze nur 6,9 Prozent, Portfolios mit europäischem Anlagefokus sogar nur 5,2 Prozent. Busack ist sich sicher: "Der August lieferte einen weiteren Beweis dafür, dass alternative Aktienstrategien die Auswirkungen derartiger Rückschläge im Portfolio mindern können."

Die Volatilität des Aktienmarkts habe sich auf 23 Prozent, die der Long-short-Aktienfonds lediglich auf 6 Prozent belaufen. Gleiches gilt für den höchsten Tagesverlust: Der Euro Stoxx 50 verlor am 24. August 5,4 Prozent, alternative europäische Aktienfonds gerade einmal 1,7 Prozent. Zum Jahresauftakt 2016 konnten alternative Aktienstrategien ihre Abwehrkräfte abermals demonstrieren. Der Loys Global L/S gab zum Beispiel in den ersten zwei Wochen des Jahres nur rund ein Prozent nach, der Weltaktienindex MSCI World dagegen verlor mehr als 9 Prozent.

Profis wollen Alternativen

Solche Ergebnisse überzeugen professionelle Anleger. Ihr Interesse an Investments, die sich möglichst unabhängig von Aktien- und Rentenmärkten entwickeln, nimmt laut einer Studie von Natixis weltweit zu. Demnach erwarten institutionelle Investoren, dass politische Ereignisse, Chinas Konjunkturschwäche sowie steigende Zinsen Unruhe auf den Finanzmärkten hervorrufen werden.

Daraus schlussfolgern die Profianleger, mehr auf alternative Lösungen setzen zu müssen. Mehr als die Hälfte, 56 Prozent, geht davon aus, dass sich diese Strategien besser als im Vorjahr entwickeln werden. Konkret geben 41 Prozent der Befragten an, bis Ende 2016 den Anteil auszubauen.

"In Zeiten politisch geprägter Börsen wird es schwieriger, diversifizierende Bausteine für ein Portfolio zu finden", bestätigt Daniel Lösche, Investment-Analyst bei Schroders. Diese Tendenz zeige sich bereits seit Beginn der Finanzkrise und dürfte auch in Zukunft anhalten, so Lösche. Die Korrelation zwischen Aktien und Renten steige gerade in turbulenten Phasen an: "Ein Problem, das Anleger künftig mehr und mehr fordert. Denn wer ein ausgewogenes Depot will, kann sich nicht mehr allein auf eine reine Mischung aus Aktien und Renten verlassen." Alternatives-Kenner Busack teilt diese Einschätzung, sofern es sich um professionelle Anleger handelt: "Das Absatzpotenzial ist umso größer, je institutioneller ein Investor ist. Das Thema ist komplex und für einen normal vermögenden Privatinvestor schwer zu greifen." Der dramatische Jahresauftakt dürfte den Trend zu breit gestreuten Investments jedenfalls weiter befeuern.

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