Amazon schockiert Börse mit tiefroten Zahlen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Investoren verlieren die Geduld mit Amazon. Nach einem überraschend hohen Verlust im dritten Quartal und einem vagen Geschäftsausblick stürzt die Aktie an der Wall Street nachbörslich regelrecht ab.

Der weltgrößte Online-Händler Amazon schockt die Anleger mit tiefroten Zahlen. Für das dritte Quartel meldete der Konzern am Donnerstag ein Minus von unter dem Strich 437 Millionen Dollar (345 Mio. Euro). Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte der Fehlbetrag noch bei 41 Millionen Dollar gelegen.

Die Investoren straften die Aktie für den hohen Quartalsverlust ab. Im nachbörslichen Handel am Donnerstag erlitten die Wertpapiere einen Kurseinbruch von über zehn Prozent auf rund 220 Euro. Damit notierten die Amazon-Aktien mittlerweile deutlich über dem Jahreshoch von knapp 300 Euro aus dem Januar.

Hohe Abschreibungen auf Fire Phone

Amazon-Anleger sind rote Zahlen gewöhnt. Der Online-Händler investiert aggressiv um seine Marktposition auszubauen und erweitert beständig seine Geschäftsfelder. Damit tanzt Amazon jedoch auf immer mehr Hochzeiten, und die Kosten schießen entsprechend in die Höhe.

Zu dem deutlichen Verlust im dritten Quartal trug eine Abschreibung von 170 Millionen Dollar auf das erst im Sommer herausgekommene erste Amazon-Handy Fire Phone bei. Das groß angekündigte Smartphone wurde bisher nicht zum Verkaufsschlager und bekam auch schlechte Kritiken in der Fachpresse.

Für Ernüchterung bei den Anlegern sorgte zudem der Ausblick auf das Schlussquartal 2014. Für die Monate Oktober bis Dezember konnte Amazon überhaupt keine klare Prognose geben. Die Vorhersage beim operativen Ergebnis liegt zwischen einem Minus von 570 Millionen Dollar und einem Gewinn von 430 Millionen Dollar.

Investoren verlieren Geduld

In den vergangenen Jahren kaufte die Börse Amazon-Chef Jeff Bezos die Wachstums-Story ab und belohnte dessen Investitionsbereitschaft mit kräftigen Kurssteigerungen. Doch inzwischen scheinen die Investoren die Geduld verloren haben.

Bezos hat sich voll und ganz der Kundschaft verschrieben und nimmt viel Geld in die Hand, um “das Konsumentenerlebnis einfacher und stressfreier denn je” zu machen. Das kurbelt den Umsatz an. Von Juli bis September stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 20,6 Milliarden Dollar.

Amazon brachte zuletzt neben dem Fire Phone auch die TV-Box Fire TV in Deutschland auf den Markt und erneuerte die Produktfamilien seiner Tablet-Computer sowie E-Book-Lesegeräte. Im Geschäft mit Cloud-Diensten wird der Wettbewerb mit Rivalen wie Google und Microsoft schärfer. Im vergangenen Quartal kaufte Amazon zudem für knapp eine Milliarde Dollar die Video-Website Twitch, auf der Gamer Live-Mitschnitte vom Spielverlauf veröffentlichen können.

Finanzchef Tom Szkutak kündigte in der Telefonkonferenz nach Vorstellung der Zahlen aber an, dass Amazon grundsätzlich an den hohen Investitionen festhalten werde. Der Konzern wisse aber, dass er mit Vorsicht überlegen müsse, in welche Geschäfte man das Geld stecke.

OnVista/dpa-AFX
Foto: Ken Wolter/shutterstock.com

Meistgelesene Artikel