ANALYSE/Julius Bär: Aktien bleiben trotz Rekordständen weiter attraktiv

dpa-AFX · Uhr (aktualisiert: Uhr)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Aktien sind nach Ansicht der Schweizer Bank Julius Bär trotz immer neuer Rekordstände im S&P-500-Index , Dow Jones Industrial oder Dax weiterhin attraktiv. Vor allem solche aus europäischen Peripherie-Ländern wie Spanien und Italien hätten in den kommenden Jahren Aufholpotenzial, sagt Christian Gattiker-Ericsson, Chefstratege und Leiter Research am Mittwoch in Frankfurt. Besondere Chancen sieht er dabei für den Bankensektor dieser Länder.

Für den deutschen Leitindex bleibt Gattiker-Ericsson zwar ebenfalls positiv eingestellt, doch je mehr die Krisenstimmung in der Eurozone weiche, desto mehr wachse auch wieder das Vertrauen in andere Märkte. Der Julius-Bär-Experte nennt das den "Musterschülereffekt", unter dem der Dax als Barometer für Qualitätsaktien nun leide. Daher sieht er dessen Aufwärtspotenzial bis zum Jahresende nur noch bei rund 400 Punkten oder vier Prozent. "10 300 Punkte erwarten wir", sagt er. Mit Blick auf das Vorjahr 2013 ist das recht wenig, denn für 2014 würde dies ein Plus von knapp 8 Prozent bedeuten. 2013 dagegen hatte der Dax um satte 25 Prozent zugelegt.

Den EuroStoxx 50 sieht Gattiker-Ericsson 2014 bei 3300 Punkten fair bewertet, was ein Jahresplus von rund 6 Prozent wäre, nachdem er 2013 um knappe 19 Prozent gestiegen ist. Für den spanischen Ibex-35-Index sieht er ein Jahrespotenzial für 2014 von rund 12 Prozent auf 11 100 Punkten und für den italienischen FTSE MIB eines Potenzial von insgesamt 17 Prozent auf 22 100 Punkte.

Der Chefstratege von Julius Bär fühlt sich mit "so kurzzeitigen Prognosen" allerdings nicht wirklich wohl. Lieber ist ihm der längerfristige Blick samt der Geduld zum Aussitzen von Kursschwankungen. Zu den Risiken für seine Index-Prognosen im Allgemeinen rechnet er geopolitische, wie aktuell etwa die Krisen im Irak oder auch in der Ukraine. Speziell für den Dax sieht er Risiken vor allem durch Geschäftsaktivitäten deutscher Konzerne in Schwellenländern wie Brasilien und der Türkei. Kommt es in diesen Ländern wegen der dortigen Zahlungsbilanzungleichgewichte oder der Währungsprobleme zu Verwerfungen, "dann ist Deutschland sofort dabei", sagt Gattiker-Ericsson.

Zurzeit allerdings ist von ernsthafter Krisenstimmung nichts zu spüren. Die Volatilität - die Schwankungsbandbreite an der Börsen - ist gering, und der langsame, aber beständige weltweite wirtschaftliche Aufschwung lasse Raum für weitere Kursanstiege. Selbst im Dax also, wo laut Gattiker-Ericsson die Gesamtmarkt-Rendite sinkt, gibt es einzelne Branchen und Aktien, die sich trotz vermeintlich hoher Bewertung vom Markt abkoppeln und überdurchschnittlich steigen können. Solches Potenzial haben seines Erachtens etwa die Papiere von Adidas , SAP oder auch Fresenius . Unter den Branchen sieht er den Pharmasektor als einen mit besonders großem Potenzial; und das nicht nur wegen der demographischen Entwicklung, sondern auch mit Blick auf die Produktpipelines und die Bewertung.

Die Argumentation von Börsenskeptikern, die wegen der nominalen Rekordstände wichtiger Indizes wie S&P 500 und Co. sagen, dass Aktien mittlerweile teuer seien, hält er für nicht stichhaltig: "Wenn etwas teuer ist zurzeit an den Finanzmärkten, dann sind das die Festverzinslichen. Die Risikoaufschläge von Staatsanleihen kompensieren kaum mehr die Einzelländerrisiken und bei den Unternehmensanleihen zeichnet sich eine Überhitzung ab." Die Aktienentwicklung werde hingegen weiter gestützt von der Wirtschaftserholung, der Geldpolitik der Notenbanken und der sich inzwischen abzeichnenden Erholung der Kreditschöpfung im Bankensektor. Hinzu kämen eine nur sehr moderate Inflation und niedrige Zinsen./ck/la

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