Bargeld-Debatte: Deutsche hängen an Scheinen und Münzen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ein Leben ohne Bargeld? Lieber nicht. Die Mehrheit der Deutsche möchte nicht auf Scheine und Münzen verzichten. Skeptisch ist auch die Bundesbank.

Die Pläne der Bundesregierung zur Einführung einer Obergrenze bei Barzahlungen sorgen für weiter für Gesprächsstoff. Selbst in den eigenen Reihen ist das Vorhaben umstritten. Gestern hatte sich Hans Michelbach (CSU), Obmann der Unionsfraktion im Bundestagsfinanzausschuss, gegen das Vorhaben ausgesprochen. Unterstützung bekam er aus der Opposition. Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz sieht in dem Vorstoß einen „fundamentalen Angriff auf den Datenschutz und die Privatsphäre“. Mit ihrer Ablehnung haben die beiden Politiker eine große Mehrheit der Deutschen hinter sich.

Wieine repräsentative TNS-Emnid-Umfrage für den “Focus” ergab, wollen 79 Prozent der Deutschen nicht auf Bargeld verzichten. Nur jeder Fünfte (21 Prozent) der gut 1000 Befragten könnte sich ein bargeldloses Leben vorstellen.

Die Bundesregierung erwägt wie andere europäische Länder eine Obergrenze für Zahlungen mit Bargeld einzuführen. Im Gespräch ist ein Limit von 5000 Euro. Zudem prüft die Europäische Zentralbank (EZB), ob es weiterhin große Scheine wie die 500-Euro-Note geben soll. Befürworter solcher Maßnahmen erhoffen sich, auf diese Weise Geldwäsche, Schwarzarbeit und Terrorfinanzierung einzudämmen.

Widerspruch von der Bundesbank

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist in diesem Punkt skeptisch, wie er bereits vor einigen Tagen der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” gesagt hatte: “Glauben Sie, dass kriminelle Handlungen deshalb unterbleiben, weil es den 500-Euro-Schein nicht mehr gibt? Inwieweit ein Verbot von größeren Bargeld-Transaktionen illegale Aktivitäten unterbindet, ist ebenfalls eine offene Frage.”

In der “Bild”-Zeitung (Freitag) warnte Deutschlands oberster Währungshüter nun: “Es wäre fatal, wenn die Bürger den Eindruck bekämen, dass ihnen das Bargeld nach und nach entzogen wird.” Weidmann bekräftigte: “Der Bürger soll selbst entscheiden können, ob er lieber Bargeld nutzen oder bargeldlos bezahlen möchte.”

Gerade in Deutschland ist Bargeld beliebt, wenngleich elektronische Alternativen seit Jahren tendenziell zulegen. “Bargeld wird verschwinden, klar. Aber ich glaube nicht, dass ich hier noch sitzen werde, wenn es passiert”, sagte der Chef von Europas größter Direktbank ING-Diba, Roland Boekhout, am Freitag in Frankfurt. “Ich halte die aktuelle Diskussion für etwas populistisch. Den 500-Euro-Schein können wir abschaffen und es wird nichts passieren.” Auch Boekhout warnte: Schaffe man Bargeld zu schnell ab, könnte das zur Folge haben, “dass Bürger das Vertrauen in eine Währung verlieren”.

Weiterlesen im OnVista Blog: Wo das Zahlen mit Bargeld begrenzt ist

OnVista/dpa-AFX
Foto: hikpic/shutterstock.com

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