Börse Frankfurt hat sich zum Marktführer für Anleihen entwickelt

Börsen-Zeitung · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der noch junge Markt für börsenplatzierte Anleihen kleiner und mittelgroßer Unternehmen in Deutschland hat im Jahr 2013 weiter an Fahrt aufgenommen. Mit 36

neuen Emissionen konnte der Vorjahreswert von 32 Neuzugängen noch einmal übertroffen werden. Zum Jahreswechsel waren bereits 100 Anleihen mit einem tatsächlich platzierten Volumen von über 4 Mrd. Euro an allen fünf deutschen Börsensegmenten notiert.

Auch der börsliche Handel im Sekundärmarkt hat weiter zugenommen. Allein im Entry Standard für Anleihen hat das Handelsvolumen von 2012 auf 2013 um gut 250% auf 820 Mill. Euro zugelegt. Beeindruckende Werte, wenn man bedenkt, dass die Börsensegmente Ende dieses Jahres erst ihren vierten Geburtstag feiern. Gleichzeitig hat sich allerdings auch die Anzahl der Insolvenzen erhöht, wobei hier insbesondere Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche betroffen waren. Hier zeigt sich deutlich der Charakter eines Hochzinsmarktes: Hohe Kupons - im Entry Standard für Anleihen im Median bei 7,3% - bedeuten hier ganz klar auch ein höheres Risiko für den Investor.

Der Entry Standard für Unternehmensanleihen richtet sich deshalb vorwiegend an professionelle Investoren, die das Risiko durch eine gründliche Analyse der Unternehmen einschätzen und tragen können. Die Platzierung der Anleihe wird zum großen Teil von den begleitenden Banken in Form von Roadshows organisiert, wobei über den Handelsplatz Börse Frankfurt selbst versierte Privatanleger die Möglichkeit zur Zeichnung der Papiere haben.

Im Frankfurter Entry Standard für Unternehmensanleihen werden beispielsweise ca. 90% des Emissionsvolumens der Anleihen von professionellen Investoren gezeichnet. Von den 2013 im Entry Standard emittierten Anleihen konnten rund zwei Drittel bereits während der Zeichnungsphase vollständig platziert werden. Der Markt in Frankfurt funktioniert und professionelle Investoren fragen die Anleihen intensiv nach. Außerdem resultiert aus den Marktsoundings und diversen Roadshow-Terminen, die die begleitenden Banken mit den Emittenten vor der Emission durchführen, dass die Anleihen mit einem objektiven Risiko-Rendite-Verhältnis gepreist werden. Hiervon profitieren auch die Privatanleger.

Die hohe Nachfrage der Anleihen wird durch die Infrastruktur am Handelsplatz der Börse Frankfurt optimal unterstützt. Der Anschluss an ein internationales Investorennetzwerk ermöglicht es Unternehmen, von einer breiten Anlegerbasis zu profitieren und nicht nur private Investoren, sondern auch Profis zu erreichen. Des Weiteren kommt den Emittenten auch die enge Verzahnung des Entry Standard für Anleihen und des Entry Standard für Aktien in Frankfurt zugute.

Da im Anleihen- und im Aktiensegment vergleichbare Transparenzpflichten gelten, ergeben sich Synergien für Emittenten und Investoren. Mit dem Prime Standard für Anleihen besteht außerdem ein weiteres Angebot zur Fremdkapitalfinanzierung über die Börse, das sich für große mittelständische und international agierende Unternehmen anbietet. In diesem Segment für großvolumige Anleihen ab einem Emissionsvolumen von 100 Mill. Euro werden aktuell elf Bonds gehandelt.

Die Struktur des Segments, die internationale Anbindung, aber auch die Reputation der Börse Frankfurt und das langfristig ausgelegte Konzept sind zentrale Faktoren dafür, dass sich dieser Handelsplatz zum Marktführer für Anleihen kleiner und mittelgroßer Unternehmen entwickelt hat. So fanden knapp drei Viertel der Neuemissionen im Jahr 2013 im Entry Standard in Frankfurt statt. Und der Trend setzt sich auch im neuen Jahr fort: Die beiden bundesweit einzigen im ersten Quartal begebenen Anleihen werden ebenfalls im Entry Standard gehandelt. Die Zeichnung der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig Anleihe mit einem Volumen von 25 Mill. Euro musste bereits nach wenigen Stunden geschlossen werden, da die Schuldverschreibung mehrfach überzeichnet war. Auch die erstrangig besicherte GEWA Projektanleihe konnte mit einem Volumen von über 30 Mill. Euro erfolgreich platziert werden.

Der Grund für die stark verhaltene Emissionstätigkeit 2014 sind definitiv die Insolvenzen flankiert von einer kritischen Öffentlichkeit, die wir von Seiten des Deutsche Börse Cash Market sehr begrüßen, weil wir keinen Hype wie zu Zeiten des Neuen Marktes auslösen wollten. Wir möchten mit dem Entry Standard für Anleihen Unternehmen die Möglichkeit bieten, Fremdkapital über den Kapitalmarkt aufzunehmen und zwar nachhaltig.

Professionelle Investoren sehen dies ähnlich und lassen sich durch die jüngsten Insolvenzen nicht abschrecken. Vielmehr schätzen sie die Risiken realistisch ein und kalkulieren mit weiteren Ausfällen. Laut einer Umfrage des Deutsche Börse Cash Market, an der 39 institutionelle und 259 private Investoren teilgenommen haben, erwarten die Anleger für das laufende Jahr mehr als 25 Neuemissionen, aber auch sieben bis zehn Ausfälle.

Um den Markt für Anleihen kleiner und mittelgroßer Unternehmen weiter zu professionalisieren, arbeitet der Deutsche Börse Cash Market eng mit der Finanz- und Investoren-Community zusammen. Gemeinsam mit den Deutsche Börse Listing Partnern, der DVFA (Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management) und dem DIRK (Deutscher Investor Relations Verband) wurde ein Best Practice Guide für Unternehmensanleihen im Entry Standard veröffentlicht, der sich auf die Erfahrungen der drei Jahre seit Gründung des Segments im April 2011 stützt.

Dieser definiert wünschenswerte Anforderungen an die Akteure, die bei einer Anleiheemission beteiligt sind und enthält zum Beispiel Hinweise zu Schutzklauseln und der Kommunikation mit Investoren. Die Folge: Die Bildung von Marktstandards, die sowohl auf Unternehmens- als auch auf Investorenseite begrüßt werden, wird vorangetrieben. So unterstützt der Deutsche Börse Cash Market zusammen mit den beteiligten Intermediären die Unternehmen auf vielfältige Art und Weise bei ihrem Gang an den Kapitalmarkt.

Es ist somit kein Wunder, dass sich immer mehr Emittenten für die Börse Frankfurt als Emissionsplattform und Handelsplatz entscheiden. Mit aktuell 55 Anleihen sind rund die Hälfte der insgesamt in Deutschland emittierten Papiere in Frankfurt gelistet (Stand: April 2014). Das platzierte Emissionsvolumen hat mittlerweile die Marke von 2 Mrd. Euro überschritten. Ein Blick auf die Anleihekurse verdeutlicht zudem, dass die Investoren das Risiko-Rendite-Verhältnis der meisten Anleihen auch nach der Emission attraktiv finden.

Denn gut die Hälfte der Anleihen im Entry Standard wird aktuell über ihrem Nennwert gehandelt. Dies spiegelt sich auch im Entry Standard Corporate Bond Total Return Index wider, der die Kurse der in dem Segment notierten Anleihen abbildet. Dieser liegt derzeit (Stand 6. Mai 2014) mit gut 99 Punkten deutlich über dem Micro Bond IndeX (MiBoX), der den Gesamtmarkt widerspiegelt.


Eric Leupold, verantwortlich für die Anleihesegmente des Deutsche Börse Cash Market

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