Börse Frankfurt-News: Setzen auf steigenden Ölpreis (Rohstoffe)

dpa-AFX · Uhr (aktualisiert: Uhr)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. Februar 2015. ETC-Anleger sind überzeugt: So billig kann Öl auf Dauer nicht bleiben. Rohstoffanalysten sind da aber nicht so sicher.

Öl bewegt weiter die Gemüter, zuletzt allerdings mit einem kräftigen Preissprung nach oben: Zwischenzeitlich wurden wieder 60 US-Dollar für ein Barrel der Nordseesorte Brent gezahlt - nach im Tief 46 US-Dollar im Januar. Am Mittwochmittag liegt die Notierung bei 57,07 US-Dollar. Das ist aber immer noch nur die Hälfte des Preises vom Juni 2014.

Während Analysten über die weitere Entwicklung des Ölpreises streiten, setzen ETC-Anleger klar auf einen Anstieg: "Nachdem ETCs auf Brent und WTI-Öl bereits im Januar hohe Mittelzuflüsse verzeichnet hatten, haben die Investoren in der ersten Februarwoche noch einmal rund 130 Millionen US-Dollar in die Produkte gesteckt", berichtet Bernhard Wenger von ETF Securities. Das seien die höchsten wöchentlichen Zuflüsse seit vier Jahren. "Aufgrund einer robusten US-Wirtschaft, Unruhen in einigen Förderländern und Schließungen von Förderanlagen in den USA sind offenbar immer mehr Anleger von einem Aufwärtstrend bei den Ölpreisen überzeugt."

Öl-ETCs extrem beliebt

Bei ETF Securities flossen die Mittel vor allem in den ETFS WTI Crude Oil ( WKN A0KRJX ), den ETFS Brent 1mth ( WKN A0KRKM ) und den ETFS Brent Crude ( WKN A1N49P ). An der Börse Frankfurt konzentrierten sich Anleger in den vergangenen vier Wochen vor allem auf den ETFS Brent 1mth, der weiterhin den zweiten Platz der ETC-Umsatzstatistik belegt, gefolgt vom ETFS WTI Crude, dem db Brent Crude Oil Booster Euro Hedged ( WKN A1AQGX ) und dem ETFS Brent Crude. Alle haben seit dem Tief im Januar deutlich zulegen können, der ETFS Brent 1mth zum Beispiel um 24 Prozent.

Trendwende beim Öl?

Die Commerzbank bezeichnet die Erholung des Ölpreises zwar als beeindruckend, sie wird jedoch als technische Erholung und Folge eines gestiegenen Anlegerinteresses gewertet. "Die Überangebotssituation am Ölmarkt ist dagegen noch nicht bereinigt", betont Chris-Oliver Schickentanz. Die Citigroup hält es sogar für möglich, dass der Ölpreis noch bis 20 US-Dollar je Barrel fällt, wie die US-Bank diese Woche erklärte.

Doch ETC-Anleger erhalten auch Unterstützung: "Die Anzahl an Ölplattformbetreibern im US-Onshore-Sektor dürfte zukünftig schrumpfen", meint etwa Duncan Goodwin, Leiter des Global Resources Teams von Baring Asset Management. Er erwartet eine starke Angebotskorrektur in den nächsten sechs bis zwölf Monaten. "Das dürfte in der zweiten Jahreshälfte zu einer Preiserholung führen."

Gold schwankungsanfällig

Gold hat sich, nach einem Preisanstieg zu Jahresanfang, hingegen wieder verbilligt, am Mittwoch kostet die Feinunze 1.236,60 US-Dollar, im Januar war der Preis bis auf über 1.300 US-Dollar geklettert. Auslöser für den Rücksetzer waren laut Youn-Chong Choi von Heraeus positive US-Arbeitsmarktzahlen. "Diese Reaktion verdeutlicht einmal mehr, wie sehr Gold von US-finanzpolitischen Entscheidungen abhängt, bei einer guten Konjunkturentwicklung rückt die geplante Zinserhöhung in den Vordergrund." Auch ETC-Investoren hätten letzte Woche dem Metall wieder ihre Unterstützung entzogen. "Neben der nun weiter wahrscheinlich gewordenen Zinserhöhung der Fed zur Mitte des Jahres tragen auch Vermittlungsbemühungen in der Ukraine-Krise sowie Kompromissbereitschaft um Griechenland zu einem geringeren Bedarf an Risikoabsicherung in Form von Silber und Gold bei."

ETF Securities meldet hingegen Zuflüsse, vor allem beim ETFS Gold ( WKN A0KRJZ ) und beim Gold Bullion Securities ( WKN A0LP78 ). An der Börse Frankfurt standen Xetra Gold (WKN A0S0GB), der db Physical Gold Euro Hedged ( WKN A1EK0G ) und der db Physical Gold ( WKN A1E0HR ) im Mittelpunt des Interesses. Auch Silber-ETCs ( WKN A0N62F ) kommen Wenger zufolge bei Anlegern gut an. Silber gelte vielen als gehebelte Variante von Gold. "Diese Sichtweise wird dadurch unterstützt, dass der Silberpreis seit Jahresbeginn stärker zugelegt hat als der Goldpreis."

"Dr. Copper" auf Erholungskurs

Kupfer hat sich nach deutlichen Verlusten seit Sommer 2014 sowie einem regelrechten Einbruch im Januar, als der tiefste Stand seit 2009 erreicht wurde, wieder etwas gefangen. Aktuell liegt der Preis des als Konjunkturindikator geltenden "Dr. Copper" bei 5.647,50 US-Dollar je Tonne. Die Commerzbank erwartet für 2015 allerdings einen Angebotsüberschuss. "Das Angebot wächst wegen der in der Preishochphase angestoßenen Projekte noch kräftig - 2015 um rund 4,2 Prozent nach rund 6,6 Prozent 2014", erklärt Michael Ott. Im Unterschied zu 2014 scheine aber die chinesische Nachfrage vorerst gesättigt, ohne neue globale Wachstumsimpulse seien Preissteigerungsspielräume für Kupfer daher auf technische Erholungen begrenzt. "Erst ab 2017 deutet sich eine neue Angebotslücke an." ETF Securities verzeichnet kleinere Zuflüsse in Industriemetall-ETCs, vor allem in den breit aufgestellten ETFS Industrial Metals ( WKN A0KRKG ) und den ETFS Aluminium ( WKN A0KRJS ).

WTI als Favorit

Für Martin Arnold, Senior Analyst von ETF Securities, ist übrigens WTI-Öl absoluter Favorit im Rohstoffmarkt in diesem Jahr, gefolgt von Silber und Agrarrohstoffen. "Silber und Palladium profitieren am meisten vom US-Wachstum, Platin vom Wachstum in China", erläuterte Arnold auf der Investment-Konferenz von ETF Securities am gestrigen Dienstag in Frankfurt. Die chinesische Nachfrage nach Rohstoffen generell wird dem Analysten zufolge in ihrer Dynamik unterschätzt, die "aggressiven" Angebotsschätzungen bei Industriemetallen hält er für ausreichend eingepreist.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

© 11. Februar 2015

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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