Bundesregierung erwartet weniger Wachstum

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Die Konjunkturerwartungen trüben sich immer weiter an. Der ZEW-Index musste im August den stärksten Einbruch seit fast zwei Jahren hinnehmen. Auch die Bundesregierung erwartet nun ein schwächeres Wachstum.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Konflikte erreichen Deutschland: Die Bundesregierung erwartet wegen der Krise einen Rückgang der Konjunktur. “Nach dem starken ersten Quartal kommt es zu einer Abschwächung im zweiten Quartal”, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht. Grund für den Rückgang seien neben der weiter schwächelnden Konjunktur im Euro-Raum vor allem geopolitische Spannungen.

“Insbesondere der Russland-Ukraine-Konflikt, aber auch die Entwicklungen im Nahen Osten führten zu einer zunehmenden Verunsicherung der Marktteilnehmer und damit auch zur Zurückhaltung bei unternehmerischen Entscheidungen”, heißt es in dem Bericht. Die positive Grundtendenz in der deutschen Wirtschaft sei zwar nach wie vor intakt, doch hätten sich die Risiken von außen “fraglos erhöht”.

ZEW-Index eingebrochen

Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten sind wegen der internationalen Krisenherde ebenfalls deutlich zurückgegangen. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Konjunkturindex brach im Vergleich zum Vormonat um 18,5 Punkte auf 8,6 Zähler ein. Dies ist der achte Rückgang in Folge und zugleich der stärkste Einbruch seit zwei Jahren. Der ZEW-Index steht damit so tief wie seit Dezember 2012 nicht mehr.

“Der Rückgang der Konjunkturerwartungen dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass die anhaltenden geopolitischen Spannungen mittlerweile spürbare Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft zeigen”, erklärten ZEW-Experten den Einbruch des Konjunkturbarometers. Sie gehen davon aus, dass die Unternehmen ihre Investitionen “merklich verringern” werden. Damit sei zu befürchten, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr schwächer wachsen werde als bisher gedacht.

Die enttäuschenden ZEW-Daten knüpfen an eine Reihe unerwartet schwacher Konjunkturdaten aus Deutschland an. Zuletzt waren bereits die Auftragseingänge und die Produktion in der Industrie deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zahlreiche Ökonomen erwarten mittlerweile ein leichtes Schrumpfen der deutschen Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal.

Auch die Anleger an der deutschen Börse zeigen sich zurückhaltend. Nach der kräftigen Erholung zum Wochenstart tendiert der Dax am Dienstag im Minus. Bis zum Mittag fiel der deutsche Leitindex um 0,27 Prozent auf 9156 Punkte. “Die ZEW-Daten haben allerdings kaum überrascht”, sagte Marktanalyst Christian Henke vom Broker IG. Die Verluste im Dax seien vor allem der kräftigen Erholung am Vortag geschuldet.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: diepre/shutterstock.com

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