Commerzbank-Zahlen überzeugen Anleger nicht

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach einem herben Gewinneinbruch 2016 treibt die Commerzbank ihren radikalen Konzernumbau voran. Doch der Aktie hilft das vorerst nicht.

Die Commerzbank hat mit ihren Jahreszahlen für Enttäuschung bei den Anlegern gesorgt. Der Konzernumbau und das Zinstief ließen den Gewinn des Dax-Konzerns im vergangenen Jahr um drei Viertel schrumpfen. Der Überschuss brach von knapp 1,1 Milliarden Euro im Vorjahr auf 279 Millionen Euro ein. Zur Belastung wird die Dauerkrise in der Schifffahrt, wo die Bank Kreditgeber ist. Im vergangenen Jahr musste das Institut seine Vorsorge allein für mögliche Kreditausfälle bei Schiffsfinanzierungen auf 559 Millionen Euro erhöhen. Für 2017 rechnet die Bank hier kaum mit Entspannung.

Mit einer schlankeren Struktur und einem Fokus auf das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft will die Commerzbank Boden gutmachen. Bis zum Jahr 2020 sollen 9600 der zuletzt gut 45.000 Vollzeitstellen gestrichen werden. Finanzvorstand Stephan Engels geht nicht davon aus, dass schon 2017 nennenswert Stellen wegfallen werden. Die 1,1 Milliarden Kosten für den Konzernumbau dürften Engels zufolge “zu gleichen Teilen zwischen 2017 und 2018 aufgeteilt werden”.

Schussquartal enttäuscht

Analysten richteten den Blick insbesondere auf das Schlussquartal 2016 und bemängelten, dass die Geschäfte des Geldhauses nur auf den ersten Blick besser als erwartet gelaufen seien. Rechne man die dafür verantwortlichen Sonderfaktoren heraus, ergebe sich ein anderes Bild. Entsprechend gaben die Aktien ihre deutlichen Auftaktgewinne schnell ab.

Nach einem Rutsch bis auf 7,38 Euro stand die Commerzbank-Aktie zuletzt bei rund 7,60 Euro und damit immer noch rund 2 Prozent im Minus. Im vergangenen Jahr hatte die Commerzbank-Aktie mit knapp einem Viertel Wertverlust stärker als alle anderen Dax-Mitglieder gelitten, sich aber seit Anfang 2017 wieder um fast 7 Prozent erholen können. Von dem bisherigen Jahreshoch bei über 8,30 Euro ist die Aktie mittlerweile aber merklich entfernt.

Nur Sondereffekte helfen

Im Schlussquartal 2016 war es für die Commerzbank vergleichsweise gut gelaufen. Der Nettogewinn fiel mit 183 Millionen Euro fast so hoch aus wie ein Jahr zuvor und übertraf die Analystenschätzungen.

Dafür verantwortlich seien aber die nur dank Sonderfaktoren gestiegenen Quartalserträge, betonte Richard Thomas von der US-Investmentbank Merrill Lynch. Rechne man den Erlös aus der Einigung im Streit um Altlasten der einstigen österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria (Heta) sowie Gewinne aus Immobilienverkäufen heraus, so wären die Erträge gesunken. Ähnlich monierte Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet, dass die bereinigte Gewinnentwicklung seinen Erwartungen hinterher gehinkt sei.

Harte Kapitalquote besser als erwartet

Als einen ersten Erfolg kann Coomerzbank-Vorstandschef Martin Zielke die gestiegene harte Kernkapitalquote vorweisen. Der wichtige Gradmesser für die Widerstandsfähigkeit in schlechten Zeiten stieg binnen drei Monaten von 11,8 auf 12,3 Prozent und entwickelte sich damit laut Citigroup-Analyst Nicholas Herman besser als am Markt erwartet. Im laufenden Jahr soll die Kennziffer stabil bei mindestens 12,0 Prozent liegen.

Dass die Commerzbank nach dem letztjährigen Einbruch bei Gewinn 2017 keine großen Sprünge erwartet, nannte Markus Rießelmann vom Analysehaus Independent Research eine recht vage Zielsetzung. Schuld daran seien die weiter hohe Unsicherheit mit Blick auf die Schifffinanzierungen sowie der Einfluss des Konzernumbaus auf die Ergebnisentwicklung, die zudem stark vom Zinsüberschuss abhängig sei. Die niedrigen Zinsen im Euroraum machen den Frankfurtern ebenso wie der Konkurrenz schon seit geraumer Zeit das Leben schwer – und eine geldpolitische Straffung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist wohl noch lange nicht in Sicht.

OnVista/dpa-AFX
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