Commodity Corner: Keine Panik bei Seltenen Erden

Hasso Bergmann · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es ist ruhig geworden um die vor Jahren heiß gelaufenen Seltenen Erden (SE) - haben sie ihre Attraktivität für Rohstoffanleger endgültig verloren? Wie bei Commodities insgesamt sollte auch auf diesem Spezialgebiet differenziert und vor allem langfristig gedacht werden.

Die chinesische Regierung hat sich jetzt entschieden, dem WTO-Urteil Folge zu tragen: Ein Schiedsspruch der Welthandelsorganisation hatte im März 2014 die in China seit über zehn Jahren etablierten Ausfuhrbeschränkungen für unzulässig erklärt. So wird es in diesem Jahr für die Gruppe der Seltenen Erden keine Exportquoten mehr geben. Wird die Welt jetzt förmlich überschwemmt, sind Seltene Erden nicht mehr selten? Die Frankfurter Tradium GmbH, ein Spezialist für den Handel mit Technologiemetallen, strategische Metallen und Seltenen Erden, gibt eine überraschend klare Antwort: „Nennenswerte Auswirkungen auf den Markt sind dadurch nicht zu erwarten.“

Warum? Schon seit längerer Zeit ist der Markt ausreichend versorgt. Für das Jahr 2014 hatte die chinesische Regierung der Minenindustrie Lizenzen zur Förderung von 105.000 Tonnen zugeteilt. Doch durch illegalen Bergbau insbesondere in den südlichen Provinzen Chinas (Domizil für die Teilgruppe Schwere Seltene Erden) wurde diese Zahl deutlich übertroffen. Inoffiziellen Zahlen zufolge spricht man von bis zu 150.000 Tonnen. Dies hatte in den zurückliegenden drei Jahren auch massive Auswirkungen auf die Preise. Nach ihrem Gipfel Mitte 2011 sind diese um durchschnittlich ca. 90% gefallen!

Wichtig für die Beurteilung der SE-Aussichten ist nach Darstellung der Tradium Experten nun folgendes: Peking hat illegalem Bergbau und Schmuggel den Kampf angesagt. Dabei spielt der seit März 2013 regierende Staatspräsident Xi Jinping eine entscheidende Rolle. Denn seiner Anti-Korruptions-Kampagne fielen bereits mehrere hohe Partei- und Staatsvertreter zum Opfer. Dies wird auch den ein oder anderen ranghohen Provinzpolitiker davon abhalten, illegalen Bergbau auch weiterhin zu decken. In den zurückliegenden Monaten gab es immer wieder Erfolgsmeldungen über das Aufspüren von illegal abgebauten Erzen. Auch konnten wiederholt größere Sendungen von Schmuggelwaren gestoppt werden.

Darüber hinaus hat Peking begonnen, die zahlreichen Produktionsbetriebe zu bündeln und den Markt für Seltene Erden zu konsolidieren. Förderlizenzen werden dabei helfen, den Markt auch weiterhin zu reglementieren. Wie man sagt, zum Schutze der Umwelt, aber auch, um eine nachhaltige Versorgung auf Dauer gewährleisten zu können. Denn China selbst prognostiziert für die für grüne Technologien so wichtigen Magnetmetalle (Neodym, Dysprosium, Praseodym, Terbium und Gadolinium) bis zum Jahr 2020 einen Bedarfsanstieg von jährlich bis zu 10%.

Fazit: Es ist deshalb durchaus vorstellbar, dass in absehbarer Zeit wieder Engpässe auftreten werden. Und bei dieser Betrachtung sind zusätzliche Mengen der beiden westlichen Explorationsunternehmen Molycorp und Lynas bereits eingeschlossen. (Weitere Infos: www.tradium.com)

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