Das Gute liegt so nah: Europa

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Alte Argumente von mir werden neu bestätigt: Bleibt mit Euerm Geld in der Nähe. Jedenfalls mit einem großen Teil. Denn Europa geht es immer besser, zumindest wirtschaftlich. Zu Ami-Land und seinem Trumpeter will ich heute mal nix sagen. Und die von Profis lauthals gepriesenen Schwellenländer sind weit weg und schwierig - China, Indien und Brasilien entwickeln sich doch nicht einheitlich. Also etwas für Fortgeschrittene, nix für jedermann.

Wir reden jeden von Aktien, was sonst. Die Genossen von der DZ Bank haben vorhin neue, krasse Zahlen zu unserem Zinsdilemma verschickt. Zu den Folgen der Niedrigzinsphase zählt nämlich der inzwischen gewaltige Einbruch der Zinseinkünfte bei der Geldanlage. Im Vergleich zum „Normalzinsniveau“ summieren sich die Einkommenseinbußen der privaten Haushalte in den letzten sieben Jahren auf fast 344 Mrd. Euro. Dem steht eine Zinsersparnis bei Krediten von 145 Mrd. Euro gegenüber. Schreibt die DZ wörtlich: „Insgesamt errechnen wir Netto-Zinseinbußen von 199 Mrd. Euro. Von 2011 bis 2013 fiel die Durchschnittsverzinsung von Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen unter die Inflationsrate und ein negativer Realzins musste hingenommen werden. Für 2014 bis 2016 lassen sich lediglich dank extrem niedriger Inflationsraten leicht positive Realzinsen errechnen. Mit der Rückkehr der Inflation fällt der durchschnittliche Nominalzins in diesem Jahr erneut schwächer aus als der allgemeine Preisanstieg. Ein Realzins von voraussichtlich -0,8 Prozent führt 2017 zu einem Wertverlust des privaten Geldvermögens von über 37 Mrd. Euro.“ Meine Empfehlung:  Löst den entstandenen Mega-Geldanlagestau am besten durch langfristige Aktienanlagen aus!

Die seit Wochen besser werdenden Zahlen zu Europas Wirtschaft kriegen immer neue Nahrung. So schreibt mir Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank: „Die Eurozone präsentiert sich in guter Form. Das sieht auch EZB-Chef Mario Draghi so, der jetzt auf rund 5 Millionen neue Jobs seit 2013 verwies - und darauf, dass der Aufschwung an Stärke und Breite gewinnt. Tatsächlich liegen die BIP-Zuwächse in Euroland seit drei Jahren über dem Potenzialwachstum, im ersten Quartal 2017 war das Plus doppelt so hoch wie in den USA.“ Dies lässt erwarten, dass die EZB-Verweise auf Abwärtsrisiken bei der Juni-Sitzung entfallen könnten, zumal sich die politischen Nebel in den letzten Wochen gelichtet haben. Ein solcher Schritt Richtung geldpolitische Normalisierung würde die Inflationserwartungen stützen, die den Unternehmen mehr Umsatz und die Aussicht auf höhere Gewinne verheißen. Ulrich: „Es wäre kein schlechtes Signal für die hiesigen Aktienmärkte.“ Genau. Deshalb keine Sorgen wegen steigender Zinsen und Inflation - börsengefährlich wird’s noch lange nicht!

Optimismus für eher kurzfristige Anleger verbreitet auch ein ehrenwerter technischer Analyst - wenn man den liest, wird einem alles sofort klar, denn: Es hat sich eine nahezu klassische „Doji-Morning-Star“-Formation gebildet (Oha!). Diese wird zwar an der kurzfristig noch abwartenden Seitwärtstendenz zum Wochenstart nicht viel ändern, sorgt aber für einen spürbaren Halt nach unten. Ein „Gap-Closing“ bei 12.289 steht daher zumindest kurzfristig nicht zu befürchten. Trendfolgend bedeutet der kurzfristige Abverkauf letzte Woche nach wie vor keinen Grund zur Besorgnis. Der übergeordnete Aufwärtsmodus ist erst ab Notierungen unterhalb der 11.000 Punkte ernsthaft gefährdet. Alles klar?

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