Dax-Absturz legt Pause ein

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach seinen zuletzt deutlichen Verlusten gönnt der Dax den Anlegern erneut eine kleine Verschnaufpause. Wichtig heute: eine Reihe von Konjunkturdaten.

“Die Börsen sind weltweit im ersten Bärenmarkt seit der Finanzkrise 2007/08″, Daniel Saurenz von Feingold Research macht Anleger wenig Hoffnung, dass der Kursrutsch am deutschen Aktienmarkt nur eine vorübergehende Schwächephase sein könnte. So hatte die Flucht aus Aktien am Donnerstag erneut Tempo aufgenommen. Der Dax fiel im Tagesverlauf auf 8699 Punkte und ging schließlich mit einem Abschlag von 2,9 Prozent auf 8753 Zählern aus dem Handel.

Am deutschen Aktienmarkt grassiert die Angst. Vor allem grassiert die Angst vor noch weiter und noch schneller fallenden Kursen. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex bereits gut 18 Prozent an Wert verloren und ist auf dem tiefsten Stand seit Mitte Oktober 2014 gefallen.

Die steile Talfahrt vom Vortag setzt sich am Freitag immerhin nicht fort. Der Dax legte zum Handelsstart um rund 1 Prozent zu und stieg auf knapp 8850 Punkte. Händler verwiesen auf die Bewegung der New Yorker Börsen, die zwar schwach aus dem Handel gingen, ihre Verluste aber im späten Handel reduzierten. Auch die von ihrem Tief kräftig erholten Ölpreise helfen dem Markt.

Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April 31,55 US-Dollar. Das waren 1,49 Dollar mehr als am Donnerstag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im März stieg um 1,27 Dollar auf 27,48 Dollar. Am Donnerstag hatte amerikanisches Leichtöl ein neues mehrjähriges Tief erreicht. Der Preis fiel bis auf 26,05 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2003.

Wall Street im Minus - Börse in Tokio bricht ein

Unterm Strich bleibt aber auch die Stimmung an der Wall Street eher schlecht. Nach einem halbherzigen Stabilisierungsversuch zur Wochenmitte purzelten die Kurse am Donnerstag wieder. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial schloss 1,6 Prozent tiefer bei 15.660 Punkten. Der marktbreite S&P 500 rutschte um 1,2 Prozent auf 1829 Zähler ab. Im Verlauf war das Börsenbarometer sogar auf den tiefsten Stand seit 2014 gefallen. Besser hielten sich Technologiewerte: Der Auswahlindex Nasdaq 100 büßte am Ende 0,1 Prozent auf 3962 Zähler ein.

Der japanische Aktienmarkt hat sich indes mit einem Einbruch aus seiner Feiertagspause zurückgemeldet. Der Nikkei-225-Index fiel bis zum Handelsschluss um annähernd 5 Prozent und steht nun unter 15.000 Punkten. Die weltwirtschaftlichen Unsicherheiten gepaart mit einem Anstieg des Yen, was den Export erschwert, ließen die Anleger aus Aktien flüchten. Der Hang-Seng-Index in Hongkong fiel um vergleichsweise moderate 1 Prozent im späten Handel.

Deutsche Wirtschaft wächst

In Deutschland rücken am Morgen zwei Konjunkturdaten in den Fokus. Das Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Indes hat sich der Preisauftrieb im Januar leicht beschleunigt. Die Verbraucherpreise zum stiegen Vorjahresmonat um 0,5 Prozent. Im Dezember hatte die Inflationsrate 0,3 Prozent betragen. Angesichts der weltweiten Konjunktursorgen blicken Börsianer heute zudem besonders aufmerksam auf Angaben zur Industrieproduktion und zum Wachstum in der Euro-Zone.

“Nicht nur die Zahlen zum Wirtschaftswachstum aus Deutschland und der Eurozone, sondern auch die Einzelhandelsumsätze in den USA werden zeigen, ob der aktuelle Pessimismus gerechtfertigt ist”, kommentierte Andreas Paciorek von CMC Markets. Damit entscheide sich dann auch, ob die Talfahrt an den Börsen weitergehe oder den Investoren eine kleine Verschnaufpause gegönnt werde. Aus den USA steht überdies als wichtiger Stimmungsindikator das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan an.

Dividende und Verluste

Auf Unternehmensseite halten weitere Bilanzen die Anleger in Atem. Vor Börsenstart veröffentlichte bereits die Commerzbank ihren Jahresabschluss für 2015. Erstmals seit fünf Jahren hat das Institut wieder einen Milliardengewinn erzielt; die Aktionäre sollen mit der ersten Dividende seit der Finanzkrise daran beteiligt werden.

Wegen des rasanten Stahlpreisverfalls rutschte der Industriekonzern ThyssenKrupp dagegen im ersten Quartal zurück in die roten Zahlen. Auch der Umsatz ging wegen der schwachen Stahlnachfrage und der niedrigen Preisen zurück. Ein Händler sprach am Morgen von einem sehr schlechten Zahlenwerk, das die Prognosen klar verfehlt habe.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse AG

Neueste exklusive Artikel