Dax-Anleger halten sich zurück – Commerzbank kappt Prognose – Infineon enttäuscht Aktionäre

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ein Schwung von Quartalsberichten steht heute auf der Agenda. Während manche Dax-Konzerne positiv überraschen, sorgen Commerzbank und Infineon für Enttäuschungen.

Nach dem starken Vormonat will bei den Anlegern am deutschen Aktienmarkt im August noch keine Kauflaune aufkommen. Zur Handelseröffnung am Dienstag notierte der Dax leicht unter dem gestrigen Schlusskurs von 10.331 Punkten. Am Montag hatten durchwachsene Konjunkturdaten und wieder unter Druck stehende Ölpreise für einen Stimmungsdämpfer gesorgt und den Dax nach anfänglichen Gewinnen in die Verlustzone gedrückt.

Der Handel am deutschen Aktienmarkt sei weiterhin von einer starken Zurückhaltung der Fonds geprägt, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Damit zeige der Dax insgesamt wenig Eigenleben und bilde seit Tagen nur die Bewegungen an der Wall Street nach. In den USA haben am Montag die deutlich gefallenen Ölpreise den New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial ausgebremst. Zum Handelsschluss verlor das Aktienbarometer 0,2 Prozent auf 18.405 Punkte. Der marktbreite S&P 500 gab um 0,1 Prozent auf 2171 Punkte nach. Für den von Technologiewerten geprägten Nasdaq 100 ging es indes um 0,6 Prozent auf 4756,04 Punkte nach oben.

Im Fokus der Investoren in Deutschland bleibt die laufende Berichtssaison der Unternehmen, die heute mit einer Zahlenflut etlicher Dax-Konzernen weitergeht. Mit Fresenius, Fresenius Medical Care, Commerzbank, Vonovia, Lufthansa, Infineon und BMW haben gleich sieben Börsenschwergewichte ihre Bilanzen veröffentlicht.

Ziele offiziell beerdigt

Nach schwachen ersten sechs Monaten hat die Commerzbank die Hoffnung auf eine Wiederholung des Vorjahresergebnisses endgültig aufgegeben. “Wir erwarten (…) für das Gesamtjahr 2016, dass das operative Ergebnis und das Konzernergebnis unter dem Vorjahr liegen werden”, heißt es im Geschäftsbericht. Zuletzt hatte die Bank noch gehofft, den Überschuss von gut einer Milliarde Euro aus dem Vorjahr zu wiederholen.

Ursprünglich hatte die Bank sogar Zuwächse in Aussicht gestellt. In den ersten sechs Monaten allerdings brach der Überschuss – wie die Bank bereits in der vergangenen Woche berichtet hatte – um mehr als 40 Prozent auf 372 Millionen Euro ein. Der operative Gewinn sackte in der gleichen Größenordnung auf 615 Millionen Euro ab.

Enttäuschung für Anleger

Weniger gut als gedacht lief es zudem beim Chiphersteller Infineon. Der hat im abgelaufenen Quartal zwar von der robusten Nachfrage aus der Industrie und von Smartphoneherstellern profitiert. Der Umsatz kletterte im Vergleich mit dem Vorquartal um ein Prozent auf 1,63 Milliarden Euro. Dagegen sanken die Erlöse mit lukrativen Chips für Kreditkarten und Sicherheitssysteme. Einige Anleger dürften nach dem guten Lauf der Aktie seit Jahresbeginn wohl erst einmal Kasse machen, sagte ein Händler.

Zurückhaltend zeigt sich auch die Lufthansa, die angesichts von Terrorangst und Buchungseinbruch vor einem neuen konkreten Gewinnziel für 2016 zurückschreckt. Der Vorstand habe derzeit keine gute Sicht darauf, wie viele Menschen kurzfristig noch Flüge buchen werden, sagte Finanzchefin Simone Menne. Ende Juli hatte die Lufthansa ihre Prognose für den bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) gekappt und geht nur noch von einem Ergebnis unter dem Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro aus.

Gewinn steigt spürbar

Unterdessen hat das brummende Autogeschäft in Europa BMW neuen Schub gegeben. Bei wichtigen Kennzahlen übertraf der Autobauer im zweiten Quartal die Erwartungen von Analysten deutlich. Der Umsatz kletterte um 4,5 Prozent im Jahresvergleich auf mehr als 25 Milliarden Euro. Vor Zinsen und Steuern wuchs der Gewinn (Ebit) um 7,9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

Gut läuft es auch für Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia, der nach einem Gewinnsprung im ersten Halbjahr erneut seine Ziele für 2016 anhebt. “Die Effizienzsteigerungen und Synergien aus den Zukäufen entfalten sich stärker als ursprünglich angenommen”, sagte Unternehmenschef Rolf Buch. Für 2016 rechnet der Dax -Konzern nun für das in der Branche viel beachtete operative Ergebnis aus dem laufenden Geschäft (FFO 1 – Funds from Operations) mit 740 bis 760 Millionen Euro. Zuletzt hatte der Bochumer Immobilienkonzern jeweils 20 Millionen weniger im Visier gehabt.

Gute Zahlen aus der Medizinbranche

Der Medizinkonzern Fresenius hat nach einem starken zweiten Quartal die Gewinnprognose für das Gesamtjahr angehoben. Wachstumstreiber ist vor allem die Flüssigmedizinsparte Kabi. Wie das Dax-Unternehmen mitteilte, soll der um Sondereinflüsse bereinigte Überschuss im laufenden Jahr währungsbereinigt um 11 bis 14 Prozent zulegen. Bisher hatte sich Fresenius ein Plus von 8 bis 12 Prozent vorgenommen. Die bisherige Umsatzprognose – ein Plus von 6 bis 8 Prozent – bleibt bestehen

Der Dialyse-Spezialist FMC, der ebenfalls im DAX notiert ist und in US-Dollar bilanziert, legte unter anderem dank Verbesserungen in Nordamerika im zweiten Quartal zu. Der Umsatz stieg um 5 Prozent auf 4,42 Milliarden Dollar. Außerdem verzeichnete FMC Kosteneinsparungen. So kletterte der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 17 Prozent auf 641 Millionen Dollar nach oben. Das bereinigte Konzernergebnis stieg um 22 Prozent auf 294 Millionen Dollar.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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