Dax-Anleger halten sich zurück – Geldpolitik und Berichtssaison setzen Akzente

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Der Dax setzt sein Auf und Ab fort. In dieser Woche dürften neben der Geldpolitik vor allem die Berichtssaison sowie Wirtschaftsdaten aus China die Kurse bewegen.

Die Geldpolitik ist einmal mehr bestimmendes Thema an den Börsen. Am Donnerstag steht die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Von der Zinspolitik erwarten die meisten Anleger zwar keine entscheidenden Impulse. Allerdings erhoffen sie sich von EZB-Chef Mario Hinweise auf die Zukunft des 1,74 Billionen Euro schweren Anleihe-Kaufprogramms der Notenbank. “Die EZB wird versuchen, die Märkte zu beruhigen”, sagt NordLB-Aktienmarktstratege Tobias Basse.

Rabobank-Anlagestratege Elwin de Groot rechnet damit, dass die Europäische Zentralbank ihr Wertpapierkaufprogramm um mindestens sechs Monate bis September 2017 verlängern wird. “Es ist zu früh, um den Stecker zu ziehen.” Allerdings könnte Draghi einen sanften Ausstieg aus dem sogenannten Quantitative Easing (QE), also dem breit angelegten Ankauf von Wertpapieren, signalisieren.

Zum Wochenstart jedoch sind es zunächst Aussagen der US-Notenbankpräsidentin vom Freitagabend, die Börsianer aufhorchen lassen. “Wenn sie zu lange beibehalten wird, dann könnte eine lockere Geldpolitik Kosten haben, die die Vorteile überwiegen”, hatte Janet Yellen gesagt. “Die Aussagen der Fed-Chefin kann man sehr wohl als weiteren Schritt zur Vorbereitung des Zinsschrittes im Dezember werten”, sagte Analyst Dirk Gojny von der National-Bank in Essen.

Schaukelbörse geht weiter

Am deutschen Aktienmarkt dürfte der Dax zum Wochenauftakt sein Auf und Ab der vergangenen Woche fortsetzen. Zum Handelsstart in den Montag notierte der deutsche Leitindex etwas schwächer und fiel um 0,3 Prozent auf rund 10.550 Punkte. Am Freitag hatten vor allem ermutigende Daten aus China dem deutschen Markt kräftig Auftrieb gegeben und dem Dax auf Wochensicht damit ein Plus von 0,9 Prozent beschert.

Zum Wochenstart sind es erneut Konjunkturdaten, die im Mittelpunkt des Interesses stehen. Am Montag stehen zunächst erst einmal die Verbraucherpreise in der Eurozone auf der Agenda sowie in den USA Daten zur Industrieproduktion. Hohes Einflusspotential für den weiteren Dax-Verlauf wird zudem den China-Daten zum Wirtschaftswachstum im dritten Quartal zugesprochen. Sie stehen am Mittwoch an.

Wie sehr China die Märkte bewegen kann, hatten die Marktteilnehmer zuletzt in der abgelaufenen Woche zu spüren bekommen. Und zu Jahresbeginn waren die Börsen weltweit sogar wegen Sorgen um die Konjunktur des Landes über Wochen hinweg auf steile Talfahrt gegangen.

Berichtssaison auf beiden Seiten des Atlantiks

Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen zudem die USA für den deutschen Aktienmarkt, dient doch die Wall Street häufig als Taktgeber. Die Berichtssaison jenseits des Atlantiks könnte den deutschen Aktienmarkt in der neuen Woche aus seiner zuletzt phasenweisen Lethargie befreien. Aus dem 30 Unternehmen umfassenden US-Leitindex Dow Jones Industrial berichten in der neuen Woche allein zehn über das abgelaufene Quartal. Unter ihnen befinden sich Intel und Microsoft, aber auch GE, Goldman Sachs oder McDonald’s.

Laut Analyst Markus Reinwand von der Helaba hellen sich die Gewinnperspektiven für US-Unternehmen allmählich auf. Sie würden zwar durch die voraussichtlich im Dezember anstehende Zinserhöhung der Notenbank Fed überschattet, doch es sei nicht davon auszugehen, dass damit eine Trendwende bei Aktien eingeleitet werde. Die Zinsen dürften nur in dem Ausmaß angehoben werden, wie sich auch die Konjunktur- und damit die Gewinnperspektiven verbesserten.

In Deutschland geht derweil die Berichtssaison am Dienstag mit den Geschäftszahlen des Handelskonzerns Metro und des Online-Modehändlers Zalando weiter. Der auf Tierbedarf spezialisierte Internethändler Zooplus folgt mit Umsatzzahlen am Donnerstag, bevor am Freitag mit dem Softwarekonzern SAP und dem Autobauer Daimler zwei Dax-Konzerne die Blicke in die Bücher gewähren. Konjunkturdaten aus der Eurozone sind in der neuen Woche bis auf das Verbrauchervertrauen am Freitag Mangelware.

Am frühen Donnerstagmorgen mitteleuropäischer Zeit rückt mit dem letzten von drei Fernsehduellen zwischen Hillary Clinton und Donald Trump auch der Wahlkampf um die US-Präsidentschaft wieder stärker in den Fokus. Laut der LBBW bleibt die Wahl ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor für die Aktienmärkte. Die Schaukelbörse, wie zuletzt erlebt, dürfte zunächst erhalten bleiben, hieß es. Dazu trägt nicht zuletzt auch die Überzeugung bei, dass die US-Notenbank vor einem weiteren Zinsschritt wohl erst den Wahlausgang am 8. November abwarten werde.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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