Dax müht sich um Stabilisierung – China-Sorgen ebben ab

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Einen Tag nach dem Börsenbeben herrscht angespannte Ruhe an den Finanzmärkten. Der Kursrutsch ist vorerst gestoppt, hier und dort setzt eine vorsichtige Erholung ein.

Die Aufwertung des Yuan und die Erholung der chinesischen Aktienkurse sorgen für Aufatmen bei Anlegern. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen notierten am Freitag im späten Handel deutlich im Plus. Zuvor hatte die Regierung einen neuen umstrittenen Schutzmechanismus zur Unterbrechung des Handels bei großen Schwankungen wieder abgeschafft.

“Gegenwärtig sind die negativen Folgen des Mechanismus größer als die positiven Auswirkungen”, sagte Sprecher Deng Ke von der Wertpapieraufsicht laut der Nachrichtenagentur Xinhua. Um die Stabilität des Marktes zu wahren, sei deswegen entschieden worden, den Sicherungsmechanismus wieder abzuschaffen.

Besänftigt wurden auch die Sorgen über die Schwäche der chinesischen Währung. Der Yuan notierte über Nacht zum ersten Mal seit neun Tagen wieder etwas stärker. Der Kurseinbruch und die Ungewissheit über den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft hatten am Donnerstag weltweit die Aktienmärkte in den Keller gezogen.

Stabilisierung am deutschen Aktienmarkt

Auch am deutschen Aktienmarkt beruhigt sich die Lage. Nachdem der Dax am Donnerstag noch 2,3 Prozent verloren hatte und unter die Marke von 10.000 Punkten gerutscht war, ging es zum Start in den Freitagshandel wieder etwas aufwärts. Am frühen Morgen legte der deutsche Leitindex um 0,3 Prozent zu und kletterte auf 10.010 Zähler.

Für eine Entwarnung ist es trotz der leichten Gewinne allerdings noch zu früh. Der Einbruch an den asiatischen Börsen habe den Deutschen Aktienindex zu einem Zeitpunkt getroffen, an dem er ohnehin bereits angeschlagen sei, kommentierte Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. “Der Trend war aber auch vorher schon negativ und wird dadurch nur beschleunigt.” So lasten auch die Spannungen zwischen den Ölförderern Saudi-Arabien und Iran sowie der Atomstreit mit Nordkorea auf den Kursen.

Gegenbewegung beim Rohölpreis

Die Ölpreise haben sich nach deutlichen Rückgängen der vergangenen Tage am Freitag wieder etwas erholt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete am Morgen rund 34,50 US-Dollar. Das waren über 2 Dollar mehr als beim Tiefstand vom Vortag, als die Sorte so billig war wie zuletzt im April 2004. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI lag bei knapp 34 Dollar. Am Vortag hatte das US-Öl zwischenzeitlich 32,10 Dollar gekostet, und damit so wenig wie seit Dezember 2003 nicht mehr.

Händler sprachen von einer Gegenreaktion nach den starken Verlusten der vergangenen Handelstage. Am Montag noch lag der Preis für die Nordseesorte Brent bei über 38 Dollar. Die Ölpreise werden von den schlechten Nachrichten aus China belastet, weil das Land einer der größten Ölverbraucher der Welt ist.

Die zumindest vorläufige Beruhigung der Lage in China hat auch den Aufwärtstrieb beim Euro beendet. In den vergangenen Handelstagen hatten Sorgen um die chinesische Wirtschaft die Zinserhöhungsfantasien mit Blick auf die US-Notenbank Fed gedämpft und dadurch den Euro gestärkt. Die Gemeinschaftswährung kostete am Morgen 1,0880 US-Dollar. Das war gut ein halber Cent weniger als am Vortag.

US-Konjunktur ist wieder Thema

Zum Wochenschluss rücken die USA wieder ins Rampenlicht. Der Absturz der chinesischen Börsen hatte am Donnerstag auch die Wall Street deutlich ins Minus gedrückt. Der Dow Jones beendete die Sitzung 2,3 Prozent tiefer, der Nasdaq büßte drei Prozent ein. Der S&P 500 verlor 2,4 Prozent. Mit einem Minus von 4,93 Prozent seit Montag legte der marktbreite S&P 500 laut der Nachrichtenagentur Bloomberg den schlechtesten Jahresstart seiner langjährigen Geschichte hin.

Im Handelsverlauf werden Anleger besonders auf den US-Arbeitsmarktbericht blicken, der am frühen Nachmittag mitteleuropäischer Zeit erwartet wird. Der Fokus dürfte nun zunehmend auf dem Lohnwachstum und Hinweisen auf die Inflation liegen, sagte Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK. In diesem Zusammenhang dürfte über das Tempo und die Anzahl möglicher weiterer Zinsschritte durch die Fed spekuliert werden.

OnVista/dpa-AFX
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