Dax überspringt 10.100 Punkte – Britische Zinsentscheidung kann Erholungsrally nicht stoppen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Entscheidung der britischen Notenbank, den Leitzins unverändert zu lassen, irritiert die Anleger nur kurz. Wenig später nimmt der Dax seinen rasanten Erholungskurs wieder auf.

Die britische Notenbank hat nur kurz für Stirnrunzeln am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Drei Wochen nach dem Brexit-Votum ließen die Währungshüter ihren geldpolitischen Kurs vorerst unverändert. Die Entscheidung kam überraschend, hatten doch die meisten Beobachter mit einem Rückgang des Leitzinses auf 0,25 Prozent gerechnet.

An der Frankfurter Börse brach der Kurs des Dax in einer ersten Reaktion um fast 100 Punkte auf unter 10.000 Zähler ein. Allerdings erwies sich die Zinsentscheidung nur als vorrübergehender Stimmungsdämpfer. Die Währungshüter stellten eine Lockerung ihrer Geldpolitik für August in Aussicht. Das half den Kursen rasch auf die Beine.

Am frühen Nachmittag bereits übersprang der deutsche Leitindex abermals die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten und baute im weiteren Handelsverlauf seine Gewinne deutlich aus. In der Spitze notierte der Dax mit rund 1,8 Prozent im Plus bei 10.110 Zähler.

Seit dem Tief der Vorwoche kletterte er inzwischen um über 8 Prozent und schaffte es damit sogar wieder über die viel beachtete 200-Tage-Linie – einen Gradmesser für den längerfristigen Trend. Die Verluste in Folge des unerwarteten Brexit-Votums hat der Dax damit fast vollständig wettgemacht.

Entscheidung stößt auf geteiltes Echo

Die Entscheidung der britischen Währungshüter zum Abwarten stieß unter Experten auf geteiltes Echo. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank begrüßte das Vorgehen. “Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexit-Entscheids sind noch unklar”, kommentierte der Ökonom. Darüber hinaus dürften die Inflationsraten in den kommenden Monaten wieder anziehen. Zinssenkungen seien zudem in Großbritannien ein zweischneidiges Schwert. Das große Loch in der Leistungsbilanz müsse mit Kapitalzuflüssen gespeist werden. Dies werde nach Leitzinssenkungen schwieriger.

Analysten beim US-Finanzdienstleister State Street zeigten sich dagegen enttäuscht. Es sei überraschend gewesen, dass die Notenbank die Markterwartungen bereits so kurz nach der Brexit-Entscheidung enttäuscht habe, schreibt Experte Michael Metcalfe in einem Kommentar. Auch wenn die Notenbanker bei der kommenden Sitzung im August nachlegen sollten: Die verzögerte Reaktion lasse den Schluss zu, dass die Zentralbank einerseits wegen der inflationären Folgen der Pfund-Schwäche besorgt und andererseits unsicher sei, wie schnell sich die Wirtschaft verlangsamen wird.

OnVista/dpa-AFX
Foto: Deutsche Börse

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