Der Zahlensalat

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Glaubt nur nicht, das tägliche „Grexit“-Gelaber sei wirklich der Grund für die Ziellosigkeit von Dow und Dax. Letztlich ist es Bullen und Bären egal, ob die Griechen drinbleiben oder nicht. Nee, jetzt kommt’s vor allem darauf an, wie es mit der Weltwirtschaft und den Zinsen weitergeht. Alle gucken auf die Amis. In diesen Tagen sollen auf der anderen Seite des Atlantiks die diversen Indikatoren und Statistiken für mehr Klarheit sorgen - geht der US-Konjunkturlok etwa der Dampf aus? Und was würde das für den Fahrplan der Zinswende bedeuten? Ab heute dürfte es spannend werden. Oder auch nicht. Denn wir haben inzwischen sooo oft erlebt, dass angeblich entscheidende Zahlen innerhalb von Tagen nichts mehr gelten und von neuen überholt werden. Also, wir bleiben vorläufig weiter im Kurzfrist-Modus.

Was ist noch „normal“, frage ich mich immer öfter. Denn irgendwie sieht das Bild der Weltwirtschaft total chaotisch aus - ich stelle mir in solchen Situationen vor, wie ich so was einem außerirdischen Besucher in wenigen Sätzen erklären könnte (Gottseidank kommt keiner). Am kürzesten ginge es wohl mit dem Was-bedeutet-ein-Fragezeichen? Das steht hinter so ziemlich allen Wirtschaftsthemen, wie der Entwicklung in China, Japan, Europa und auf einmal auch wieder Amerika, hinter dem Ölpreis und dem Timing der US-Notenbank. Die Börsianer werden wieder mal überfordert - aktuell von der hohen Welle von Zwischenberichten großer Unternehmen und dem Haufen von (vermeintlich) spannenden Konjunkturindikatoren. Das da die ängstlichen Anleger Gewinne mitnehmen, ist nur natürlich. Aber, es gibt tatsächlich auch einiges Enttäuschungspotenzial, gerade in Amerika! Denn das Wirtschaftswachstum soll sich im ersten Quartal dort ganz schön abgeschwächt haben. Volkswirte und Analysten denken jetzt krampfhaft darüber nach, ob das Ami-BIP schon bald wieder kräftig zulegt.

Und in der EU? Da liest man überraschend Positives aus Spanien, auch in Frankreich geht es offenbar richtig aufwärts (was immer wieder bezweifelt wird). Dazu werden die Prognosen für good old Germany von Woche zu Woche besser. Es gab sogar erste Warnungen vor einer „konjunkturellen Überhitzung“. Da kommt auf einmal das arbeitgebernahe IW-Institut mit der Befürchtung, schon 2016 drohe uns eine spürbare Abkühlung der Konjunktur. 2015 soll die Wirtschaft zwar um starke 2,2 Prozent wachsen, nächstes Jahr vielleicht aber nur noch um 1,5 Prozent.

Was soll man davon halten? Machen wir das Komplizierte einfach mal einfach, meine Freunde. Sind die Zahlen aus der realen Wirtschaft wirklich voll enttäuschend, dann wäre das natürlich schlecht - aber dann wird das Team von Janet Yellen vielleicht erst später als im Sommer mit dem Zinswende-Manöver beginnen. Und das wäre gut für die Aktienmärkte. Werden dagegen die weltwirtschaftlichen Signale doch heller, dann wäre das gut für die Menschen und die Ami-Notenbank würde im Gegensatz zur EZB in schon absehbarer Zeit die Zinsen vorsichtig anzuheben beginnen. Das dürfte Dow und Dax zwar belasten, aber wohl nur vorübergehend. Denn die von der Geldschwemme in die Höhe getriebenen Aktienkurse brauchen dringend Unterstützung durch steigende Unternehmensgewinne.

Mich kann der aktuelle Zahlensalat nicht mehr besonders aufregen. Denn als „bullisher“ Fuchs sehe ich auch am Horizont einfach keine Alternativen für die Aktie. Achtung, es folgt zum Schluss aus gegebenem Anlass ein mehr als gewagter Vergleich als Empfehlung: Macht’s doch wie Millionen Fußball-Fans (= Aktien-Fans) im DFB-Halbfinale: gespannt zuschauen! Gestern Abend spielten Bullen gegen Bären. Die Bayern haben zwar ein Match verloren, sie bleiben aber die Bullen.

boersenfuchs@onvista.de

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