Die Börse wäre sowieso gefallen …

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ist der DAX gestern crashartig eingebrochen, weil Mario Draghi nicht geliefert hat, was viele erhofften? Eine Ausweitung der Anleihekäufe. Und hätte die von ihm geführte Europäische Zentralbank (EZB) das erhoffte geliefert, wäre der DAX dann gestern aber Verkündung um 14:30 gestiegen?
Die Antwort lautet eindeutig: Nein. Man hätte allein aus der verkündeten Verlängerung des Programms zum massiven Ankauf von Staatsanleihen auch Honig für steigende Kurse saugen können. Der Markt stand aber an einem anderen Punkt.

Der Markt war reif für eine Korrektur

Selbst wenn Draghi die Märkte nicht enttäuscht, sondern wie in der Vergangenheit schon passiert, positiv überrascht hätte, hätten nach ersten positiven Reaktionen Gewinnmitnahmen eingesetzt. Der Markt war einfach reif für eine Korrektur. Viel zu viele sprachen von der Jahresendrallye. Und auch quantitative Stimmungsindikatoren wie die Anzahl der optimistischen Börsenbriefe zeigten zuletzt sehr viel Zuversicht, wie auch die bekanntesten deutschen Börsenexperten. Da ist es dann nicht unüblich, wenn es zunächst einmal wieder gen Süden geht.

Saisonal üblicher Einbruch

Schaut man in die vergangen Jahre an, so zeigt sich, dass der Einbruch durchaus ins Muster passt und noch ein paar Tage dauern kann. Sowohl Anfang Dezember 2013 als auch Anfang Dezember 2014 gab es einen derartigen Kursrutsch. 2012 spielte sich das ganze Ende November ab. Daher ändert es auch nichts an meiner Prognose eines weiter steigenden Aktienmarktes, der 2016 viele überraschen wird. Denn längerfristig ist die Zuversicht eher verhalten. Die ersten Analysten wagen sich mit Prognosen für das Jahresende 2016 vor und da liegt das Gros unter 12.000 Punkten. Manche sind sogar recht pessimistisch.

Von der Wall Street droht keine Gefahr

An der Wall Street ist aus stimmungstechnischer Sicht sogar kurzfristig die Lage recht konstruktiv. Unglaublich viel wird dort gewarnt vor den Gefahren eines Bärenmarktes. Noch längst ist der Optimismus nicht da, wo er vor dem August/September Einbruch war.

Zunächst etwas mehr Verunsicherung ist wünschenswert. Es ist die Grundlage für den nächsten Schub nach oben.

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