Die Fed macht‘s

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Am Wochenende las ich in der Analyse eines großen Asset Managers: „Aus technischer Sicht ist die Lage weiterhin anstrengend.“ Total nervig ist der Crash in Raten doch nicht nur aus technischer Sicht! Klar, man kann das beispiellose Dax-Drama auch sachlich-langweilig skizzieren, etwa: Nach einem acht Jahre anhaltenden Aufwärtszyklus hat bei Aktien auf breiter Basis eine Trendumkehr stattgefunden, woraus eventuell weitere Abwärtsrisiken hervorgehen könnten. Dax 8.000, vielleicht noch tiefer? Nichts scheint mehr unmöglich. Trotzdem heute ein vielleicht entscheidender Hinweis für die Positiv-Spekulanten unter Euch. Schiebt doch mal) die Krisen, Kriege und sonstigen Katastrophen beiseite (auch wenn’s schwer fällt) und guckt wieder unter die Motorhaube der Börsen. Und was entdeckt man da? Die Notenbanken. Dann kommt nämlich Hoffnung auf, die sind noch da. Denn es könnte doch gut sein, dass die bevorstehenden Aktionen von Federal Reserve und Europäischer Zentralbank die Aktienmärkte stabilisieren.

Führende Strategen behaupten, zwischen den Aussagen der Fed zu ihrer voraussichtlichen Politik 2016 und den Erwartungen der Anleger hat sich eine Lücke gebildet (ein „Gap“, wie die Amis es nennen). Wie das? Im vergangenen Dezember, als der Offenmarktausschuss zum ersten Mal seit 2006 den US-Leitzins anhob, wurde noch mit vier weiteren Zinsschritten im laufenden Jahr gerechnet. Aber die Anleger sind in dieser Hinsicht skeptischer geworden. Kürzlich belief sich die am Futures-Markt implizierte Wahrscheinlichkeit von vier Zinsschritten der Fed lediglich auf 0,1%. Jetzt wird’s spannend, für uns alle. Denn es ist total wichtig, wie die Lücke zwischen den Projektionen der Fed und den Markterwartungen überbrückt wird. Wenn die US-Notenbank ihren Leitzins in einem Umfeld anhebt, in dem die anderen großen Zentralbanken weitere geldpolitische Lockerungen durchführen, könnte sich die Zinsdifferenz zwischen US- und ausländischen Vermögenswerten erhöhen. Auf der Suche nach Renditen könnten Anleger daher ihr Kapital in die USA verschieben, was den US-Dollar weiter aufwerten ließe. Der starke Dollar könnte sich unter anderem wegen der Sorge um Chinas Wachstum und der faktischen Wechselkursbindung des Renminbi an den Dollar als Problem erweisen. Wenn der Offenmarktausschuss dagegen Zinsanhebungen mit der Begründung verschiebt, dass die US-Konjunktur schwächer als erwartet ist und/oder „internationale Entwicklungen“ dies erfordern, könnten die Märkte ungünstig reagieren.

Wird ein Zinsschritt dagegen mit einer relativ günstigen Begründung verschoben, z.B. weil die Inflationsraten niedriger sind als erwartet, könnte der Markt positiv reagieren. Eine solche Argumentation könnte den Aufwärtsdruck auf den US-Dollar dämpfen, den Gegenwind für die Schwellenländer - einschließlich Chinas - abschwächen und eine Stabilisierung der Rohstoffpreise ermöglichen.

Ja, ja, viel „könnte“ und das auch noch in einem verdammt komplizierten Zusammenhang. In dieser Woche könnten wir mehr Klarheit darüber gewinnen, wie der Fed-Offenmarktausschuss die Lage einschätzt und wie die Lücke zwischen den Fed-Aussagen und den Markterwartungen geschlossen werden soll.

Später kommt dann - möglicherweise auch positiv für die Börsen - Mario Draghi wieder ins Spiel. Die Markterwartungen für die langfristige Inflation in der Eurozone sind so niedrig wie nie. Das und die leicht verschlechterten Finanzierungsbedingungen geben der EZB wahrscheinlich den Anlass, die Geldpolitik am 10. März weiter zu lockern. Im Dezember hatte er von ihm selbst geweckte entsprechende Erwartungen enttäuscht, eine Wiederholung will er sicher vermeiden. Frankfurter Analysten sagen deshalb voraus: „Draghi dürfte den Zins für Bankeinlagen bei der EZB tiefer ins Negative drücken oder Anleihekäufe vorziehen. Trotz begrenzter volkswirtschaftlicher Wirkung würden die Märkte das wohl goutieren.“ Das sehe ich auch so.

Post an den Börsenfuchs: boersenfuchs@onvista.de

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