Doch was steckt dahinter ? - Was steckt dahinter ?

Harald Weygand · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Verehrte Leserinnen und Leser, da ich noch im Urlaub weile, anbei ein Beitrag meines Kollegen Oliver Baron - http://go.guidants.com/#c/oliver_baron

In der vergangenen Woche brach der DAX um rund 4,5 Prozent ein. Zwar bröckelten die Kurse auch anderswo in Europa und in den USA, aber den deutschen Markt hat es ganz besonders hart erwischt. So verzeichnete der Dow Jones nur ein Minus von 2,7 Prozent. Auch an den anderen europäischen Aktienmärkten waren die Kursverluste moderater als am deutschen Markt. Die Underperformance deutscher Aktien zeigt sich nicht erst seit der letzten Woche. Bereits im März entwickelten sich deutsche Blue Chips einen ganzen Monat lang deutlich schwächer als die Aktien von Konzernen aus den USA und der Eurozone. Im Zuge der allgemeinen Erholung konnten deutsche Aktien anschließend bis Juni wieder Boden gutmachen und den Rückstand aufholen. Seit Ende Juni zeigt sich nun aber die erneut die relative Schwäche. In dem folgenden Chart ist zur besseren Vergleichbarkeit neben dem DAX-Performanceindex auch der DAX-Kursindex enthalten, da Euro Stoxx und Dow Jones in Abweichung vom DAX als Kursindizes berechnet werden.

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Die besondere Schwäche deutscher Aktien ist vor allem auf die hohe Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft zurückzuführen, die sie auch deutlich krisenanfälliger macht. Für viele Unternehmen im DAX sind Auslandsmärkte wichtiger als der Heimatmarkt.

Das erklärt, warum die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten deutsche Aktien deutlich stärker belasten als beispielsweise US-Werte. Der Sanktionswettlauf zwischen Russland und der EU dürfte deutsche Unternehmen besonders stark treffen. Aber noch ein weiterer Faktor kommt hinzu: Anleger in den USA haben sich zuletzt im großen Stil wieder von europäischen Vermögenswerten (und dabei wohl auch von deutschen Aktien) getrennt, nachdem sie zuvor auf eine wirtschaftliche Erholung der Eurozone gesetzt hatten.

ETF-Anleger in den USA zogen im Juli 1,1 Milliarden Dollar aus europäischen Vermögenswerten wie Aktien und Anleihen ab. Es handelte sich um den ersten Nettomittelabfluss seit April 2013, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Das zuletzt starke US-Wachstum zusammen mit der anstehenden geldpolitischen Wende in den USA führt offenbar dazu, dass US-Anleger weniger in Übersee investieren wollen. Auch das belastet den deutschen Markt, zumal ein erneuter Konjunktureinbruch, ausgelöst durch die zahlreichen internationalen Krisen, die noch angeschlagene Wirtschaft in der Eurozone deutlich stärker belasten dürfte als die US-Wirtschaft.

Noch schlechter als die deutschen Blue Chips schnitten zuletzt die Technologie- und Nebenwerte ab. TecDAX und MDAX performten deutlich schwächer als der DAX. In den USA konnten sich Nebenwerte und Technologieaktien nach der vorangegangenen Schwächephase hingegen wieder deutlich erholen und zuletzt sogar besser abschneiden als der Dow Jones, wie der folgende Chart zeigt.

o2(© BörseGo AG 2014 - Autor: Harald Weygand, Head of Trading bei GodmodeTrader)

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