Eigentlich kann man sich das kaum vorstellen

Harald Weygand · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Anbei ein Artikel aus der Feder meines Kollegen Clemens Schmale.

Die Zeiten für Landwirte sind schwierig. Das gilt in vielen Regionen der Erde, auch in den USA. In Europa erreichte das Thema Landwirtschaft zuletzt breite Aufmerksamkeit als Bauern ihre Milche einfach wegkippten. Die Preise waren schlicht zu niedrig, um vom Verkauf noch leben zu können.

Viele Märkte leiden unter einem Überangebot. Eigentlich kann man sich das kaum vorstellen, wenn hunderte Millionen Menschen in der Welt hungern müssen. Das Angebot ist aber sehr ungleich verteilt. Die einen haben viel zu viel, die anderen viel zu wenig.

Das Geschäft mit landwirtschaftlichen Produkten ist ohnehin alles andere als einfach. Es ist sehr volatil. Über eine gute Ernte kann man sich heutzutage nicht einmal mehr richtig freuen. Eine gute Ernte bedeutet für gewöhnlich hohes Angebot und somit niedrige Preise.

Theoretisch werden immer mehr Nahrungsmittel benötigt. Die Bevölkerung wächst global und die Ansprüche werden höher. Das gilt langfristig, nicht aber kurzfristig. Kurzfristig drückt hohes Angebot auf die Preise und Margen. Besonders deutlich wird das in den USA. Grafik 1 zeigt die Einnahmen aus der Landwirtschaft (Tiefhaltung und Getreideanbau). Sie sind in den letzten Jahren massiv gesunken.

Der Rückgang der Einnahmen ist der größte seit Jahrzehnten. Das kann man drehen und wenden wie man will. Man kann z.B. die realen Einnahmen betrachten (Grafik 2). Die Einnahmen sind heute real nicht höher als kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei Getreide sieht es nicht ganz so schlimm aus.


Insgesamt haben US-Bauern die größte Einnahmenkrise seit langem. Immer mehr Farmer geben daher auf oder müssen sich einen Zweitjob suchen. Das Geld reicht vorne und hinten nicht mehr. Betrachtet man die Preischarts einzelner Agrarrohstoffe, wird die Misere klar. Der Weizenpreis steht heute am unteren Ende der Range der letzten 30 Jahre.

Das macht sich inzwischen auf bei den Landpreisen bemerkbar. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Preise von Farmland. Gezeigt wird der durchschnittliche Preis. Den einen Preis gibt es eigentlich nicht. Dafür sind die Regionen in den USA zu verschieden. Der Durchschnitt gibt aber immerhin einen Hinweis auf die Entwicklung.

Inflationsadjustiert sieht der Rückgang noch verkraftbar aus. Nominal zeigt sich der Rückgang sehr viel deutlicher. Es ist der größte seit 35 Jahren. Es ist gut möglich, dass sich der Abwärtstrend weiter fortsetzt. Es gibt aber auch gegenteilige Anzeichen.

Viele Rohstoffpreise zeigen nach und nach Bodenbildungstendenzen. Das gilt für den Weizenpreis ebenso wie für Lammfleisch. Gleichzeitig werfen immer mehr Farmer das Handtuch, Rekordernten hin oder her. Vieles deutet auf Kapitulation hin.

Für Anleger ist das ein gutes Zeichen. Es deutet sich ein Turnaround an. Besonders deutlich zeigt sich das bei dem Farmland REIT Gladstone Land (ISIN US3765492000). Bei einem anderen REIT (Farmland Partners US31154R1095) zeigt sich der Turnaround noch nicht. Man muss nicht Landwirt werden, um von einem Turnaround zu profitieren. Man kann es mit den REITs auch bequem vom Computer aus.

Clemens Schmale

(© BörseGo AG 2017 - Autor: Harald Weygand, Head of Trading)

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