Ein Selbsttest für Aktien-Fans

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Gestern hörte ich online Markus Koch in seinem Tageskommentar aus Ami-Land, der mit dem Satz begann: „Wir erleben an der Wall Street die größte 2-Tages-Rally seit zwei Monaten.“ Nix gegen den inzwischen ergrauten, aber immer noch coolen Börsenbeobachter, den ich schon kenne, als er noch ein Jungfuchs war. Aber solche Betonungen, die uns die Händler, Broker und die Medien inzwischen immer öfter liefern, sind auch eine Bestätigung für das kurzfristige Rein-Raus an den Märkten. Und dadurch können gerade die privaten Anleger leicht in die Irre geführt geführt werden. Anders ausgedrückt: Durch Digitalisierung und Globalisierung ticken die Uhren viel schneller - habt Ihr das noch nicht gemerkt?

Mal zum Vergleich. Bis vor etwa drei Jahrzehnten meinten Börsianer einen Zeitraum von zehn Jahren und länger, wenn sie von „langfristig“ sprachen. Eine „mittelfristige“ Anleihe hatte etwa drei bis acht Jahre Laufzeit. Und eine „kurzfristige“ Aktienmarkt-Prognose bezog sich mehrere Monate. Heute ist kurzfristig bis zum nächsten Wochenende, mittelfristig gilt für ein paar Wochen und langfristig bis zum Jahresende (na ja, vielleicht ein bisschen übertrieben). Ständig werden irgendwelche Preismarken - ob Öl, Euro oder Aktienindizes - mit „vor xy-Monaten“ verglichen, wird der „höchste Kurs seit Anfang April“ erreicht o. ä. Und als jüngstes Beispiel eben die „größte 2-Tages-Rally seit zwei Monaten“. Entscheidet selbst, ob Euch derart extremer Kurzfrist-Jubel genauso wie umgekehrt Kursfrist-Verunsicherung wirklich was bringen.

Wie auch immer, wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Finanzmärkte längst in einem High-Speed-Modus sind. Und wenn schwere Störungen ausbleiben, ist es gut möglich, dass Ihr in nächster Zeit öfter Sätze wie (willkürliche Beispiele) „Rohöl auf höchsten Stand seit Sommer 2015“ oder „Dax auf 5-Monats-Gipfel geklettert“ lesen könnt. Dazu schlage ich folgenden Selbsttest vor: Glaubt Ihr, dass 

- die Weltwirtschaft in diesem Jahr weiter wächst, wenn auch nur mäßig, 

- Chinas Entwicklung keine große Belastung mehr ist, 

- die Ölpreise sich weiter erholen, zumindest stabilisieren können, 

- Europa doch nicht zerfällt, u. a. weil 

- Griechenland weiter geholfen wird (kein „Grexit“) und 

- das britische Referendum pro-europäisch ausfällt (kein „Brexit“), ferner dass 

- Donald Trump bald keine Chancen mehr hat, Ami-Präsident zu werden, und 

- die Notenbanken die Finanzmärkte weiter geschmeidig begleiten werden?

Wenn Ihr überall einen Haken dahinter macht, dann solltet Ihr Eure Aktienbestände jetzt zügig weiter aufstocken! Habt Ihr aber bei mehreren Punkten Zweifel, dann engagiert Euch (wenn überhaupt) nur gaaanz vorsichtig und mit Kursabsicherung nach unten in Dax & Co. In jedem Fall sollten Cash und Gold nicht vernachlässigt werden!

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