Es fehlt jede Euphorie

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wo man auch hinhört oder wo man liest, überall wird derzeit auf die großen Risiken im Markt hingewiesen. Die Wahl in Frankreich, aber auch die Wahlen in den Niederlanden und in Deutschland. Dazu kommen mögliche Neuwahlen in Italien und das Thema Griechenland ist auch wieder auf der Agenda. Schon wieder heben die Griechen ihr Geld von den Konten ab, weil sie Angst vor einem Austritt oder Rauswurf ihres Landes aus der Eurozone haben. Stichwort: Grexit. Und natürlich Donald Trump. Mittlerweile ist klar, der Wahlkämpfer Trump ist auch der Präsident Trump und er bleibt unberechenbar.

Aktienmärkte zu sorglos?

Die Experten beklagen daher auch, dass die Aktienmärkte zu sorglos sind. Bei all den Risiken ein Rekordhoch an der Wall Street nach dem anderen und Jahreshochs beim DAX. Wie kann das angehen? Und es ist ja nicht so, dass die Märkte es nicht einpreisen würden. So sind die Zinsen für französische Staatsanleihen im Vergleich zu ihren deutschen Pendants deutlich gestiegen. Das gleiche gilt für italienische Staatsanleihen. Der Euro tendiert ebenfalls zur Schwäche. Nur die Aktienmärkte bleiben unbekümmert. Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass mit wirtschaftlichen und politischen Fakten allein der Markt allenfalls auf ganz lange Sicht zu greifen ist. Kurz- bis mittelfristig sind technische Faktoren wichtiger. Und damit meine ich nicht die Charttechnik.

Es gibt zu wenig Optimisten

Da die Aktienmärkte auf die große Unsicherheit nicht reagieren, deutet vieles darauf hin, dass die meisten Anleger die Risiken in ihren Portfolios schon berücksichtigt haben. Das zeigen auch die hohen Barreserven der Fondsmanager, die sich noch immer bei über fünf Prozent befinden. Es fehlt jegliche Euphorie für eine echte scharfe Korrektur. Und so spielt sich zunächst einmal das Szenario ab, dass man Short-Squeeze nennt. Weil der Markt weiter steigt und die Risiken nicht einpreisen will, beginnen mehr und mehr Anleger unter dem Performancedruck irgendwelcher kreierter Benchmarks ihre Besorgnis über Bord zu werfen und doch zu kaufen.

Bis es an den Aktienmärkten zu einer nennenswerten Abwärtsbewegung kommt, müssen die Marktteilnehmer wahrscheinlich erst einmal zu der Erkenntnis kommen, dass politischen Risiken nicht mehr so wichtig sind wie früher, oder Aktien der neue Fluchthafen geworden sind in Zeiten negativer Realverzinsung. Wenn wir das dann als ganz logische Begründung in den Zeitungen lesen, dann ist es an der Zeit, Gewinne mitzunehmen.

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