Euro-Banken - So sicher wie in (Abrahams) Mario Draghis Schoß?

Robert Halver · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Banken und ihre Aktien mussten in den letzten Jahren viele Tiefschläge einstecken: Das Platzen der Immobilienblase, die Euro-Staatsschuldenkrise - Banken haben traditionell hohe Bestände an Euro-Staatspapieren - dramatisch verschärfte Eigenkapitalanforderungen und - nicht zu vergessen - massive politische Nackenschläge gemäß dem Motto Hau den Banker .

Alle Krisen-Räder stehen still, wenn der starke Arm der EZB es will

Immerhin, die Euro-Staatsschuldenkrise ist mittlerweile wie beim Boxkampf technisch k.o.. Wenn selbst Griechenland rettungsschirmbefreit wieder freiwillig Geld vom freien Kapitalmarkt erhält, muss die Schuldenkrise auf den Brettern liegen. Es wäre jetzt blauäugig zu behaupten, dass dieser glückliche Umstand auf Reformaktivitäten der griechischen Regierung zurückzuführen ist, obwohl uns Euro-Politiker genau das vor der Europa-Wahl wie bei einer Langspielplatte mit Sprung immer wieder glauben machen wollen. Es ist auch kein Wunder wie in der griechischen Mythologie. Nein, viel banaler, es ist EZB-Präsident Mario Draghi mit seinem Blankoscheck zur Euro-Rettung, der griechischen Anleihen das Ausfallrisiko ähnlich abnimmt wie in einem feinen Restaurant der Keller den Mantel. Wir leben in einer von der EZB geschaffenen Parallelwelt, die die schnöde Nüchternheit der Euro-Realität in den Hintergrund treten lässt.

Wie auch immer, die Banken verdienen damit gutes Geld. Über die sogenannte Fristentransformation nehmen sie bei der EZB Geld zu Schnäppchenpreisen von 0,25 Prozent auf und saugen sich wie ein Schwamm voll mit deutlich höher verzinslichen, garantiert ausfallfreien Staatsanleihen der Euro-Peripherie.

EZB als Durchlauferhitzer für neue Staatsschulden

Ähnlich wie in der Kirche beim Hochamt wird der Geldbeutel der Banken auch zukünftig klingeln. Denn dieser Prozess der Schuldenfinanzierung von Geldpolitiks Gnaden geht in die nächste Runde. Um ausbleibende Wirtschaftsreformen zu kompensieren, um Deflation zu bekämpfen und schließlich, um die Euro-Konjunktur in eine nachhaltige stabile Seitenlage zu bringen, ist eins sicher: Neue Staatsschulden braucht das Euro-Land. 

Insgesamt ist damit die EZB so etwas wie der Schutzpatron für neue Euro-Schulden. Nach der Europa-Wahl kann man diesem guten Geist mit neuerlichen Zinssenkungen oder Liquiditätszuführungen noch etwas mehr auf die Sprünge helfen. Die Klingelbeutel der Banken freuen sich jetzt schon.

Die Guten ins Bank-Töpfchen, die schlechten ins EZB-Kröpfchen

Doch damit nicht genug. Wenn Banken lieber risikolose Staatspapiere kaufen als risikoreiche Kredite vergeben, muss die EZB ebenso hier künstliche Befruchtung betreiben. Dann reduziert die EZB eben auch Kreditrisiken, indem Banken verbriefte Bankendarlehen bei der EZB als Bad Bank entsorgen können. Wie bei der Spalt -Tablette schaltet die EZB zunächst den Schmerz aus, d.h. den Verlustschmerz der Banken. Ich denke aber auch an Doppel-Herz : Einerseits bekommt die Privatwirtschaft wieder Kredit-Luft zum Atmen und damit die Euro-Konjunktur ein geldpolitisches Breitband-Antibiotikum gegen die Rezession. Andererseits kommen die Banken wieder sorgenbefreiter an Zinserträge aus steigenden Kreditvergaben.

Dreifaltige politische Entspannung

Nicht zuletzt kommen Banken aber auch in den Genuss eines politischen Tauwetters. Erstens haben die Banken nach der Europawahl als populistisches Wahlkampfthema ausgedient. Zweitens gibt es keinen Grund, sich vor dem anstehenden Bankenstresstest zu fürchten. Zunächst hat die EZB der Ertragslage der Banken und damit den Eigenkapitalerfordernissen schon ordentlich unter die Arme gegriffen. Sollte die eine oder andere Bank beim Test dennoch Stress machen, wird man das Problem gemäß folgendem Motto lösen: Für jeden kommt einmal die Stunde der Wahrheit und dann heißt es lügen, lügen, lügen. Wer will schon die Wiedergeburt von Euro-Krisensymptomen? Und drittens ist die EZB ab Herbst Oberaufseher über die euroländischen Banken. Dann liegen Liquiditätsproblemerkennung und Liquiditätsproblembeseitigung in Personalunion bei der EZB. Kann da noch etwas anbrennen? Das war eine rhetorische Frage. 

So oder so - Die Banken sind froh

Verehrte Anlegerinnen und Anleger, damit ist in der Euro-Finanzwelt die gute alte Stabilität der Deutschen Bundesbank auch mit Hundertschaften von Spürhunden nicht mehr auffindbar. So fahren die Banken in punkto Staatsanleihen ein immer größer werdendes Klumpenrisiko. Die EZB ist von nun an bis in Ewigkeit gezwungen, dieses Risiko in Liquidität zu ersäufen. Damit wird das Problem aber nicht gelöst, sondern nur in die Zukunft verschoben und größer.

Allerdings können wir uns gar keine Stabilität der früheren germanischen Machart mehr leisten. Ansonsten wäre der Burgfriede, die Happy Hour der Eurozone, gefährdet. Wer will dass jetzt noch riskieren, wo Euroland doch wieder zum Land des (Probleme weg-)Lächelns geworden ist.

Auf jeden Fall werden den euroländischen Banken ganze Salven an geldpolitischen Aufbauspritzen verabreicht. An der EZB und ihrem Präsidenten wird das Wohl euroländischer Banken nicht scheitern. Es verspricht ein gutes Jahr 2014 für Banken zu werden. Bereits seit dem Rettungsversprechen Mario Draghis am 26. Juli 2012 ist der Risikoaufschlag von Euro-Bankanleihen zu zweijährigen deutschen Staatsanleihen deutlich gesunken. Seit diesem Zeitpunkt ist auch die Underperformance von Bankaktien der Eurozone zum Leitindex Euro Stoxx beendet. Und seit Mitte 2013 hat sich eine im Trend robuste Outperformance entwickelt. Da ist noch mehr drin.

Als Bank in der Eurozone kann man deutlich unbequemer sitzen als in Mario Draghis Schoß.

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