EZB senkt überraschend Leitzins

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Paukenschlag aus Frankfurt. Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins für den Euroraum auf ein neues Rekordtief gesenkt. Auch der Einlagezins wurde weiter reduziert. Zudem kündigte die EZB den Ankauf von Anleihen an.

Damit haben nur die wenigsten Anleger gerechnet: Die Europäische Zentralbank senkt den Leitzins auf ein neues Rekordtief von 0,05 Prozent. Zuletzt hatten die Notenbanker den Zinssatz für den Euroraum erst im Juni auf den bisherigen Tiefstand von 0,15 Prozent reduziert. Mit den Maßnahmen möchte die EZB die schwächelnde Konjunktur im Euroraum ankurbeln und die drohende Deflation bekämpfen.

Auch den Einlagesatz senkte die EZB auf minus 0,2 von minus 0,1 Prozent. Damit wird es für Banken noch teurer, bei der EZB kurzfristig Geld parken zu können. Die europäischen Währungshüter hoffen mit dem faktischen Strafzins auf eine stärkerer Kreditvergabe.

Niedrige Zinsen verbilligen – zumindest in der Theorie – Kredite und Investitionen und stärken so die Nachfrage und kurbeln damit die Wirtschaft an. In der Folge dürften dann auch die Preise wieder steigen.

Die extrem niedrige Inflation bereitet der EZB immer mehr Sorge. Im August drückten sinkende Energiepreise die Inflation im Euroraum auf 0,3 Prozent – den niedrigsten Stand seit Oktober 2009. Der Wert liegt seit langem deutlich unterhalb der Zielmarke der EZB von knapp unter zwei Prozent. Zudem stagnierte die Wirtschaftsleistung der Länder in der Eurozone im Frühjahr.

Ankauf von Anleihen beschlossen

Der Ankauf von Anleihen war bereits im Vorfeld von manchen Volkswirten erwartet wurden. Die Mehrheit der Beobachter war allerdings davon ausgegangen, dass vorerst nicht mit weiteren Gegenmaßnahmen der EZB zu rechne sei. Denn noch im September startet ein neues Kreditangebot für Banken. Dies soll die Kreditvergabe ankurbeln und gemeinsam mit den Zinsschritten vom Juni die Konjunktur in Schwung bringen. Dann würden auch die Preise wieder kräftiger steigen.

Allerdings hatte EZB-Präsident Mario Draghi zuletzt beim Notenbanker-Treffen im amerikanischen Jackson Hole vor sinkenden Inflationserwartungen gewarnt. In seiner viel beachteten Rede machte er deutlich dass der EZB-Rat die Inflationserwartungen sehr genau beobachten und notfalls innerhalb seines Mandats alle verfügbaren Instrumente nutzen werde, um die Preisstabilität mittelfristig zu garantieren.


OnVista/dpa-AFX
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