Finanzmarkt-Turbulenzen belasten Allianz

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Allianz fährt einen satten Gewinn ein, auch die Dividende soll steigen. Die Aktionäre sind trotzdem nicht zufrieden, zumal die Aussichten für 2016 nicht gerade euphorisch stimmen.

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten bringen die Allianz in Schwierigkeiten. Nach einer Steigerung von Gewinn und Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr, erwartet Europas größter Versicherer für 2016 einen Rückgang in allen Sparten. Aktionäre zeigen sich angesichts der verhaltenen Aussichten enttäuscht, zumal auch die Ausschüttung hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Die Anteilseigner sollen eine Dividende von 7,30 Euro je Aktie erhalten – das sind 45 Cent mehr als zuletzt. Viele Investoren hatten sich hier allerdings noch mehr erhofft. Doch der Allianz-Chef will genügend Geld für die Übernahme von Wettbewerbern im Konzern lassen: “Wir werden unser Pulver trocken halten, um zuschlagen zu können, wenn der eine oder andere wackelt.” Einer der größten Fehler sei, “zu kurzfristig zu denken”.

An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an: Das Allianz-Papier rutschte zeitweise um 4 Prozent auf 130 Euro ab, konnte sich aber im Handelsverlauf wieder etwas erholen. Zuletzt lag sie mit einem Abschlag von 1,7 Prozent auf 133,50 Euro im unteren Dax-Mittelfeld. Seit Jahresbeginn hat die Aktie allerdings rund 18 Prozent verloren

Langfristige Strategie

Allianz-Chef Bäte ist das kurzfristige Abschneiden nach eigener Aussage “relativ wurscht”, wie er bei der Bilanzvorlage klarstellte. Der Versicherer müsse sich um langfristigen Erfolg kümmern und nicht darum, was binnen weniger Stunden passiere. Zukäufe hält er vor allem im Schaden- und Unfallgeschäft für möglich – in den kommenden zwei bis drei Jahren. Der Manager will aber “keine Riesenakquisition”, weil sich solche selten auszahlten.

Im abgelaufenen Jahr hat die Allianz dieses Ziel übertroffen – und das trotz gestiegener Schäden durch Naturkatastrophen. Der Umsatz legte um gut zwei Prozent auf 125 Milliarden Euro zu, während der Überschuss um sechs Prozent auf 6,6 Milliarden Euro stieg. Beim operativen Ergebnis verfehlte die Allianz mit einem Plus von drei Prozent auf 10,7 Milliarden Euro die vom Vorstand im Sommer ins Visier genommene Zielmarke von 10,8 Milliarden Euro

Trübe Prognose

Im laufenden Jahr peilt Bäte einen operativen Gewinn von 10 bis 11 Milliarden Euro an. Analysten hatten im Schnitt mit 10,8 Milliarden gerechnet. Finanzchef Dieter Wemmer begründete die “vorsichtigere” Vorgabe mit den Turbulenzen an den Kapitalmärkten. So erwartet der Vorstand in jeder der drei Konzernsparten Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und Krankenversicherung sowie Vermögensverwaltung eher einen Rückgang beim operativen Gewinn.

In der Vermögensverwaltung litt die Allianz hingegen weiter unter den Mittelabflüssen bei der US-Fondstochter Pimco. Dort hatten Anleger lange Milliardensummen abgezogen, besonders nach dem Rausschmiss des Starmanagers Bill Gross im Jahr 2014. Auch ein Gewinnplus bei der zweiten Fondstochter Allianz Global Investors konnte nicht verhindern, dass das operative Ergebnis der gesamten Sparte um zwölf Prozent sank. Obwohl die Abflüsse inzwischen zurückgegangen seien, bleibe der Bereich im Fokus, hieß es. “Wir sollten 2016 zeigen, dass wir den Wechsel schaffen”, sagte Wemmer.

Sorge bereitet der Allianz-Führung weiterhin die Zinsflaute, die besonders die Lebensversicherung trifft. Die derzeitige Geldpolitik als “locker” zu bezeichnen, höre sich vielleicht gut an, sei aber für die Anleger eine Katastrophe, sagte Bäte. “Dem Sparer wird in die Tasche gegriffen, und irgendjemand anders kriegt das Geld – ich glaube nicht, dass das gut ist.” Die Renditen in der klassischen Lebensversicherung gehen wegen der Niedrigzinsen seit Jahren zurück.

OnVista/dpa-AFX
Foto: Allianz

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