Geduld bleibt die wichtigste Börsianer-Tugend

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wer meine Beiträge schon länger verfolgt - hier oder in anderen Medien – der weiß, dass ich bereits seit vielen Jahren den Hongkonger Aktienmarkt favorisiere. Die Bewertungen sind schon ewig extrem günstig und die Dividendenrendite ist hoch. Der Finanzplatz ist vergleichbar mit dem von westlichen Ländern. Es gibt unbeschränkten Zugang und eine frei konvertierbare Währung. Die ehemalige britische Kolonie grenzt direkt an China, zu dem es jetzt wieder gehört. Vom dortigen dynamischen Wachstum profitieren die Hongkonger Unternehmen 1:1. Damit erschienen die Unternehmen des Landes attraktiver als die an westlichen oder dem japanischen Aktienmarkt.

Strapazierende Geduldsprobe

Doch allen guten Argumenten zum Trotz blieb die Kursentwicklung hinter den Erwartungen zurück. Und bis heute wurden die Rekordhochs von vor der Finanzkrise nicht wieder erreicht. Die Kursentwicklung der letzten Monate macht allerdings Hoffnung, dass nun der Ausbruch nach oben geschafft ist und eine Neubewertung stattfindet. Seit Mai hat der Markt nun 25 Prozent gewonnen. Günstig ist er immer noch. Die Rallye kann also weitergehen. 

Die wichtigen vier „G“

Auf den Widerstandskämpfer Helmut James Graf von Moltke geht folgendes Zitat zurück: Vier “G” dürfen einem Feldherren nicht fehlen: Geld, Geduld, Genie und Glück. Börsenaltmeister Andre Kostolany deutete die vier “G” für den erfolgreichen Spekulanten ein wenig um: Geld, Geduld, Gedanken (eigene) und Glauben an den einen Gedanken brauche der erfolgreiche Spekulant. Fehle nur ein “G”, bleibe der Erfolg verwehrt. Die Erklärung ist einfach: Wer nicht genug Geld hat, also auf Kredit spekuliert, der kann nicht die Geduld haben, bis der eigene Gedanke, also die Idee hinter der Spekulation, aufgeht. Denn zu oft kommt es zunächst zu gegenläufigen Bewegungen, die man nicht überlebt, wenn die finanzielle Deckung nicht ausreicht. Hat man keine eigenen Gedanken, läuft man stets irgendeinem Trend hinterher und das meistens zu spät. Und ohne eigene Gedanken kann es auch keinen Glauben daran geben. Der aber ist von Nöten. Denn wer keinen festen Glauben an die eigene Spekulationsidee hat, der kann ebenfalls nicht die Geduld haben, abzuwarten, bis dieser Gedanke aufgeht. 

Geduld ist das Wichtigste

Am Ende läuft es immer wieder auf das “G” für Geduld hinaus, die eben ohne Geld, Gedanken und Glauben zwangsläufig verloren geht. Doch wie vielen Menschen fehlt schon die Geduld an sich. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Börsenerfolg nur so wenigen beschieden ist. Doch ich habe die Geduld. Ich habe sie mir antrainiert und viele Erfahrungen haben mir gezeigt, dass sie am Ende belohnt wird. Die Entwicklung des Hang Seng Index in Hongkong ist ein weiteres Beispiel hierfür.

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