Gefährlicher Mindestlohn

Holger Scholze · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Deutscher Arbeitsmarkt zeigt sich robust

Die aktuellen Daten vom deutschen Arbeitsmarkt sind äußerst erfreulich. Denn in Deutschland gibt es so viele Beschäftigte wie niemals zuvor. Im September kletterte ihre Zahl erstmals seit der Wiedervereinigung auf mehr als 42 Millionen an. Nun sagt die Bundesregierung voraus, dass diese Marke im kommenden Jahr 2014 erstmals auch im Jahresdurchschnitt erreicht werde.

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Oktober auf 2,801 Millionen und damit den niedrigsten Stand seit knapp einem Jahr gesunken. Die Arbeitslosenquote liegt in Deutschland derzeit bei 6,5 Prozent.

Hervorragende Basis für einen starken Konsum

Durch diese positive Entwicklung schließt sich ein Kreis. Zur weiter rückläufigen Arbeitslosenzahl kommt nun auch noch eine stark wachsende Erwerbstätigkeit hinzu. Viele unsichere oder zeitlich befristete Jobs werden inzwischen in reguläre und stabile Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt. Dadurch haben immer mehr Menschen eine größere Planungssicherheit und höhere Einkommen. Und dies dürfte sich wiederum äußerst positiv auf den privaten Konsum auswirken. Denn aufgrund der extrem niedrigen Zinsen wird weniger gespart. Die Menschen geben ihr Geld entweder aus oder legen es unter dem Motiv des mittel- und langfristigen Werterhalts oder Vermögensaufbaus in Sachwerte an, zu denen selbstverständlich auch Aktien gehören. Der Arbeitsmarkt erweist sich also als wichtiger Wachstumstreiber.

Weitere Belebung zu erwarten

Aufgrund der zu erwartenden Konjunkturbelebung dürfte sich dieser positive Trend im kommenden Jahr normalerweise fortsetzen. Nach einem diesjährigen Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent, dürfte das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Jahr 2014 um etwa 1,7 Prozent zulegen. Dadurch sollten wiederum neue Arbeitsplätze in sechsstelliger Anzahl entstehen.

Allerdings dürften sich genau deshalb auch die Sorgenfalten vieler Manager vertiefen. Denn der bereits heute beklagte Fachkräftemangel könnte sich weiter verschärfen. Besonders prekär ist die Lage in den Bereichen Forschung und Entwicklung, in der Informationstechnologie sowie der Gesundheitsbranche. Hier kommen zahlreiche Betriebe schon heute kaum noch ohne Anwerbungen gut ausgebildeter Fachkräfte aus dem Ausland über die Runden. Für viele Spanier oder Portugiesen ist dies jedoch gerade auch wegen der angespannten wirtschaftlichen Situation in ihren Heimatländern eine willkommene Chance. Die steigende Zuwanderung und das dadurch auch wachsende Potential der Erwerbstätigen führen allerdings dazu, dass der anhaltende Stellenaufbau kaum in eine weiter sinkende Arbeitslosenzahl mündet.

Koalitionsverhandlungen mit offenem Ausgang

Der im Zuge der aktuellen Koalitionsverhandlungen diskutierte flächendeckende Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro ist für eine große Anzahl von Unternehmen in Deutschland ein enormer Unsicherheitsfaktor. Sollte es wirklich dazu kommen, wäre dies ein äußerst bedrohliches Korsett, das die positive Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt unmittelbar abwürgen könnte. Vor allem in den neuen Bundesländern müssten wir dann mit einem massiven Stellenabbau rechnen. Dies hätte zudem äußerst negative Auswirkungen auf die Binnenkonjunktur.

Noch ist nichts entschieden. Ich hoffe jedoch sehr, dass sich die künftigen Regierungsparteien speziell an dieser Stelle auf einen vernünftigen Kompromiss einigen können. Denn ein flächendeckender Mindestlohn würde die Substanz und Wettbewerbsfähigkeit unzähliger Unternehmen in große Gefahr bringen. Die Folgen wären fatal.

Ihr Holger Scholze

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