Gefangen in der Stopp-Loss-Falle

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Moderator und Satiriker Jan Böhmermann hatte ein feines Gespür für das, was am schwarzen Montag, den 24. August, viele Anleger traf. Als „gefangen in der Stopp-Loss-Falle“ beschrieb er das Schicksal vieler Anleger sehr treffend. Wenn es an den Aktienbörsen nicht nochmals runtergeht, dann haben so manche Anleger im Kurssturz verkauft und müssen bei steigenden Kursen am Ende wieder höher einsteigen.

Stopp-Loss sind nicht der heilige Gral

„Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“, so lautet eine uralte Börsenregel. Jahrelang wäre es richtig gewesen, so zu handeln. Alle Tests mit den Kursreihen der Vergangenheit belegen dies. Doch funktioniert die Regel immer noch? Und kann sie noch funktionieren, wenn alle Marktteilnehmer nach diesem Prinzip handeln? Nein, denn dann müssten alle gewinnen und das geht nun einmal nicht. Das legt die Vermutung nahe, dass in dem Moment, wo zu viele Anleger mit Stopp-Loss-Orders arbeiten, die schöne einleuchtende Börsenregel nutzlos geworden ist. Womöglich ist dieser Punkt erreicht.

Kursmuster verändern sich

Hedgefonds-Manager-Legende George Soros hat in seiner „Theorie der Reflexivität“ sehr treffend beschrieben, dass an den Finanzmärkten Ursache und Wirkung – im Gegensatz zur klassischen Naturwissenschaft - keine einseitige Verbindung haben, sondern einen Kreislauf bilden. Das bedeutet, die Marktteilnehmer handeln aufgrund gewisser Muster und verändern, weil sie ja am Markt mit Käufen und Verkäufen aktiv werden, damit das Muster. Das ist der Grund, warum es niemals ein Handelssystem geben wird, das auf ewig Gewinne produziert. Und so ist das System der Verlustbegrenzung womöglich obsolet. Es mag einige enttäuschen. Aber es gibt keine starren Regeln. Börsianer müssen flexibel bleiben und es lohnt sich, in neue Richtungen zu denken, in die andere noch nicht denken.

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