Gold-Vertrauen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Gestern Abend wieder mal ein besonders konservatives Publikum auf einer kleinen, feinen Anlegerveranstaltung in Süddeutschland. Hey, das meine ich wirklich nicht abschätzig! Sympathische, aber besorgte Menschen. Und dann fiel das Schlüsselwort durch einen Maschinenbauingenieur im Ruhestand: „Wem kann man denn überhaupt noch vertrauen? Überall Lug und Trug in der Wirtschaft - und Sie raten zum Aktienkauf?“ Für den Rest der Diskussion gab es nur ein Thema: Vertrauen. Lässt sich ja auch eine Menge dazu sagen. Für den alten Fuchs war es jedenfalls voll schwer, ein Loblied auf die Stärke der deutschen Industrie und das hohe Ansehen des Mittelstands zu singen. Gut angekommen sind aber meine Hinweise auf die hohe Wertschätzung von Dax & Co. bei den großen internationalen Anlegern. Immobilien und Edelmetalle als Sachwerte fanden dagegen sofort allgemeine, breite Zustimmung.

Ein paar Stunden zuvor hatten die Researcher der Erste Group ihren diesjährigen „Goldreport“ vorgelegt, und zwar mit unveränderter Headline: In Gold we trust. Ich würde das kaum erwähnen, wenn sich die Österreicher nicht mit ihren enorm umfangreichen und tiefgründigen Goldanalysen schon vor Jahren einen Namen gemacht hätten. Ich kenne jedenfalls nix Besseres! Und es passt in diese Tage, wieder mal an die besondere Rolle des so edlen Metalls zu erinnern - ohne nur auf die Dollarpreise zu schielen. Wem das Vertrauen in Wirtschaft und Politik, in Banken und Zentralbanken abhandengekommen ist, sollte sich in diesen verrückten und gefährlichen Zeiten wenigstens aufs Gold-Vertrauen besinnen. Deshalb ein paar Kernpunkte der Studie.

Zunächst mal: An den Einflussfaktoren für die Goldpreisentwicklung hat sich wenig geändert. Die Charttechnik zeigt, dass die Bodenbildungsphase noch nicht ganz abgeschlossen ist. Die von der Erste Group auf zwölf Monate prognostizierte Preisspanne liegt bei ca. 1.200 bis 1.250 Dollar. Man bestätigt, dass sich in den letzten Jahren „sehr viele“ Goldspekulanten aus dem Staub gemacht haben. Bemerkenswert, das betonen die Analysten, ist der Unterschied zwischen der tatsächlichen Goldpreisentwicklung und der weitgehend negativen Stimmung. Während Gold im Vorjahr auf Dollar-Basis seitwärts tendierte, fand in nahezu jeder anderen Währung eine Aufwärtsbewegung statt. Und genau das solltet Ihr, meine Freunde, berücksichtigen. Denn natürlich guckt man auch beim „wahren Wert“ automatisch auf den Preis: Vor allem auf Euro-Basis war die Entwicklung mit einem Plus von 12% wirklich nicht schlecht. Auch seit Jahresbeginn 2015 entwickelt sich das gelbe Metall mit einigem Glanz - 8 Prozent Kursplus in Euro gerechnet.

Noch was Wichtiges mit Blick nach vorn: Die wachsende Bedeutung der asiatischen Schwellenländer hinsichtlich der Goldnachfrage wird weitgehend unterschätzt. Ein Großteil Asiens weist ein deutlich größeres Faible für Gold auf als die westlichen Industrienationen. Die Österreicher halten deshalb eine Verdopplung der asiatischen Goldnachfrage auf Sicht der nächsten Dekade für realistisch, ja sogar wahrscheinlich! Und last but not least: Gold profitiert in Phasen von Deflation, steigender Inflation und systemischer Instabilität. Ihr kennt ja meine Empfehlung für Gold als Geldersatz, als Sicherheitselement im Depot: kleine Münzen und Barren, und die nicht in Bankschließfächern deponieren - wegen der Vertrauensfrage.

boersenfuchs@onvista.de

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