Griechenland-Referendum: „Nein“-Lager wohl klar vorn

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Volksbefragung in Griechenland ist beendet. Erste Ergebnisse der Auszählung deuten auf einen klaren Sieg des „Nein“-Lagers hin.

Die Griechen haben im Referendum die Sparforderungen der Geldgeber nach ersten Auszählungen überraschend klar abgelehnt. Nach Auszählung von knapp 50 Prozent der abgegebenen Wahlzettel stimmten gut 60 Prozent mit "Nein" und knapp 40 Prozent mit "Ja". Das "Nein"-Lager konnt sich offenbar in allen Regionen des Landes durchsetzen.

Damit stärkten die Wähler Ministerpräsidenten Alexis Tsipras den Rücken, der die Forderungen der Geldgeber ablehnt. Die griechische Regierung kündigte unmittelbar nach dem Referendum neue Verhandlungen mit den Geldgebern an.

Reformgegner feiern

Kurz nach Schließung der Wahllokale feierten Hunderte Gegner des Reformprogramms auf den Platz vor dem Parlament in Athen. Der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos reagierte erfreut auf erste Ergebnisse. "Dies zeigt, dass das griechische Volk nicht erpresst, terrorisiert und bedroht werden kann. Die Demokratie siegt", schrieb er auf Twitter Hinzufügen. Er ist Parteichef der rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen, des Koalitionspartners des linken Regierungschefs Tsipras.

Noch am Sonntagabend wolle man substanzielle Gespräche mit den internationalen Partnern beginnen, erklärte Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis in Athen. "Das Mandat (des Volkes) ist klar. Ein neuer Versuch beginnt (seitens Athens) für eine für beide Seiten günstige Einigung, als gleiche Partner und nicht als eine Schuldenkolonie", sagte Sakellaridis. "Es muss eine Lösung binnen 48 Stunden geben." Tsipras werde sich "sehr schnell bewegen, um den Auftrag des Volkes in die Tat umzusetzen. Ab heute starten wir Verhandlungen", hieß es.

Warnung vor Nein

Die Opposition und die europäischen Gläubiger hatten zuvor gewarnt, ein “Nein” werde alles noch schwieriger machen und könne ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro und sogar aus der Europäischen Union nach sich ziehen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker warb klar für ein Ja.

Tsipras hatte die Volksabstimmung zur Verärgerung der Geldgeber überraschend am Samstag vor einer Woche angesetzt. Die Verhandlungen gerieten danach in eine Sackgasse; noch zur Verfügung stehen Hilfsgelder in Milliardenhöhe für das von der Staatspleite bedrohte Land verfielen am Dienstag. Ohne neue Hilfskredite droht ein schneller Zusammenbruch der Banken und der Staatsfinanzen.

Das Votum der Bevölkerung gilt aber als wichtiges Signal für eine mögliche Wiederaufnahme der Gespräche. Mit einer schnellen Rettung können die Griechen jedoch kaum rechnen. Berlin dämpfte Hoffnungen der Regierung in Athen, zügig frische Hilfsgelder zu erhalten.

OnVista/dpa-AFX Foto: Ververidis Vasilis/shutterstock.com

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