Keine Angst vor Inflation

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Wenn Ihr Euch jeden Tag (entgegen meinen Empfehlungen!) wie professionelle Analysten und Händler mit den aktuellen Neuigkeiten rumschlagt, dann habt Ihr vielleicht gespürt, dass es nicht nur darum geht herauszufinden, was die Nachricht bedeutet. Aus Börsensicht stellt sich nämlich auch die Frage der Gewichtung (wie wichtig ist das?) - also der Vergleich mit anderen Neuigkeiten. Jetzt wird’s nämlich voll kompliziert: Ist Geldpolitik wichtiger als Konjunktur? Beeinflusst China die Weltwirtschaft und die Zinsentscheidung der Ami-Notenbank? Welche Auswirkungen hat die laufende Berichtssaison (bröckeln die Gewinne der Amis)? Bleibt die Bankenkrise  der stärkste Faktor für die Kursentwicklung?

Die von mir sehr geschätzten Vordenker des Vermögensverwaltungs-Giganten Allianz Global Investment haben heute Morgen ebenfalls das Thema draufgehabt und kommen zum Ergebnis: Politische Risiken dürften uns weiter beschäftigen, während gleichzeitig die Spannungen im Bankensektor in absehbarer Zukunft nicht nachlassen sollten. Jo. Wir haben aber nicht nur diese Schwergewichte. Denn die oben genannten Punkte werden immer wieder dazu kommen - manchmal sind sie dann nur einen Tag lang „kursrelevant“, manchmal auch länger.

Dazu will ich nach den jüngsten Erfahrungen ein uraltes Dauerthema für die Börsen aus der Mottenkiste holen: Wir wirkt sich Inflation auf die Märkte aus, was bietet dem Anleger Inflationsschutz? Der Begriff kommt aus dem lateinischen „inflatio“ = das Aufschwellen, zu: inflare = hinein-, aufblasen). Es geht kurz gesagt um anhaltende und stärkere Preisniveausteigerungen. Gestern die offizielle Meldung von einer steigenden Inflation im September: Verbraucherpreise um 0,7 Prozent höher als im Vorjahr (im August nur ein Plus von 0,4 Prozent). Die Presse, wieder mal typisch, hat diese Bekanntgabe des Statistischen Bundesamts zum Teil stark „aufgeblasen“ und damit auch die Börsianer für ein paar Stunden negativ beeindruckt. Poh, jetzt droht gefährliche Inflation!

An keiner Stelle habe ich gelesen, dass dies nur die Veröffentlichung der endgültigen Berechnung des Verbraucherpreisindex war. Denn traditionell wird die vorläufige Inflationsrate schon gegen Monatsende gemeldet, meist ist die auch schon richtig. So auch diesmal, den die + 0,9 % waren bereits seit dem 29. September bekannt. Also nix Neues, nur für manche Journalisten. Inzwischen kräht kein Hahn mehr danach.

Ich will Euch nur Vorwarnen, meine Freunde, denn solchen Käse kriegt Ihr in den nächsten Monaten noch öfter serviert. Vielleicht geht das Gegenteil, die deflationäre Phase, jetzt tatsächlich langsam zu Ende.  Das bedeutet aber noch lange keinen empfindlichen Geldwertschwund. Und Aktien waren und bleiben ein guter Schutz gegen mäßige Inflationsphasen (etwa 1 bis 3 Prozent). Mehr droht auch auf längere Sicht nicht. EZB-Draghi und seine Mannen würden sich übrigens freuen, wenn wir uns bald der von den Geldpolitikern angestrebten Marke von + 2 Prozent annähern würden. Bis dahin ist’s aber noch ein weiter Weg. Außerdem: Heikel wird’s nur für Inhaber von Anleihen, denn die werden bei weiter steigender Inflation und der Zinswende nach oben leiden.

Wirklich bedauern tu ich diejenigen unter Euch, die von folgender Meldung persönlich betroffen sind: Das Gesamtvermögen der Milliardäre weltweit hat sich im vergangenen Jahr um 300 Milliarden Dollar (272 Milliarden Euro) auf 5,1 Billionen Dollar (4,6 Billionen Euro) verringert. Das geht aus einer Erhebung der Schweizer Großbank UBS und der Beratungsgesellschaft PwC hervor. Das Durchschnittsvermögen pro Milliardär sank auf 3,7 Milliarden Dollar (3,4 Milliarden Euro) von 4 Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Euro). Oweia!

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