Konflikt mit Russland befeuert Sorge um Gaslieferung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Eskalation in der Ukraine lässt die Sorgen um russische Gaslieferungen wachsen. Die Folgen sind unter anderem an der Leipziger Energiebörse zu spüren. Ein russisches Gasembargo erscheint aber unwahrscheinlich.

Der Konflikt in der Ukraine hat den Gashandel an der Leipziger Energiebörse EEX befeuert. “Aufgrund der Unsicherheiten merken wir, dass die Schwankungsbreite der Preise am Gasmarkt zunimmt”, sagte Peter Reitz, Vorstandsvorsitzender der EEX. Die Marktteilnehmer versuchten, sich gegen das Risiko von Preisänderungen abzusichern. Das Handelsvolumen für Erdgas haben in den ersten sechs Monaten 2014 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 112 Prozent zugenommen.

Dagegen spiele der Handel mit Flüssig-Erdgas (LNG/Liquefied Natural Gas), das häufig als Alternative für Gaslieferungen aus Russland diskutiert wird, an der EEX derzeit keine Rolle. “Der Markt ist noch nicht so standardisiert, als dass es schon einen börslichen Handel gibt”, erklärte Reitz. Allerdings beobachte die EEX den Markt genau und werde gegebenenfalls Instrumente entwickeln und anbieten, um den Handel von Flüssiggas an der Börse zu ermöglichen.

Neue Gasleitung in die Ukraine

Die Ukraine kann künftig Gas aus der Slowakei beziehen, um weniger abhängig von Russland zu sein. Die dafür benötigte Gasleitung ist am Dienstag nach zweiwöchiger Testphase offiziell eröffnet worden. Ende April hatten beide Länder vereinbart, eine bereits bestehende Nebenleitung zu verwenden, die ursprünglich in umgekehrter Richtung ein slowakisches Wärmekraftwerk mit russischem Gas aus der Ukraine versorgen sollte.

Die halbstaatliche slowakische Gastransitfirma Eustream als Betreiber der Pipeline betonte, sie habe das Projekt aus eigenen Mitteln ohne EU-Fördergelder umgesetzt. Pro Jahr könnten nun zehn Milliarden Kubikmeter Gas transportiert werden, wobei die garantierte Mindestabnahme auf ukrainischer Seite 6,4 Milliarden Kubikmeter jährlich ausmache, teilte Eustream mit.

EON sieht Gasversorgung nicht gefährdet

EON-Chef Johannes Teyssen geht unterdessen nicht davon aus, dass Russland im Zuge des Ukraine-Konflikts Deutschland den Gashahn zudrehen wird. “Es droht in deutschen Wohnzimmern nicht kalt zu werden”, sagte Teyssen. Der russische Präsident Wladimir Putin habe kein Interesse daran, Gaslieferungen für Deutschland und Europa einzustellen. Russland sei vielmehr abhängig von Europa und könne sein Öl und Gas nicht einfach in andere Regionen verkaufen, so der Vorstandschef des größten deutschen Energiekonzerns.

Sollte die Ukraine-Krise eskalieren und es zu einem Gasembargo durch Moskau kommen, könnte Deutschland jedoch bis zu fünf Monate ohne russisches Gas auskommen. Das berichtet Spiegel Online und beruft sich auf einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln. Andere EU-Länder wie Griechenland, Bulgarien, die Slowakei und Ungarn wären laut der Studie härter betroffen, sie deckten einen Großteil ihres Verbrauchs durch russische Lieferungen ab.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
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