Luft holen im Gegenwind

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Zurücklehnen, ruhig weiteratmen - die Trump-Euphorie lässt (erst einmal) nach, kritische Nachdenklichkeit steckt inzwischen auch Profi-Börsianer und Anleger an. Durch den Mauerbauer bleibt jeder Tag spannend. Und für Aktien-Fans stellt sich weiter die Frage, wer von den „Segnungen“ der neuen Ami-Politik profitieren wird. Bemerkenswert ist allerdings, dass deutsche Unternehmen etwas vorsichtiger geworden sind. Darauf deutet zumindest die jüngste ifo-Umfrage hin. So haben sich die Erwartungen für die kommenden sechs Monate zuletzt spürbar abgekühlt. Außerdem beginnen manche Firmen- und Verbandschefs hierzulande lauter über den Atlantik hinweg zu schimpfen. Manche zürnen schon. Andererseits will man es sich mit Donald nicht verscherzen. Vorsichtiges, aber selbstbewusstes Taktieren ist angesagt. Ich denke da vor allem an unsere Autobauer. Heute Morgen, nach dem deutlich schwächeren Dax-Auftakt, lese ich in einer Agentur: „Der energische Politik-Stil des neuen US-Präsidenten verunsichert Anleger.“ Ach, wie süß, ein „energischer Stil“. ..

Kein Zweifel, seit gestern weht auf Donald zunehmender Gegenwind, aus allen Richtungen - auch von der amerikanischen Industrie selbst. Siehe die Reaktion von Starbucks auf das Einreiseverbot! Das muss auch die Investoren und die Börsen beeindrucken.

Abgesehen davon: Nach den festen Tagen kann eine Konsolidierungsphase jedenfalls nicht schaden. Und wenn es dann Impulse für eine Fortsetzung des Kursaufschwungs gibt, haben die Vorsichtigen unter Euch die Möglichkeit zum Einsteigen. „Jetzt beginnt der Übergang vom zinsgetriebenen zu einem von Unternehmensgewinnen getriebenen Bullenmarkt”, kommentierte am Wochenende ein erfahrener Analyst. Dem kann man zustimmen, wobei die Politik auf beiden Seiten des Atlantiks - nicht nur in Washington D.C. - wegen der Wahlen eine unberechenbare Größe bleibt.

Wir dürfen auch nicht den alten Alltag aus dem Blickfeld verlieren. Diese Woche gehört auch den Notenbanken - neben der Fed beraten auch die Bank von Japan (Dienstag), die Europäische Zentralbank (Mittwoch) und die Bank von England (Donnerstag) über ihre Geldpolitik. Wahrscheinlich passiert aber nix. Vielleicht sagt Draghi was, denn die europäischen Inflationszahlen haben Spekulationen über einen näher rückenden Ausstieg der EZB aus der ultra-lockeren Geldpolitik neue Nahrung gegeben. Außerdem steuert die Bilanzsaison auf ihren nächsten Höhepunkt zu, hagelt es also wieder Lageberichte und Ausblicke großer Unternehmen.

Vor uns könnten also gemischte Tage liegen. Es würde mich nicht wundern, wenn jetzt die Stock-Picker besonders aktiv werden (neben den Tradern). Beim Blick auf die Wall Street sind führende Bankstrategen der Meinung, dass trotz der Rekordgipfel Trumps Absicht, viele Vorschriften für die Wirtschaft zu streichen, noch nicht voll eingepreist sind. Das deckt sich mit den Informationen meiner New Yorker Füchse. Dazu gehören u.a. Rohstoffproduzenten. Den Geldmarkt hemmen noch immer die aktuellen Eigenkapitalvorschriften für die US-Banken. Sie waren 2010 eigentlich verschärft worden, um das Finanzsystem zu stabilisieren. Sollte der Trumpeter die Vorgaben nun mildern, würden sich den Instituten weitere Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Dann könnten ihre Aktien dazu beitragen, dass die Rally noch weiterläuft.

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