Misstrauische Germanen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Wie ticken die Deutschen in Sachen Geld? Dazu noch ‘ne Umfrage. Die kam gestern von der quirin Bank AG, der ersten Honorarberater-Bank Deutschlands. Und es gab teilweise doch erstaunliche Ergebnisse: Deutsche sind bei Geldanlage digitaler und internationaler als die Amis - aber viel misstrauischer und auf große Namen fixiert. Das Interesse am Thema Geldanlage ist in beiden Ländern gleich hoch. Aber, Achtung: Die Bundesbürger sind deutlich aufgeschlossener beim Einsatz von Computern und legen internationaler an! Dafür ist das Misstrauen der Germanen gegenüber Anlageberatern größer.

Grundlage ist eine zeitgleiche repräsentative Bevölkerungsbefragung in Deutschland und in Ami-Land. Keine Überraschung ist die Abhängigkeit von der verfügbaren Kohle: Je höher das Einkommen, desto stärker wächst in beiden Ländern das Interesse an der Geldanlage. Aber auffallend mehr Deutsche als US-Amerikaner haben kein Problem damit, außerhalb des eigenen Landes bei einem Anbieter Geld anzulegen (Deutschland 23 %, USA 14 %). Die Amis sind halt „patriotischer“ als wir. Außerdem ist ihr Kapitalmarkt viel größer und breiter als unserer - da findest du immer was. Aber vielleicht ändert sich das, wenn sie doch den Trumpeter zum Präsi wählen (= höchst unwahrscheinlich). Dann hätten sie wahrscheinlich Grund genug, um einen Teil ihrer Dollars international zu investieren.

Ich teile die Überraschung von Karl Matthäus Schmidt, dem Chef der quirin bank, bei folgendem Thema: Die Deutschen sind viel aufgeschlossener beim Einsatz von Computern. Fast doppelt so viele Deutsche wie Amerikaner (51 % zu 26 %) glauben, dass ohne Unterstützung durch Computer die Auswahl guter Geldanlagen nicht mehr gelingt. In den USA ist mit 30 % sogar eine große Anzahl von Menschen vom Gegenteil überzeugt.

Und dann der eingangs genannte große Unterschied zwischen Deutschen und Amerikanern: Die Deutschen haben ein mehr als doppelt so großes Misstrauen gegenüber Beratern und Vermögensverwaltern wie die US-Amerikaner. Fast sechs von zehn Erwachsenen in Deutschland (57 %) hegen demnach „grundsätzliches Misstrauen gegenüber Beratern, die Geldanlagen empfehlen“. Das sieht in den USA ganz anders aus: Nur 23 % haben dort Misstrauen, die deutlich größere Zahl hat es nicht (31 %).

Deutsche sind also viel kritischer gegenüber Experten-Rat als Amerikaner. Kein Geldanlage-Berater kann auf Dauer schlauer als der Markt sein und bessere Ergebnisse erzielen. Dieser Aussage stimmt jeder zweite Deutsche zu, in den USA ist es nur einer von drei Befragten. Fragt sich jetzt nur, ob die Ami-Berater einfach besser sind als ihre deutschen Kollegen. Oder amerikanische Durchschnittsanleger sind zu blöd, um die Wahrheit zu erkennen. Mein Rat: Bleibt auf jeden Fall kritisch, meine Freunde, und folgt letztlich Eurer eigenen Meinung! Die sollte auf zwei Säulen beruhen - Hirn und Bauch. Wenn Verstand und Bauchgefühl nicht übereinstimmen, dann besser Hände weg.

 Post an den Börsenfuchs: boersenfuchs@onvista.de

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