Moderate Gewinne im Dax: US-Zinsentscheid stützt – Schottland belastet
In der deutschen Börse macht sich Erleichterung breit. Die Hoffnung auf eine weiter andauernde Niedrigzinspolitik in den USA stützen die Kurse. Gebremst wird die Entwicklung allenfalls von der Unsicherheit über die Zukunft Schottlands.
Eine weiter aktienmarktfreundliche Geldpolitik in den USA hat den Dax am Donnerstag gestützt. Der deutsche Leitindex gewann in den ersten Handelsstunden nahezu ein Prozent und kletterte deutlich über die 9700 Punkte. Damit folgte der Dax den moderat positiven Vorgaben der Wall Street. Für den MDax ging es rund 0,5 Prozent hoch und der TecDax gewann gut 0,6 Prozent. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand ein Plus von etwa 0,3 Prozent zu Buche.
Die US-Notenbank Fed war am Vorabend bei ihrer Formulierung “beträchtlichen Zeitraum” geblieben, für den der Leitzins auch nach dem Ende des Anleihekaufprogramms sehr niedrig bleiben dürfte. Daraufhin hatte der US-Leitindex Dow Jones Industrial ein weiteres Rekordhoch markiert, während der marktbreite S&P 500 daran nur um Haaresbreite gescheitert war. Am Ende schmolzen die Gewinne jedoch und es blieb nur ein moderates Plus übrig.
Für Vorsicht sorgte am deutschen Aktienmarkt allerdings das von Meinungsforschern erwartete Kopf-an-Kopf-Rennen um eine schottische Unabhängigkeit. Seit 7.00 Uhr Ortszeit (8.00 Uhr MESZ) haben Schotten im Alter über 16 Jahren die Möglichkeit, ihre Stimme für oder gegen die Unabhängigkeit von Großbritannien abzugeben. Mit Ergebnissen aus den 32 Stimmbezirken wird erst am Freitagmorgen gerechnet.
Einzelwerte im Fokus
Der angekündigte Börsengang der Kunststoffsparte trieb die Bayer-Aktien bis auf einen Rekordstand von 111,80 Euro. Die Sparte soll von Analysten mit knapp acht Milliarden Euro bewertet werden. Das Geschäft mit hochwertigen Polymer-Werkstoffen gilt als konjunkturanfällig – über einen Verkauf wird seit Jahren spekuliert. Ein Händler sieht das sehr positiv: “MaterialScience gilt seit langem als Sorgenkind. Wenn sich Bayer nun auf sein margenstärkeres Geschäft fokusieren kann, könnte das eine Neubewertung auslösen.”
Dagegen ging es bei Siemens leicht bergab. Von Händlern hieß es, die Fusionsgespräche zweier Konkurrenten sowie die gestrigen Aussagen des Mischkonzerns über konjunkturelle Unsicherheiten drückten etwas auf die Stimmung. Zudem stufte die französische Investmentbank Exane BNP Paribas die Aktie auf “Neutral” ab.
Die Aktien von Evotec starteten einen neuen Erholungsversuch. Zuletzt legten die Biotechtitel an der TecDax-Spitze um über drei Prozent zu, nachdem sie im bisherigen Monatsverlauf in der Spitze um 17 Prozent eingebrochen waren. Evotec will im Skandal um gefälschte Studiendaten rechtlich gegen die mutmaßlichen Verursacher vorgehen und vom israelischen Unternehmen Andromeda offene Forderungen sowie möglichen Schadenersatz wegen der “betrügerischen Aktivitäten” eintreiben. Commerzbank-Analyst Volker Braun geht davon aus, dass sich die Situation für Evotec nur verbessern kann.
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