Morgenüberblick: Fed-Zinsentscheid und Schottland-Referendum

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Das eine Großereignis liegt hinter uns, das andere – vermutlich noch größere – vor uns: Am gestrigen Abend hat die US-Notenbank die mit Spannung erwartete Entscheidung über ihre künftige Geldpolitik gefällt. Heute nun entscheidet Schottland in einem historischen Votum über seine Unabhängigkeit von Großbritannien.

Die Zinswende in den USA ist weiter nicht in Sicht. Anders, als von manchen Analysten erwartet oder erhofft, hat die US-Notenbank Fed am Mittwoch keine Hinweise auf eine Anhebung des historisch niedrigen US-Leitzinses gegeben. Für einen “beträchtlichen Zeitraum” nach dem Ende des Anleihekaufprogramms dürfte der Zins sehr niedrig bleiben, hieß es in dem veröffentlichten Kommentar zur Zinsentscheidung.

Zuvor hatten zahlreiche Marktbeobachter die Erwartung geäußert, die Fed könnte immerhin die Formulierung „beträchtlicher Zeitraum“ streichen, was ein erster Hinweis auf eine sich nähernde Anhebung gewesen wäre. Doch einzig ihre Zinsprognose schraubten die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses etwas nach oben.

Anleihekäufe laufen aus

Fed-Chefin Janet Yellen betonte mehrfach, der Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung nach der Finanzkrise hänge von der konjunkturellen Entwicklung ab. Selbst die vielbeachtete Passage, wonach die Leitzinsen noch eine “beträchtliche Zeit” lang niedrig bleiben, sei letztlich abhängig von der Wirtschaftslage. Ein fixes Datum oder dergleichen sei darunter nicht zu verstehen. Am Markt wird eine erste Leitzinsanhebung für Mitte 2015 erwartet.

Die Fed hatte zuvor ihre zur Konjunkturbelebung aufgelegten Anleihekäufe abermals reduziert. Die Käufe werden um weitere 10 Milliarden US-Dollar auf 15 Milliarden Dollar je Monat vermindert. Damit setzt die Fed ihre zur Jahreswende begonnene Rückführung fort. Das erneut gedrosselte Anleihekaufprogramm zur Stützung der Konjunktur soll laut der Mitteilung im Oktober auslaufen. Seit mittlerweile sechs Jahren liegt die “Fed Funds Rate” in einer Spanne von null und 0,25 Prozent.

Börsen ziehen an

Die Aussicht auf eine anhaltend lockere US-Geldpolitik konnte die Wall Street indes nur kurz beflügeln. Der Dow Jones Industrial war zwar auf ein Rekordhoch gestiegen, büßte bis zum Handelsschluss aber einen Großteil seiner Gewinne wieder ein. Auch die anderen wichtigen Aktienindizes legten am Ende nur leicht zu.

Der Dow schloss mit einem Plus von 0,15 Prozent bei 17.156,85 Punkten und damit dennoch so hoch wie noch nie zuvor. Zuvor hatte er bei 17.221,11 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht. Der marktbreite S&P 500 stieg um 0,13 Prozent auf 2001,57 Punkte und der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,15 Prozent auf 4073,57 Punkte vor.

Auch in Tokio legte die Aktienbörse zu. Vor allem die Kurse exportorientierter Unternehmen zogen am Donnerstag an. Der Dollar war zuvor zum Yen auf den höchsten Stand seit sechs Jahren geklettert. Der Tokioter Leitindex Nikkei der 225 führenden Werte stieg im Vormittagshandel um rund ein Prozent auf den höchsten Stand seit acht Monaten. Der breiter gefasste Topix legte ebenfalls zu.

Schotten stimmen ab

Heute nun richtet sich der Blick der Anleger von den USA nach Schottland. 4,3 Millionen Menschen sind dort zur Stimmabgabe bei einem Referendum über die Unabhängigkeit des Landes aufgerufen. Meinungsforscher sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwortern und Gegnern einer Abspaltung voraus. Vier in der Nacht veröffentlichte Umfragen sehen alle die Gegner der Unabhängigkeit vorn, allerdings nur mit zwei bis sechs Prozentpunkten – zu wenig für eine sichere Prognose.

Eine Unabhängigkeit Schottlands hätte weitreichende und schwer kalkulierbare Folgen - gerade auch für die Wirtschaft. Zahlreiche Firmen haben bereits angekündigt, ihre Zentrale im Falle einer Unabhängigkeit nach England zu verlegen und wegen der Unsicherheit weniger zu investieren.Die Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft sind bereits an den Finanzmärkten angekommen. Das Pfund fiel zuletzt gegenüber dem Dollar um mehr als sieben Prozent auf einen neuen Tiefststand.

Wie das Referendum ausgegangen ist, werden wir allerdings erst am Freitag erfahren. Die Wahllokale in den 32 Wahlbezirken sind heute von 8.00 Uhr bis 23.00 Uhr (MESZ) geöffnet. Mit Ergebnissen wird erst am frühen Freitagmorgen gerechnet.

OnVista/dpa-AFX
Foto: DrimaFilm/shutterstock.com

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