Morgenüberblick: Rocket-Börsengang und EZB-Sitzung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Gestern Zalando, heute Rocket Internet. Der Börsengang der Berliner Internet-Holding ist am Donnerstag das Top-Thema an den Märkten. Zumindest am Vormittag. Spätestens am Nachmittag dürfte EZB-Chef Mario Draghi den Samwer-Brüdern die Show stehlen.

Nach dem durchwachsenen Börsendebüt von Zalando steht am Donnerstag die Erstnotiz der Schwesterfirma Rocket Internet an. Die Aktien, die heute erstmals an der Frankfurter Börse notiert werden sollen, wurden am Mittwoch zu 42,50 Euro zugeteilt. Damit reizt das von den Start-up-Investoren Oliver, Marc und Alexander Samwer dominierte Unternehmen die Preisspanne voll aus. Der Börsengang wird bis zu 1,6 Milliarden Euro in die Kassen des Unternehmens spülen.

Anleger werden die Kursentwicklung der Rocket-Papiere mit Spannung verfolgen. Am Tag zuvor hatte der Online-Händler Zalando bei seinem Borsendebüt eine Achterbahnfahrt hingelegt. Der Kurs hatte zum Handelsbeginn am Mittwochmorgen bei 24,10 Euro gelegen, war danach stark gefallen, wieder gestiegen und beendete den ersten Börsentag exakt auf dem Ausgabepreis von 21,50 Euro.

Blick auf die EZB-Sitzung

Am Nachmittag dürfte der Börsengang von Rocket Internet ein wenig in den Hintergrund treten. Dann erläutert EZB-Chef Mario Draghi die Beschlüsse der Europäischen Zentralbank. Mit einer Zinssenkung wie noch im September rechnen Börsianer nicht. Viele hoffen aber auf Details zu den geplanten ABS-Käufen.

Die EZB will den Banken Kreditverbriefungen (ABS-Papiere) und Pfandbriefe in einem Volumen von mehreren Hundert Milliarden Euro abkaufen. Damit hofft die EZB die Kreditklemme in einem Teil der Währungsunion aufbrechen und die lahmende Konjunktur ankurbeln zu können. Die Maßnahme zielt voraussichtlich vor allem auf Italien und Spanien, wo Banken stark mit ABS gehandelt haben, der Markt dort aber zum Erliegen gekommen ist.

Der Geldpolitik der EZB kommt derzeit nicht nur vor dem Hintergrund der lahmenden Konjunktur im Euro-Raum eine wichtige Rolle zu. Sorgen bereitet den Währungshütern zudem die extrem niedrige Inflation, die nur noch 0,3 Prozent beträgt - und damit deutlich unter der von der EZB angestrebten Rate von zwei Prozent liegt.

Schwache deutsche Indizes

Im Dax zeichnet sich vor der EZB-Entscheidung auch am Donnerstag zunächst keine Stabilisierung ab. Der Broker IG taxiert den deutschen Leitindex am Morgen des letzten Handelstages der Woche 0,18 Prozent tiefer auf 9365 Punkte. Bislang liegt der Dax auf Wochensicht gut ein weiteres Prozent hinten.

Die Vorgaben aus Übersee versprechen wenig Gutes: An der Wall Street rutschte der Dow Jones Industrial unter seine jüngsten Zwischentiefs auf das niedrigste Niveau seit Mitte August. Der Dow Jones fiel um 1,4 Prozent, Nasdaq und S&P-Index gaben um 1,6 und 1,3 Prozent nach.

Auch in Asien gab es deutliche Verluste. Belastet wurden die Kurse dort von der angespannten Situation in Hongkong. Dort läuft ein Ultimatum der Studentenvereinigung für den Rücktritt des Regierungschefs ab und es drohen Unruhen. In Japan sank der Leitindex Nikkei zuletzt um rund 2,2 Prozent.

Streik der Lokführer

Unteredessen dürften in Deutschland besonders Pendler heute auf die Deutsche Bahn schauen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will das Ergebnis ihrer Urabstimmung bekanntgeben. Die Mitglieder entscheiden dabei über weitere Streiks im derzeitigen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn. Es droht ein langer Arbeitskampf mit zahlreichen Zugausfällen.

Den Streik möchte die Bahn offenbar im letzten Moment mit einem neuen Angebot noch abwenden. Nach Angaben der “Passauer Neue Presse” schlägt das Bundesunternehmen vor, die Verhandlungen auszusetzen, bis die Bundesregierung das geplante Gesetz zur Tarifeinheit auf den Weg gebracht habe. Bis dahin sollten die Lokführer zwei Prozent mehr Geld erhalten, hieß es. Dass sich die Lokführer-Gewerkschaft darauf einlässt, gilt aber als wohl unwahrscheinlich. Von dem Gesetz zur Tarifeinheit dürfte sie nicht profitieren.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Rocket Internet

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