Nach dem Urlaub wird’s spannend

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Eigentlich wollte ich heute wieder über die Medien knurren. Deren Berichterstattung über die Märkte und was auf sie zukommt ist gerade jetzt, wo wir vor einer historischen Entscheidung stehen, wenig hilfreich. Natürlich gilt das nicht für alle und alles. Aber ein Beispiel, das mich ärgert, weil es Anleger eher abschrecken muss: Da lese ich am Wochenende im Online-Dienst einer sehr bedeutenden Wirtschaftszeitung „Dax- Ausblick: Zinsspekulation und eine ganz große Angst“. Im Artikel selbst kommen dann zwar zusammenfassende Hinweise auf Risiken, die allerorten lauern (Griechenland, China, US-Zinserhöhung). Doch wird viel ausführlicher Gelassenheit ausgegeben, so etwa: „Große Angst, dass die erste Zinserhöhung seit Jahren die Aktienkurse stark belasten könnten, haben die Experten aber derzeit auch nicht [… ] Trotz aller Vorsicht ist die Stimmung an den Märkten derzeit eigentlich gut.“ Und dazu passend wird der Aktienstratege einer Bank zitiert: „Wir haben die Spitze des Aktienzyklus nicht gesehen.“

Ihr kennt ja meine Einstellung: Vergeudet nicht zu viel Energie damit, alle Gründe und Hintergründe von Börsenentwicklungen herausfinden zu wollen! Das bringt nix, gelingt nicht. Beobachtet lieber Trends und Zyklen - also die Kurse selbst. Momentan sieht’s für Dax und Dow doch gar nicht übel aus. Erst Griechenland ganz gut verdaut, jetzt China gut verkraftet. Bilanzsaison nicht schlecht. Und auf die Zinswende bei den Amis stellt man sich langsam ein.

Beim Zinsthema aber Vorsicht, bitte! Von mir trotz optimistischer Grundhaltung die gelbe Ampel: Nachdem es so aussieht, als wäre es am 17. September soweit (endlich, möchte man fast sagen) und Janet Yellen wird dann eine historische Zinswende nach oben verkünden, macht es doch Sinn, einfach abzuwarten - oder? Das Ereignis (wenn es denn jetzt tatsächlich stattfindet) ist einfach zu wichtig, die Folgen sind einfach zu unberechenbar. Was hilft es Euch, wenn ich sage, ich finde, glaube, meine … Ich bin gelassen, ja, aber eine Zinswende kann immer auch für die Börsen einen Einschnitt bedeuten. Dieser Herbst wird besonders interessant!

Der Blick auf meinen Kalender zeigt mir, dass die wahrscheinliche Zinsanhebung der Ami-Notenbank mit dem Ende der Urlaubszeit bei uns zusammenfällt. Zugleich beginnt dann wieder die „Wintersaison“ der Anlegerveranstaltungen in Deutschland. Am 12. September geht es mit dem Börsentag kompakt in Stuttgart los (nicht verwechseln mit der Anlegermesse „Invest“). Am Wochenende darauf schon Börsentag in Frankfurt am Main usw. Da solltet Ihr hingehen, mit den richtigen Leuten reden, um Eure Entscheidungskraft zu stärken!

Übrigens: Nirgendwo wird so wenig über Geld gesprochen wie in Deutschland. Gehalt, Vorsorge und Geldanlage sind für die Deutschen immer noch Tabuthemen, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage. Und wer finanziell erfolgreich ist, behält auch das lieber für sich. Das Schweigen über Geldangelegenheiten kommt bei Männern (63 Prozent) ebenso wie bei Frauen (64 Prozent) und quer durch alle Bildungs- und Einkommensschichten vor. Befragte mit Volks- oder Hauptschulabschluss (65 Prozent) neigen allerdings eher dazu, sich über Geldangelegenheiten auszuschweigen, als diejenigen mit Abitur oder Universitätsabschluss (57 Prozent). Jenseits des Atlantiks sieht das ganz anders aus. Die Amis sprechen nicht nur gern über finanziellen Erfolg - sie zeigen ihn auch.

Müssen wir denen alles nachmachen? Nö, wirklich nicht! Aber ich finde es sinnvoll, als bekennender Aktienförderer die Aktion „Aktien-Missionare“ zu unterstützen: Ihr als erfahrene, kritische Privatanleger - als „Selbstentscheider“ - solltet Euer Wissen bei passender Gelegenheit im Kreise von Verwandten, Freunden und Bekannten weitergeben!

boersenfuchs@onvista.de

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