Nach Weggang von Henning Gebhardt: 5 Fragen an Morningstar-Analystin zum DWS Aktien Strategie Deutschland

DAS INVESTMENT · Uhr

Analysehaus Morningstar hat auf die Nachricht der Deutschen Asset Management hin, dass Fondsmanager Henning Gebhardt das Unternehmen verlässt, sein jüngstes Rating für den DWS Aktien Strategie Deutschland ausgesetzt. DAS INVESTMENT.com fragte bei Morningstar nach den genauen Hintergünden.

Als Reaktion auf den angekündigten Weggang von Fondsmanager Henning Gebhardt hat die Analyseagentur Morningstar ihr Rating für den seit 2002 von Gebhardt gemanagten Fonds DWS Aktien Strategie Deutschland vorläufig zurückgezogen. Der Fonds befinde sich bis auf weiteres "under review" - heißt es auf der Webseite der Analysten. Noch Anfang August hatte Morningstar dem Fonds hingegen das in der Vergangenheit vergebene "Silber"-Rating noch einmal bestätigt.

Das Morningstar Analyst Rating ist eine Bewertung, die das Analysehaus nach qualitativen Gesichtspunkten vornimmt. Die Analysten schauen auf fünf Kriterien: Sie sehen sich das Fondsmanagement an und beurteilen seine Qualität. Sie bewerten die gesamte Fondsgesellschaft und deren Produktpalette. Sie analysieren die Konsistenz der vergangenen Performance und setzen sie in Beziehung zum Investmentumfeld. Außerdem bewerten sie die Kosten des Fonds und sehen sich den Investmentprozess an. Als Endergebnis winkt Edelmetall: Morningstar vergibt die Auszeichnungen Gold, Silber und Bronze an Fonds, die die Analysten besonders überzeugen konnten. Andernfalls gibt es die Bewertungen "neutral" oder "negativ". Jede qualitative Bewertung wird einmal jährlich von Morningstar neu überprüft. Haben sich Veränderungen ergeben, wird das Rating gegebenenfalls angepasst.

Der DWS Aktien Strategie Deutschland war Morningstar noch einen Monat zuvor die Note "Silber" wert. Jetzt setzen die Analysten die Bewertung aus.

Wie kam das Silber-Rating im August zustande?Wieso wird das Rating jetzt ausgesetzt - obwohl Henning Gebhardts Nachfolger der jetzt schon aktive stellvertretende Fondsmanager Tim Albrecht sein wird, den Morningstar eigentlich sehr positiv beurteilt?Was muss das neue Fondsmanagement beweisen, um das vormalige Rating zurückzuerhalten?Wie könnte es sich sogar auf "Gold" zu verbessern?Und wann wird Morningstar eine erneute Revision des Fonds vornehmen?

DAS INVESTMENT.com fragte bei Morningstar-Analystin Barabara Claus nach:

1. Wie kam das Silber-Rating im August zustande?

Erst Anfang August hatte Morningstar das "Silber"-Rating für den DWS Aktien Strategie Deutschland bestätigt. Vier der fünf beschriebenen Bewertungskriterien hatte das Analysehaus mit "positiv" bewertet: Fondsmanager Gebhardt bescheinigten die Analysten eine umfangreiche Erfahrung. Auf dieser Basis, ließ Morningstar verlauten, gehe man auch weiterhin von überdurchschnittlichen Ergebnissen aus. Auch der Investmentprozess war den Analysten kurz zuvor noch ein "Positiv" wert: Das All-Cap-Mandat für deutsche Aktien berücksichtige in großem Maße auch längerfristige Trends. Die Performance, von Morningstar beschrieben als "sehr gute langfristige Entwicklung bei insgesamt höherem Risiko", bewerteten die Analysten ebenfalls als "positiv". Zuletzt hob Morningstar die Fondskosten hervor: Die Gebührenbelastung sei unterdurchschnittlich, lobten die Analysten.

Lediglich beim Punkt "Fondsgesellschaft" hatte Morningstar dem DWS Aktien Strategie Deutschland ein "Neutral" erteilt.

Wieso wird das Rating jetzt ausgesetzt - obwohl Henning Gebhardts Nachfolger der jetzt schon aktive stellvertretende Fondsmanager Tim Albrecht sein wird, den Morningstar eigentlich sehr positiv beurteilt?

Kürzlich war bekannt geworden, dass der seit 2002 an der Spitze des DWS Aktien Strategie Deutschland stehende Fondsmanager Henning Gebhardt das Unternehmen verlässt. Er übergibt zu Jahreswechsel das Fondsmanagement an seinen bisherigen Stellvertreter Tim Albrecht. Diesem steht als Vize in Zukunft außerdem Hansjörg Pack zur Seite. Aufgrund des Wechsels an der Spitze hat Morningstar sein Rating für den Fonds bis auf weiteres zurückgezogen.

Der DWS Aktien Strategie Deutschland sei stark von der Handschrift Henning Gebhardts geprägt gewesen, heißt es in der Analyse aus dem Hause Morningstar. Trotzdem halten die Analysten große Stücke auch auf Gebhardts Nachfolger Tim Albrecht. Immerhin erhält ein anderer von Albrecht gemanagter Fonds, der DWS Deutschland, die Morningstart-Anlayst-Rating-Note "Silber".

"Wir halten viel vom neuen Fondsmanager Albrecht, was sich auch im Silver-Rating für seinen Fonds DWS Deutschland äußert", schreibt Morningstar-Analystin Barbara Claus auf Anfrage von DAS INVESTMENT.com. Allerdings, so die Analystin, verfolge dieser Fonds eine andere Strategie als der DWS Aktien Strategie Deutschland unter Henning Gebhardt. Beide Strategien unterschieden sich sogar deutlich. Der DWS Aktien Strategie Deutschland sei "insgesamt aggressiver, wachstumsorientierter mit einem höheren Nebenwerteanteil", so Claus.

Im DWS Aktien Strategie Deutschland komme dem Nebenwertanteil mit 35-50 Prozent eine tragende Rolle innerhalb der Strategie zu. Im DWS Deutschland hingegen seien Nebenwerte mit 20-25 Prozent vertreten und fungierten eher als Beimischung, heißt es im Morningstar-Bericht über das ausgesetzte Rating.

Morningstar wolle nicht einfach das "Silber"-Rating von einem auf den anderen Fonds übertragen, sondern zuvor sorgfältig prüfen. Als Ergebnis könne entweder das vormalige "Silber"-Urteil wiederhergestellt werden oder auch eine Veränderung im Rating vorgenommen werden, stellt Analystin Claus in Aussicht.

Was muss das neue Fondsmanagement beweisen, um das vormalige Rating zurückzuerhalten?

Fonds der Kategorie Silber sollen in "vielen, aber evtl. nicht allen" Kategorien überdurchschnittlich abschneiden, legt das Analysehaus für die Edelmetallvergabe bei seinem qualitativen Analyst-Rating fest. Mit viermal "positiv" und einmal "neutral" liegt das Endergebnis für den DWS Aktien Strategie Deutschland "Silber" nahe - auch wenn nach Angaben von Morningstar-Analyst und -Chefredakteur Ali Masarwah in die endgültige Bewertung immer auch der Gesamteindruck als subjektive Komponente einfließt und nicht nach "Schema F" einfach die Bewertungen aus den Unterkategorien zusammengezählt werden.

Auch wenn das neue Fondsmanagement eine neue Note in die Lenkung des DWS Aktien Strategie einbringt: Die vormalige Bewertung wird der Maßstab sein, an dem sich der Fonds nach einer erneuten Revision durch Morningstar messen lassen muss.

Wie könnte der DWS Aktien Strategie sich sogar auf ein "Gold"-Rating verbessern?

Als einzige von fünf Unterkategorien erhält der Bereich "Fondsgesellschaft" von Morningstar keine positive, sondern eine neutrale Bewertung. Wie kommt das Urteil zustande?

Dieser Punkt bezieht sich nicht direkt auf den DWS Aktien Strategie, sondern auf die ausgebende Gesellschaft. In diesem Fall ist es die Deutsche Asset Management. Bei diesem Punkt sei die Frage zentral, ob in einem Unternehmen eine Kultur des "Stewardship" vorherrsche - ob also eine anlegerorientierte Kultur vorherrsche, erläutert Analystin Claus. Das Gegenteil einer anlegerorientierten Unternehmenskultur, das "Salesmanship", nehme dagegen noch vor dem Wohl der Kunden in erster Linie den Vertrieb in den Blick.

"Wie für große Bankentöchter üblich ist die Fondspalette sehr umfangreich und von unterschiedlicher Qualität", heißt es in einem Analysten-Bericht von Juni 2016 über die Deutsche Asset Management. Dabei hebt Morningstar lobend hervor: "Stärken sehen wir bei globalen Dividendenansätzen, Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland sowie teilweise im Euro-Anleihenbereich."

Die Deutsche Asset Management, so Claus, schneide in diesem Punkt in Augen von Morningstar nur mittelmäßig ab. Dies sei allerdings bei den meisten großen Gesellschaften der Fall. Um auch dieser Kategorie eine positive Bewertung zu erhalten und letztlich zu einem "Gold"-Urteil zu gelangen, müsste die Deutsche Asset Management nachbessern: Die Anlegerorientierung solle deutlicher in den Fokus genommen werden, fordert Claus.

Wann wird Morningstar eine erneute Revision des Fonds vornehmen?

Das Rating des DWS Aktien Strategie wolle Morningstar bereits in den nächsten Wochen überarbeiten, stellt Analystin Barbara Claus auf Anfrage unseres Portals in Aussicht. Wirklich? Denn dann ist immer noch Henning Gebhardt als verantwortlicher Fondsmanager am Ruder: Bis Ende des Jahres will er der Deutschen Asset Management treu bleiben.

Auf Nachfrage stellt Analystin Barbara Claus klar: "Da unsere Analyst Ratings eine zukunftsgerichtete Aussage über die Qualität eines Fonds darstellen, wollen wir Anlegern mit der Einschätzung einen Ausblick bieten. Die Informationen, auf deren Basis wir unsere Einschätzung vornehmen, stehen uns aktuell ja schon zur Verfügung." Mit der Aussetzung des Ratings habe Morningstar zeitnah auf die angekündigten Veränderungen reagieren wollen.

"Selbst wenn wir für den Fonds erst Anfang Januar 2017, nach dem Managerwechsel, ein neues Rating veröffentlichen würden, hätten wir immer noch keine Live-Historie von Herrn Albrecht im Fonds, auf die wir uns beziehen könnten. Wie der Fondsmanager sich dann tatsächlich geschlagen hat, sieht man leider erst nach einigen Jahren", kommentiert Claus.

Dieser Artikel wird bereitgestellt von www.dasinvestment.com

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