Neues Gesellschaftsspiel: „Die Vertrauensfrage“

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Vielleicht habe ich die kleine Geschichte von der (offenbar wohlhabenden) alten hanseatischen Lady schon mal erzählt, die am Ende einer Anlegerveranstaltung in Hamburg dem Referenten beipflichtete, dass man sich heutzutage zum Selbstentscheider weiterentwickelt sollte. Dann bedauerte sie aber: „Ich bin dafür zu alt. Und mir wäre lieber, man könnte den Banken so vertrauen wie früher. Früher sind mein verstorbener Mann und ich zu unserem Bankier gegangen - der hat unsere Geldangelegenheiten dann in unserem Interesse erledigt.“ Langer Applaus im Saal.

„Was wird aus der Deutschen Bank?“ fragt das Handelsblatt heute auf der Titelseite. Und unser wichtigstes Boulevard-Blatt verkündet in seinem Aufmacher: „Bild hilft den Betrugsopfern des DSDS-Siegers“ (der „Superstar“ hatte alte Omas betrogen). Seufz. Ihr merkt, ich habe mich wegen der aktuelle Anlässe wieder mal intensiv mit der Vertrauensfrage beschäftigt. Kennt einer von  Euch noch die absolute Vertrauenswürdigkeit ausstrahlende  Bezeichnung „Bankbeamter“? Dazu finde ich im Internet: „Jaja, früher, als die Gummistiefel noch aus Holz waren, wurden die Bankangestellten fälschlicherweise allgemein als ‚Bankbeamte‘ bezeichnet. Das brachte einen blinden Vertrauensvorschuss zum Ausdruck, den man damals zu Banken und den Mitarbeitern hatte. In der Regel zu Recht! Heute entreißt uns das höchstens einen erschreckt-hysterischen Lacher.“

Tja, den Deutschbankern möchte man empfehlen, doch mal „Vertrauen“ zu googeln. Sozusagen zum Nach-Denken über das gestrige Misstrauensvotum der Aktionäre. Sie würden u.a. lesen können: Vertrauen ist in psychologisch-persönlichkeitstheoretischer Perspektive definiert als subjektive Überzeugung von der (oder auch als Gefühl für oder Glaube an die) Richtigkeit, Wahrheit bzw. Redlichkeit von Personen, von Handlungen, Einsichten und Aussagen eines anderen oder von sich selbst (Selbstvertrauen). Zum Vertrauen gehört auch die Überzeugung der Möglichkeit von Handlungen und der Fähigkeit zu Handlungen. Man spricht dann eher von Zutrauen. Als das Gegenteil des Vertrauens gilt das Misstrauen [ ... ] Vertrauen ist als Wort seit dem 16. Jahrhundert bekannt (althochdeutsch: „fertruen“, mittelhochdeutsch: „vertruwen“) und geht auf das gotische trauan zurück. Das Wort „trauen“ gehört zu der Wortgruppe um „treu“ = „stark“, „fest“, „dick“. Im Lateinischen steht es für „fiducia“ (Selbstvertrauen) oder „fides“ (Treue). So steht im antiken und mittelalterlichen Gebrauch Vertrauen im Spannungsfeld von Treue und Glauben (z. B. bei Demokrit, der fordert, nicht allen, sondern nur den Bewährten zu vertrauen).“

Noch eine bemerkenswerter Fund im Web, wie ich finde: „Mit dem Vertrauen ist es wie mit einer Farbe. Verunreinigt man sie auch nur ein Mal, wird es nie mehr dieselbe sein.“

Dazu ein Vorschlag von mir, speziell für die Pfingstfeiertage. Ich habe nämlich gerade einfaches Gesellschaftsspiel erfunden (für drinnen und draußen geeignet): Man setzt sich rund um einen Tisch. Und der Reihe nach nennt jeder Mitspieler den  Namen eines bekannten Menschen aus Wirtschaft und Politik, dem er nicht (mehr) vertraut. Gewonnen hat, wem der letzte vertrauensunwürdige Promi einfällt. Nehmt Euch Zeit, denn das kann dauern! Dennoch ein frohes Fest, meine Freunde, für Euch und die Aktienkurse!

boersenfuchs@onvista.de

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