Noch 20 Jahre k(l)eine Zinsen

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Das ist doch mal ‘ne richtig  geile Überschrift! Eigentlich halte ich es in dieser Welt für nicht unbedingt sinnvoll, sooo extrem weit nach vorn zu blicken (wenn’s um Börse geht). Aber was mir die Fondsmanager von MainFirst gestern geschrieben haben, finde ich intelligent und nachdenkenswert. Jedenfalls geht die Zinsaussage in die gleiche Richtung, wie ich sie auch sehe - niedrige Zinsen für lange Zeit! Und das spricht für Aktien, für lange Zeit.

Zu der Einschätzung, die derzeitige Niedrigzinsphase könnte noch 20 Jahre lang anhalten, kommen die Vermögensverwalter aus Mainhattan nach einer Analyse der Situation in Japan und historischen Vergleichen. Ich zitiere mal: „Der hohe Schuldenberg in Japan verleitet zum Vergleich mit Europa. Die Schulden belasten die Wirtschaftsentwicklung und dämpfen somit auch die Inflation langfristig. Die  Bank of Japan belässt den Leitzins deshalb seit rund 25 Jahren nahe null. Eine solche Entwicklung ist auch in Europa ein realistisches Szenario.“

Auch historische Vergleiche sprechen für diese mutige Prognose. Als die Weltwirtschaft in den frühen 1930er-Jahren von einer Schuldenkrise erfasst wurde, senkten die Notenbanken vieler Länder ihre Zinsen. Diese verharrten für mehrere Dekaden auf einem niedrigen Niveau. So lagen die Zinsen in Großbritannien von 1932 bis 1951 bei 2 Prozent und in den USA von 1933 bis 1955 mehr als zwanzig Jahre lang unter 2 Prozent. Aber solche Vergleiche zwischen vorgestern und heute noch was aussagen - ich hab‘ da leise Zweifel. Was immer man davon hält, für langfristige Aktien-Fans ist das Futter. Dagegen müssten unsere leidenschaftlichen Kontensparer noch viel länger in die Röhre gucken. Deshalb das Plädoyer (zum x-ten Mal): Aktien für die Altersvorsorge!

Was in den nächsten Tagen passieren wird, ist vielleicht noch schwerer als eine 20-Jahres-Prognose. Die Traditions-Bären von der Helaba haben erst einmal Zwischenbilanz für 2015 gezogen. Einen Teil der Kursübertreibungen (so die gepflegte Skepti-Sprache) haben Aktien inzwischen korrigiert. Angesichts der noch immer bestehenden Lücke zwischen den fundamentalen Verhältnissen und den Aktienkursen gucken diese Frankfurter Analysten weiter nach Süden. Warum auch nicht. Ohnehin zählen die Sommermonate im langjährigen Durchschnitt zur performanceschwächsten Phase des Jahres. Ich will nicht einmal widersprechen, wenn die Helaba-Researcher meinen, der Dax könnte zumindest die Ausbruchsmarke von 10.000 Punkten testen.  Nur: Wenn das keine Kaufkurse wären …

Derweil schimpft die Deutsche Bank auf die Mietpreisbremse, weil die ihr Ziel verfehlt: Statt untere und mittlere Einkommen abzusichern, begünstigt der staatliche Eingriff eher die Wohlhabenden, treibt er doch die Preise weiter nach oben. Jetzt kommt der Hammer: Immobilien in Deutschlands begehrtesten Lagen können noch um bis zu 40 Prozent (!) in den kommenden drei Jahren teurer werden, haben die Banker ausgerechnet. Das Angebot wird immer knapper. Nix Blase. Gut für Anleger, die entweder selbst kaufen (bzw. schon  gekauft haben) oder in Fonds und Immobilienaktien investieren.

boersenfuchs@onvista.de

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