Renzi scheitert bei Italien-Referendum – Finanzmärkte reagieren besonnen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Italiens Ministerpräsident Renzi scheitert mit der Verfassungsreform und kündigt seinen Rücktritt an. An den Märkten kommt es bislang nicht zu den befürchteten Turbulenzen.

Das Beben bleibt aus. An den Finanzmärkten sind die von einigen Experten erwarteten Verwerfungen nach einem Scheitern der Verfassungsreform in Italien vorerst ausgeblieben. So sank der Wert des Euro nur rund ein Prozent und damit deutlich weniger, als einige Analysten vorher befürchtet hatten. Auch an den Aktienmärkten verloren die Kurse vergleichsweise wenig an Wert. Der Dax Hinzufügen sowie der EuroStoxx 50 werden mit zwar Verlusten zum Handelsstart am Montag erwartet. Jedoch lagen die Abschläge bei jeweils unter einem Prozent.

Auf der anderen Seite konnten als sogenannte sichere Anlageformen wie der japanische Yen oder der Schweizer Franken nur leicht zulegen. Der Goldpreis gab sogar leicht nach. Alles in allem fiel die Reaktion an den Finanzmärkten auf das gescheiterte Referendum in Italien deutlich verhaltener aus als zum Beispiel bei der Wahl Donald Trums zum US-Präsidenten im November oder dem Brexit-Votum in Großbritannien im Juni.

Der Euro kostete zuletzt 1,056 Dollar und damit gut 1 Prozent weniger als am Freitagabend. In einer ersten Reaktion auf den Ausgang der Abstimmung in Italien war die Gemeinschaftswährung zwischenzeitlich bis auf 1,0506 Dollar – und damit auf den tiefsten Stand seit Frühjahr 2015 – gefallen.

Aktienmärkte morderat im Minus

Auch an den Aktienmärkten waren die Abschläge moderat. In Tokio stand der Nikkei Hinzufügen-Index für 225 führende Werte im späten Handel ein knappes Prozent im Minus bei 18 261 Punkten. Unter den zehn größten Verlierern waren auch einige Finanzwerte, darunter die Großbank Mitsubishi Hinzufügen UFJ . Bankaktien reagieren besonders sensibel auf Krisen. In Südkorea, Hongkong, Australien und Taiwan lagen die Verluste der Leitindizes bei jeweils unter 0,3 Prozent.

In Deutschland wurde der Dax beim Broker IG Hinzufügen zwei Stunden vor Handelsstart mit einem Abschlag von knapp 0,8 Prozent auf 10.430 Punkte erwartet. Die Anleger hatten sich schon in der Vorwoche auf eine Niederlage von Regierungschef Matteo Renzi eingestellt - der Dax hatte rund 1,8 Prozent verloren. In Italien droht nun ein Machtvakuum, nachdem Renzi wie angekündigt noch an diesem Montag sein Rücktrittgesuch einreichen will.

Deutliche Ablehnung

In dem südeuropäischen Land hatte eine klare Mehrheit gegen die geplante Verfassungsänderung der Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi gestimmt. Knapp 60 Prozent der Wähler stimmten gegen die Reform, etwa 40 Prozent dafür. Die Wahlbeteiligung lag dem Innenministerium zufolge bei fast 70 Prozent. Das Ergebnis sei eindeutig, und er übernehme die volle Verantwortung, sagte Renzi in seinem Amtssitz, dem Palazzo Chigi in Rom

Die durch das Brexit-Votum geschwächte EU gerät durch den Rückzug des europafreundlichen Regierungschefs Renzi noch stärker unter Druck. In der Europäischen Union war befürchtet worden, dass eine Niederlage Renzis den Populisten neuen Aufwind geben könnte. Hinzu kommt: Nach dem “Nein” zur Verfassungsreform könnte es Finanzmarktturbulenzen in der Eurozone geben.

OnVista/dpa-AFX
Foto: Stefano Guidi/shutterstock.com

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