RHI will Norwegen-Probleme bis Ende 2015 im Griff haben

HANDELSBLATT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der österreichische Industriekonzern RHI möchte sein strauchelndes Rohstoffwerk in Norwegen in den nächsten zwei Jahren doch noch auf die Gewinnspur bringen. Obwohl die Anlage den Wienern die Bilanz verhagelt hat und sie im laufenden Jahr und 2015 mit weiteren Belastungen rechnen, ist eine Stilllegung kein Thema, wie Konzernchef Franz Struzl am Dienstag sagte. „Wir sind uns sicher, dass wir innerhalb von zwei Jahren die Probleme auf der Kostenseite gelöst haben werden.“ Analysten hatten zuletzt Skepsis geäußert, ob der Hersteller von feuerfesten Produkten für die Stahl-, Glas- und Zementindustrie in Norwegen jemals operative Gewinne schreiben könne. Im laufenden Jahr soll der Betriebsgewinn wieder steigen, obwohl das Werk das Ergebnis erneut mit 15 bis 20 Millionen Euro belasten werde.

Das Werk in der Nähe von Oslo, in dem Schmelzmagnesia zur Weiterverarbeitung in der Stahl- und Zementindustrie gewonnen wird, machte RHI von Beginn an zu schaffen. Neben anfänglichen technischen Pannen kämpft die Firma mit zu hohen Kosten bei der Herstellung des Rohstoffes. Mit den Preisen der marktbeherrschenden chinesischen Anbietern, von denen sich RHI mit dem Werk unabhängiger machen wollte, könne der Konzern damit nicht mithalten. „Ende 2015 sollten wir auf chinesischen Niveau liegen, damit wäre das Ziel der Übung erreicht“, sagte Struzl. Die Probleme von RHI erinnern entfernt an den Fall der amerikanischen Stahlwerke des deutschen Konzerns ThyssenKrupp. Nach einer langen Hängepartie konnten die Essener das US-Werk verkaufen.

Neben Norwegen macht der RHI die schwache Nachfrage der Stahlindustrie zu schaffen. Die Österreicher erwirtschaften zwei Drittel ihrer Umsätze mit der Stahlbranche. Im laufenden Jahr erwartet der RHI-Chef eine leichte Erholung der kriselnden europäischen Stahlindustrie. „Ich bin vorsichtig optimistisch, erwarte keinen weiteren Verfall der Kapazitäten. Die Nachfrage wird aber 2014 und 2015 verhalten bleiben“, sagte Struzl. Das Wachstum in der Stahlbranche komme außerhalb Europas. „Russland könnte interessant werden, aber die Musik spielt in Asien mit Schwerpunkt China.“

Im Schlussquartal rutschte RHI wegen hoher Abschreibungen auf das norwegische Werk in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand im vierten Quartal ein Minus von 38,5 Millionen Euro nach einem Gewinn von 27,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz schrumpfte um gut ein Prozent auf 456,6 Millionen Euro. Aktionäre sollen dennoch eine unveränderte Dividende von 0,75 Euro je Aktie erhalten. Analysten hatten nur mit 0,72 Euro je Anteilsschein gerechnet. Im Gesamtjahr schrumpfte der Nettogewinn um knapp 45 Prozent auf 62,7 Millionen Euro.

Meistgelesene Artikel