Rohstoffe: Anleger setzen auf Gold und Öl

BÖRSE FRANKFURT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Marktbericht vom Handel mit Rohstoff-ETCs

Edelmetalle und Energiewerte stehen derzeit hoch im Kurs. Nach dem Preisschub bei Aluminium und Nickel streichen Investoren ihre Gewinne ein.

10. September 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz erstarkendem US-Dollar sowie der Aussicht auf Entspannung im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bleibt die Nachfrage nach Gold- und Ölprodukten hoch, wie Händler berichten. "Bei nachgebenden Preisen bauten Investoren ihre Positionen in ETCs auf beide Rohstoffe die achte Woche in Folge aus", meldet Bernhard Wenger von ETF Securities. Anziehend wirke scheinbar auch der sinkende Silberkurs. "Anleger nutzten ihn als günstigen Einstieg."

Insgesamt habe der teure US-Dollar den Rohstoffmärkten allerdings zugesetzt. „Vergangene Woche herrschte Flaute, der Bloomberg Rohstoffindex verlor mehr als ein Prozent.", bemerkt Ole Hansen von der Saxo Bank. Auch Jörg Sengfelder von Flow Traders registriert überwiegende Abgaben bei Produkten, die an breiter aufgestellte Rohstoff-Indizes (WKNs DBX1LC, A0KRKG) gekoppelt sind.

Öl: Preis nicht ewig im Keller

Die Versorgung mit Rohöl scheint von den Risiken im Irak und der Ukraine nach wie vor unbeeinflusst. "Die Nordseesorte Brent ist am Dienstagnachmittag erstmals seit Juni 2013 unter die wichtige Marke von 100 US-Dollar pro Fass gerutscht", beobachtet Eugen Weinberg von der Commerzbank. Damit setzt sich der Abwärtstrend fort. Ebenso bewegt sich der Preis der US-Sorte WTI mit 91,80 US-Dollar auf ein Jahrestief zu.

Im Handel mit Exchange Traded Commodities setzten Anleger tendenziell auf eine Erholung von Energiewerten. Ölprodukte wie ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX) und ETFS Daily Leveraged WTI Crude Oil (WKN A0V9YX) verbuchten Wenger zufolge in der vergangenen Woche unterm Strich Mittelzuflüsse in Höhe von rund 17 Millionen US-Dollar.

Auch Sengfelder meldet auf Monatssicht überwiegende Käufe etwa des ETFS Brent Crude (WKN A1N49P) und des db Brent Crude Oil Booster Euro Hedged ETC (WKN A1AQGX). Zudem kämen breiter diversifizierte Energiekörbe (WKN A1EJR4) gut an.

OPEC spielt noch mit

Noch ist reichliche Versorgung mit Rohöl nicht in Gefahr. "Im Juni ist die Ölförderung nach Angaben des Department of Energy erstmals seit Juli 1986 über 8,5 Millionen Barrel täglich gestiegen", berichtet Weinberg. Dies entspreche einem Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch scheine Saudi Arabien gegenwärtig nicht bereit, das steigende Angebot etwa aus Libyen durch die Drosselung der eigenen Produktion auszugleichen. "Trotz anhaltender Kämpfe liegt die tägliche Förderung Libyens mittlerweile bei täglich 740 Tausend Fass." Stattdessen sichere sich Saudi-Arabien über weitere Zugeständnisse Marktanteile. Für Oktober-Lieferungen nach Asien habe sich das Land auf nochmals niedrigere Preise eingelassen. Nach Einschätzung von Weinberg wird Saudi-Arabien die Preisspirale nach unten aufgrund steigender Staatsausgaben allerdings nicht endlos dulden können.

Gold bleibt gesucht

Der starke US-Dollar setzt den gesamten Edelmetallsektor unter Druck. Der Goldpreis rutschte gestern kurzzeitig unter 1.250 US-Dollar je Feinunze und notiert heute Morgen nur knapp darüber. "Damit stand Gold kurz davor, die seit etwa sechs Monaten bestehende Handelsspanne nach unten zu verlassen", bemerkt Weinberg. "Dies könnte nochmals zu Anschlussverkäufen führen."

Im Handel verbucht Sengfelder hingegen einen Kaufüberhang insbesondere für Produkte mit physisch hinterlegtem Gold. In den Anlegerdepots lande beispielsweise Xetra-Gold (WKN A0S9GB), Gold Bullion Securities (WKN A0LP78), ETFS Physical Gold (WKN A0N62G), Source Physical Gold (WKN A1MECS) und db Physical Gold (WKN A1E0HR).

Wenger spricht von Zuflüssen bei Gold-ETCs in Höhe von 3,3 Millionen US-Dollar. Platin führt Flow Traders ebenfalls auf der Kaufseite. Anleger interessierten sich etwa für den ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D).

Silber: Möglicher Rückenwind von der Industrie

Silber rutschte erstmals seit Anfang Juni phasenweise wieder unter die Marke von 19 US-Dollar pro Feinunze. "Insbesondere taktische Investoren sind auf diesem Niveau eingestiegen und haben knapp 7 Millionen US-Dollar in den ETFS Daily Leveraged Silver (WKN A0V9Y5) gesteckt", meint Wenger.

Das Silver Institute gehe für die kommenden zwei Jahre von einer spürbar steigenden Nachfrage unter anderem durch die Photovoltaik-Industrie aus. "Darin sehen Anleger offenbar gute Chancen für eine Trendwende bei Silber.“ Zu den meist gehandelten Edelmetallprodukten bei Flow Traders gehört der ETFS Physical Silber (WKN A0N62F). "Hier gab es einen leichten Abgabedruck."

Basismetalle: Gewinnmitnahmen überwiegen

Industriemetall-ETCs gehören in Sengfelders Orderbüchern zu den Verlierern. Anleger trennten sich etwa per Saldo vom db Industrial Metals Booster Euro Hedged (WKN A1ED2H). Mittel in Höhe von 18,2 Millionen US-Dollar zogen Investoren auf Wochensicht aus dem ETFS Aluminium (WKN A0KRJS) ab, wie Wenger registriert. „Nach einem Anstieg des Aluminiumpreises von 19 Prozent seit Jahresbeginn nehmen Investoren nun Gewinne mit."

Im Übrigen stand der gesamte Industriemetallsektor laut Weinberg am gestrigen Dienstag unter Druck. Der Industriemetallindex der London Metall Exchange fiel um 2,4 Prozent auf 3.213 Punkte. Nickel verlor auf Schlusskursbasis mit minus 5 Prozent bzw. 1.000 US-Dollar am meisten. Nachdem der Nickelpreis zum Wochenbeginn fast wieder die Marke von 20.000 US-Dollar erreicht hatte, notiert das Metall derzeit um 18.700 US-Dollar pro Tonne.

Der jüngste Nickel-Preisanstieg sei zum Teil von spekulativen Anlegern ausgelöst worden, die nun ihre Gewinne mitgenommen hätten, wie Weinberg vermutet. Zwar plane die philippinische Regierung nach indonesischem Vorbild ein Exportverbot für unbehandelte Erze. "Allerdings dürften bis dahin noch Jahre vergehen." Der Gesetzentwurf selbst könne durchaus innerhalb von zwei Jahren verabschiedet werden. Die eigentliche Umsetzung werde indes eher fünf Jahre brauchen. "Sorgen vor einer kurzfristigen möglichen Verknappung des globalen Nickelangebots waren wohl verfrüht."

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von Iris Merker, Deutsche Börse AG © 10. September 2014

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