Sorgen um China halten Ölpreise unter Druck

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem jüngsten Einbruch wagen die Ölpreise eine moderate Erholung. Doch Rohstoffexperten halten einen weiteren Preisrückgang für wahrscheinlich.

Die Preise für Rohöl klettern wieder, zwar nur leicht, doch der jüngste Kursrutsch scheint gestoppt. Am Mittwoch legten die Ölpreise den zweiten Tag in Folge zu. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September kostete am Morgen 50,33 US-Dollar. Das waren 34 Cent mehr als am Dienstag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 31 Cent auf 46,05 Dollar.

Die leichte Erholung kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen: Der Ölmarkt ist angeschlagen. Allein im Juli sind die Rohölpreise um etwa 20 Prozent gefallen. Zu Wochenbeginn war der Brentpreis erstmals seit Januar wieder unter die Marke von 50 Dollar je Barrel gefallen. Die leichten Kursgewinne zur Wochenmitte begründeten Händler mit einer Gegenbewegung nach dem Einbruch am Montag. Eine weitere Begründung: China.

Viel hängt von China ab

Kräftige Kursgewinne an den chinesischen Börsen hatten gestern die Preise am Ölmarkt gestützt. Dauerhaften Rückenwind für den Rohstoffmarkt ist von dieser Seite jedoch nicht zu erwarten. Am Mittwoch bereits rutschten Chinas Festland-Börsen wieder ins Minus. Am Rohstoffmarkt wird die Entwicklung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auch genau beobachtet.

Die Sorge vor einer Konjunkturflaute in China und der damit einhergehenden geringeren Nachfrage nach Rohöl belastet seit Wochen die Ölpreise. Hinzu kommt ein unverändert hohes Angebot aus Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec). Mittlerweile wird das Fördervolumen des Ölkartells auf durchschnittlich mehr als 32 Millionen Barrel pro Tag geschätzt, obwohl die Opec eigentlich nur 30 Millionen Barrel anpeilt.

Fracking-Boom trotz sinkender Preise

Entgegen früherer Annahmen hat der gesunkene Ölpreis zudem nicht zu einem Ende des Fracking-Booms in den USA geführt. Die Zahl der Bohrungen bei dieser vergleichsweise aufwendigen und damit teuren Methode der Ölförderung ist zwar gesunken, allerdings weit weniger stark als von Beobachtern erwartet.

Am Mittwochnachmittag wird die US-Regierung ihre wöchentlichen und stark beachteten Zahlen zu den nationalen Ölbeständen veröffentlichen. Es wird zwar mit einem Rückgang gerechnet, der die Preise zusätzlich stützen könnte. Allerdings liegen die Vorräte zurzeit deutlich höher als im Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Das Angebot an Rohöl auf dem Markt bleibt daher auf absehbare Zeit hoch. Sollte die Wirtschaft in China abkühlen und damit auch die Nachfrage weiter sinken, dürfte das die Ölpreise zusätzlich unter Druck setzen. Einige Rohstoffexperten wollen weiterhin fallende Ölpreise daher nicht ausschließen. “Die Kombination aus einer schwächelnden Nachfrage aus Fernost und der mehr als auskömmlichen Versorgungslage ist schon als explosive Mischung zu beurteilen”, sagte Frederik Kunze von der NordLB.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Jan Miko/shutterstock.com

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